Künstlerateliers ziehen demnächst ins Wiener Funkhaus

Bald schon Proberaum? Ein ehemaliges Radiostudio im Funkhaus © APA/"Never at Home"/Clara Grillmaier

Derzeit steht das Wiener Funkhaus in der Argentinierstraße weitgehend leer. Der ORF bzw. seine Sender Ö1, FM4 und Studio Wien sind längst ausgezogen. Doch schon bald wird in den 30er-Jahre-Bau von Clemens Holzmeister kreatives Leben zurückkehren. 73 Ateliers für Künstlerinnen und Künstler werden nämlich noch im Lauf des Oktober in einen Teil des Gebäudes einziehen – temporär bis zumindest Sommer 2025.

Abgewickelt wird die Sache vom 2021 gegründeten Verein „Never At Home“, der seinen Fokus auf der kunstbezogenen Bespielung von Leerständen hat. „Das ist inzwischen unser vierter Standort – und ein besonders spannender, weil das Funkhaus halt viele kennen“, sagt Projektmanagerin Vera Grillmaier bei einem exklusiven Rundgang mit der APA. Konkret werden sich die gut 70 Arbeitsräume, die in einer Größenordnung von 10 bis 30 Quadratmetern zur Verfügung gestellt werden, im ersten und zweiten Stock des Funkhauses befinden – also dort, wo früher hauptsächlich die Radiostudios und Büros von Ö1 und Radio Wien untergebracht waren.

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Ziel sei es, jungen Kreativen leistbare Ateliers unkompliziert eine Zeit lang überlassen zu können, so Grillmaier. Um 15 Euro pro Quadratmeter und Monat wird vermietet. „Never At Home“ kooperiert dabei mit dem Vorarlberger Bauunternehmen Rhomberg, dem die teils denkmalgeschützte Liegenschaft inzwischen gehört. „Wir beteiligen uns an den Betriebskosten“, fasst Grillmaier die anfallenden Kosten für den Verein zusammen. Miete fällt für den Verein also nicht an. Vermittelt wurde der Kontakt über die Serviceeinrichtung „Kreative Räume Wien“, eine Beratungsstelle für Leerstandsaktivierung im Auftrag der Stadt.

Derzeit laufen noch Begehungen für Interessierte, die in den kommenden Monaten im Funkhaus werken wollen. Platz sei für rund 100 Künstlerinnen und Künstler, da einige Ateliers geteilt nutzbar seien, sagt Grillmaier. Die ersten würden noch im Oktober hier tätig werden. Offen ist „Never At Home“ bei der Auswahl der temporären Mieterinnen und Mieter für unterschiedlichste Kunstdisziplinen. „Der Vorteil ist, dass die Leute die Räume am Ende nicht so verlassen müssen, wie sie sie vorgefunden haben. Man kann sich also austoben beim Malen, Dinge an die Wände schrauben und so weiter“, betont die Projektmanagerin.

Sogar Musikproberäume können dank der Schallisolierung in den einstigen Radiostudios angeboten werden. Und in einer der ebenfalls verwaisten Garagen soll eine Keramikwerkstatt ihre Zelte aufschlagen. Dazu sind Communityräume geplant, in denen sich die Kunstschaffenden treffen und austauschen können. „Es klingt fast ein bisschen kitschig, aber oft entstehen dann Gemeinschaftsarbeiten“, weiß die Vereinsverantwortliche aus Erfahrung zu berichten. Apropos Treffpunkt: Laut Grillmaier wird bald auch ein Pop-up-Gastroprojekt in der früheren Funkhaus-Kantine im Erdgeschoß eröffnen.

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Wer nicht gerade künstlerisch tätig ist, sich aber den Holzmeister-Bau demnächst (wieder einmal) von innen anschauen will, hat bald die Möglichkeit dazu. „Never At Home“ plant für Anfang November nämlich ein „Open House“-Event, bei dem man auch den dann schon dort arbeitenden Künstlern über die Schulter schauen kann. Workshops und Gratisausstellungen sollen ebenfalls regelmäßig stattfinden. In welche Richtung Rhomberg selbst das Funkhaus mittelfristig entwickeln will, hat das Bauunternehmen indes noch nicht verraten.

never-at-home.at