Festivals und ein neuer Preis locken Jazzfans im Herbst

Alabaster DePlume wird beim neuen Festival Open Jazz Vienna auftreten © APA/Open Jazz Vienna/Chris Almeida

In der heimischen Jazzwelt brodelt es – und zwar im positiven Sinn. Um das zu unterstreichen, stellten sich Montagvormittag im Wiener Porgy & Bess mehrere Festivals und Initiativen vor, die in den kommenden Monaten für frische Sounds und viel Bewegung auf den Bühnen des Landes sorgen wollen. „Die Jazzszene in Österreich ist lebendiger und vielfältiger denn je“, formulierte es Philip Yaeger vom Musikinformationszentrum mica (music austria). Der Herbst wird also bunt.

„Jazz hat den Ruf, eine Musik der Nacht zu sein“, so Yaeger, der selbst als Musiker aktiv ist. „Die abendlichen Konzerte sind aber nur die Spitze des Eisbergs. Im Vorfeld und Umfeld passiert nämlich sehr viel Arbeit.“ Deshalb möchten etablierte Namen wie der Vienna Jazz Floor und Jazz & The City oder neue Festivals wie Open Jazz Vienna Synergien heben und gemeinsam auf die anstehenden Programme aufmerksam machen. „Eine Vernetzung wäre in jeder Hinsicht wichtig“, so Schlagzeuger Niki Dolp. „Wir müssen miteinander arbeiten, nicht gegeneinander.“ Schon alleine aufgrund immer knapper werdender Ressourcen.

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Dolp steht gemeinsam mit Marina Zettl und Romana Spitzbart-Kleewein hinter Open Jazz Vienna, das von 18. bis 21. November erstmals stattfindet. Am Anfang sei dabei die Frage gestanden: „Was kann Jazz alles sein?“, formulierte es Zettl. Immerhin sei das Genre schon längst kein Nischenthema mehr, sondern bediene unterschiedlichste Stile und Publikumsschichten. Dementsprechend will man mit Acts wie dem britischen Musiker Alabaster DePlume oder dem Kenji Herbert Trio die Sounds bewusst offen halten. Der Auftakt erfolgt im Theater am Spittelberg, die große Abschlussfeier steigt im Flucc, und dazwischen werden auch ein Radgeschäft sowie ein Buchladen zu musikalischen Schauplätzen. Ein „Meet up“ soll zusätzlich Diskurs und Wissensaustausch fördern.

Zum „Jazz im Sägewerk“ wird bereits diese Woche in Bad Hofgastein geladen: Veranstalter Sepp Grabmaier betonte die Notwendigkeit, die Musik „aktiv an die Leute zu bringen“, um auch allen Beteiligten Sicherheit zu bieten. Er setzt dafür u.a. auf einen „Besuchervertrag“, mit dem fixe Konzert- bzw. Festivalbesuche vereinbart werden und der ihm die Planung erst ermögliche. „Es ist nach wie vor mein zentrales Anliegen, die Menschen mit dieser Musik in Verbindung zu bringen.“ Solange es dafür eine Nachfrage gebe, werde er auch weitermachen. Den Jazzherbst (9. bis 13.10.) stellt Grabmaier heuer unter das Thema „lirico“ und bietet etwa Auftritte von Cosima Schmid, Lorenz Raab oder der Sinfonia de Carnaval mit Anna Lang und Alois Eberl.

Ebenfalls schon vor der Tür steht das Tonarttirol Festival for Contemporary Jazz, das von Donnerstag bis Samstag mit Yvonne Moriel, Waxamilion oder John Blow nach Innsbruck lockt. Zur Kombination aus Stadtbummel und Musikgenuss lädt hingegen Jazz & The City, das von 17. bis 20. Oktober in Salzburg ein bunt gemischtes Programm bietet. Ulrich Drechsler hat sich hierfür ebenso angesagt wie Reuben James, Kit Downes, Rosa Brunello oder Christian Muthspiel mit seinem Orjazztra Vienna. Gleich den ganzen November nimmt dann der Vienna Jazz Floor in Beschlag, an dem sich neun Clubs der Bundeshauptstadt beteiligen und von traditionsreichen Klängen bis zu jüngeren Sounds alles bieten. Gerade diese doch sehr unterschiedlichen Konzepte seien „sehr wichtig“, unterstrich Alfred Pulletz von der IG Jazz.

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Mit einem interdisziplinären Angebot will De/semble punkten, das sich als Festival „for Jazz and Adventurous Music“ versteht. Von 14. bis 16. November gibt es im Reaktor etwa neue Musik von Teresa Rotschopf zu hören, die ihr jüngstes Album in einer Tropfsteinhöhle aufgenommen hat. Pro Tag sind drei Konzerte angesetzt. Eine Mischung aus Publikums- und Showcasefestival ist wiederum Kick Jazz (3. und 4.12.), bei dem sich die Musikerinnen und Musiker auch internationalen Veranstaltern im Porgy & Bess präsentieren können. Mit dabei sind heuer etwa das Trio Haezz, Echo Boomer oder Schmack.

Als vorweihnachtlicher Höhepunkt wartet am 5. Dezember schließlich die Verleihung des neuen Österreichischen Jazzpreises auf alle Interessierten. 35 Nominierte haben in den Kategorien „Best Newcomer“, „Best Album“ und „Best Live Act“ eine Chance auf die Auszeichnung. Bei der Gala im Porgy & Bess werden die drei Gewinner natürlich auch auf der Bühne stehen und eine musikalische Kostprobe abliefern. Um das Thema Vernetzung nochmals zu fördern, gibt es zudem bereits am 21. Oktober einen weiteren Austrian Jazz Summit, bei dem gemeinsam über die Themen Fair Pay und Booking, aber auch die diversen Förderschienen sowie die Lage der Veranstalter diskutiert werden soll. Fad wird im Herbst also weder dem Publikum noch den Musikerinnen und Musikern.

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