Bontus surft vor Marseille zu Olympia-Gold mit dem Kite

Valentin Bontus surft zu Gold © APA/AFP/CLEMENT MAHOUDEAU

Valentin Bontus hat sich am Freitag vor Marseille zum allerersten Olympiasieger im Kitesurfen gekürt. Der als Außenseiter und in einem maßgeschneiderten weißen Skianzug in das Finale gestartete Niederösterreicher gewann in diesem alle drei Rennen und triumphierte vor dem Slowenen Toni Vodisek und Maximilian Maeder aus Singapur. Einen Tag nach dem Olympiasieg der 470er-Segler Lara Vadlau/Lukas Mähr darf sich das ÖOC-Team über die zweite Goldmedaille in Frankreich freuen.

„Olympiasieger hört sich surreal an. Das ist unglaublich. Ich bin überwältigt. Pure Gänsehaut – da oben zu stehen und die Hymne zu hören, war next Level“, sagte der 23-jährige Bontus, bei dem nicht nur der Anzug, sondern auch die Taktik maßgeschneidert war. „Es war genau dasselbe wie gestern, derselbe Wind, ziemlich ähnliche Windrichtung. Ich habe genau gewusst, was ich machen muss, das habe ich einfach abgezogen.“

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Nach dem Finaleinzug und dem ersten Rennsieg am Donnerstag war Bontus auch am Freitag nicht zu stoppen. Der Niederösterreicher holte im zweiten Rennen den zweiten „Win“ und erarbeitete sich damit einen Showdown gegen Vodisek, der als Grunddurchgangssieger mit zwei „Wins“ Vorsprung ins Finale gestartet war. Der Slowene stürzte in der Entscheidung, Bontus gewann erneut und krönte sich zum Olympiasieger.

„Ich habe mein Kite nicht gewechselt, ich bin auf dem großen geblieben. Die anderen waren ein bissl nervös, glaube ich, haben deshalb auf den kleineren gewechselt, weil es halt doch an der oberen Grenze vom Wind war. Ich war mir sicher, dass es nicht die richtige Wahl ist“, erklärte Bontus. Sein Plan ging auf – ebenso wie jener mit dem Anzug. „Das ist eigentlich ein Skianzug von unserer Ski-Nationalmannschaft. Da haben wir eine tolle Kooperation mit dem Wintersport“, erklärte Doppelolympiasieger Roman Hagara, der Leiter der Technologieabteilung im OeSV ist. Er hatte Gold für Bontus auch vorhergesagt: „Da konnte ich ihm jetzt nicht in den Rücken fallen“, meinte dieser.

Der Bewerb vor Marseille wurde diese Woche aufgrund des Windes zur Geduldsprobe für die Kitesurfer. „Da gibt es keine Tricks, es ist ein super Team hinter mir vom Segelverband und dem Olympischen Komitee. Mein Trainer spricht mir immer gut zu, wir haben recht viel Spaß am Wasser. Ich glaube, das ist der Vorteil, den ich den anderen gegenüber habe, dass ich wirklich Spaß an dem Ganzen habe“, sagte Bontus. „Wenn ich Vierter geworden wäre, so what? Mein Leben geht weiter.“ Und es soll so bleiben, wie es ist: „Es ist eine Goldmedaille und kein lebenveränderndes Ereignis. Vielleicht schon, vielleicht auch nicht. Ich hoffe nicht, denn mein Leben taugt mir so, wie es gerade ist.“

Insgesamt wäre er aber gern mehr Rennen gefahren, in der Eröffnungsserie waren es nur sieben. „Normalerweise haben wir fünf Tage und fahren bis zu zwanzig Rennen. Hier sind wir nur sieben gefahren. Das ist ein bissl mau.“ Aber es seien – egal ob nach zwanzig oder nach sieben Rennen – meist die gleichen Leute obenauf. Beim Training vor Marseille habe es oft gute Situationen mit dem Wind gegeben. „Wir sind immer gut rausgekommen. Kurioserweise sagen alle, die Spiele sind anders, so war es dann wirklich.“

Bontus wurde in Marseille von einer großen und vor allem lautstarken Fangemeinschaft aus Familie und Freunden angefeuert. Auch aus Garmisch-Partenkirchen. „Meine Freundin Martina ist aus Garmisch, wir sind dort zusammengezogen. Es sind recht viele Leute hier.“ Die Eltern hatten ein Haus mit Blick auf die Bucht und den Rennkurs gemietet.

Insgesamt war es die vierte Medaille für Österreich bei diesen Sommerspielen. Judoka Michaela Polleres sowie der Kletterer Jakob Schubert eroberten jeweils Bronze. Damit sind es die bisher sechsterfolgreichsten Sommerspiele Österreichs in der Geschichte. Mehr als zwei Goldmedaillen gab es nur 1936 (4).

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