Das 20gerhaus in Ried: Klein – unabhängig – unkonventionell

Galerien in Oberösterreich: Zeitgenössische Kunst im 20gerhaus in Ried im Innkreis

Oben: Ölgemälde von Simone ThurnerLinks oben: aus der Serie „Solong“ von Christine WawrinekLinks u.: Fotocollage Serie
Fotocollage Serie" Second Life“ von Franz Wawrinek © Christine Wawrinek

Ein Jahrhundertwendehaus in der Bahnhofstraße 20 in Ried als Namensgeber für eine Galerie: das 20gerhaus. Seit 2006 Ort für zeitgenössische Kunst in einem breiten Kontext. „Bei uns gab es schon in den Anfängen Fotoausstellungen, was damals in der Provinz nicht selbstverständlich war“, erzählt Vorstandsobfrau Sigrid Kofler.

Die kleine, unabhängige Galerie (zwei Räume auf ca. 60 m2) setzt auf hohe Qualität zu gesellschaftsrelevanten Themen. Bei sechs bis sieben Ausstellungen im Jahr beschreitet man auch unkonventionelle Wege.

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Daniela Wageneder-Stelzhammer, als gebürtige Innviertlerin Kuratorin in Wien, gestaltet jedes Jahr eine Ausstellung mit Installationen im 20gerhaus. An der jährlichen Weihnachtsausstellung können sich alle Künstlerinnen und Künstler beteiligen, die schon einmal in der Galerie ausgestellt haben – zuletzt waren es 35.

Der Verein besteht aus acht aktiven Vorstandsmitgliedern, die das aktuelle Kunstgeschehen im Innviertel und darüber hinaus prägen. Der Fokus liegt u.a. auf der Förderung junger, regionaler Künstler. „Je kleiner eine Region, eine Stadt ist, desto wichtiger ist die Vernetzung, in unserem Fall mit der Innviertler Künstlergilde und dem Rieder Kulturverein Kunst im Keller, kurz KiK genannt. Unser Verein arbeitet ehrenamtlich und finanziert sich über Mitgliedsbeiträge, Sponsoring und Subventionen“, so Kofler.

Fotografie verfremdet

Bei der aktuellen Ausstellung „Berührungszonen“ (bis 5. Oktober 2024) gehen Christine und Franz Wawrinek in ihren Arbeiten von der Fotografie aus. Die Künstlerin macht in der Serie „Solong“ durch gezielte Abstraktion das Unsichtbare im Alltag sichtbar. Da zeigen sich Risse im Asphalt als seilartige Struktur.

Die Fotografien der Serie „Silaris“ wirken wie gemalt, das Motiv ist nicht gleich erkennbar. Die Künstlerin verfremdet Kunststofffolien, die in der Natur entsorgt wurden, indem sie beim Fotografieren ungewöhnliche Perspektiven wählt und thematisiert umweltbelastende Eingriffe in Ökosysteme und Landschaftsbilder.

In der Bildserie „Second Life“ schöpft Franz Wawrinek aus dem Reichtum seiner fotografischen Bildwelten und transformiert sie malerisch wie grafisch zu neuen Wirklichkeiten. Fotografische Elemente werden in vielen Arbeitsschritten verändert, mit Struktur versehen und zuletzt zu einer digitalen Bildcollage vereint. Acrylglas sorgt für Leuchtkraft und Farbigkeit.

Mensch im Mittelpunkt

Die Ausstellung „Human“ zeigt von 10. Oktober bis 16. November Arbeiten von Simone Thurner und Christian Schafflhuber. Zwei Künstler, die die klassischen Disziplinen traditioneller Arbeitsweise nicht scheuen.

Im Mittelpunkt der Werke steht der Mensch. Thurner stellt in ihren Ölgemälden Personen in Bewegung und permanenter Veränderung dar. Es kommt teilweise zur Auflösung von Grenzen. Schafflhubers Steinskulpturen entstehen über längere Zeiträume und sind Zeugnis eines symbiotischen Lebens- und Arbeitsprozesses.

Von Gerlinde Rohrhofer