Linzer Kunstsalon: Von Mick Jagger bis zur Familienministerin

Die traditionsreiche Verkaufsausstellung von oö. Galerien und Kunst- und Künstlervereinigungen von 11. bis 13. Oktober im Linzer Schloss

Der Linzer Kunstsalon zeigt die Vielfalt künstlerischen Schaffens: Arbeiten von Andrea Lüth und Stefan Brandmayr, die gemeinsam ausstellen. ©

Ab Freitag haben Kunstinteressierte wieder die Gelegenheit, sich zeitgenössisches Kunstschaffen anzusehen und auch gleich etwas davon zu erwerben. Denn dann öffnet der Linzer Kunstsalon bei freiem Eintritt seine Pforten, zu dem Galerien und Kunst- und Künstlervereinigungen aus ganz Oberösterreich im Schlossmuseum Schätze mitgebracht haben.

Künstlerische Vielfalt

„Der Kunstsalon bildet die künstlerische Vielfalt ab“, so Gabriele Spindler von der OÖ Landes-Kultur GmbH, bei der die Fäden für den Kunstsalon zusammenlaufen. Dieser ist eine traditionsreiche Veranstaltung, immerhin findet er seit 1999 regelmäßig statt. Traditionsreich sind auch die Galerien und Vereinigungen, die hier ausstellen und zum Erwerb anbieten. 15 Aussteller sind schon seit vielen Jahren immer wieder mit dabei, zwei neue Galerien wurden heuer zusätzlich eingeladen und die haben auch gleich Highlights im Gepäck.

Lesen Sie auch

Die Neuen zeigen, wofür sie stehen

Paul Lehner setzt mit zwei Arbeiten gleich beim Eingang des Kunstsalons einen prächtigen Verweis auf einen Künstler, den er ab 15. Jänner in seiner heuer gegründeten Galerie am Berg in Kirchberg-Thening zeigen wird: Schwarzweiß-Aufnahmen unter Plexiglas von Sänger Bryan Adams, der sich bekanntlich auch einen Namen als Fotograf gemacht hat – Mick Jagger, cool wie immer, vor leuchtendem Blau und Model Kate Moss lasziv auf Orange.

Lehner, bis zu seiner Pensionierung für Kunstankäufe des Landes OÖ zuständig, bringt viel Expertise für seinen neuen „Laden“ mit und auch viele bekannte Namen. Seine Bilder im Foyer des Kunstsalons vermischen sich mit denen einer ehemaligen Kollegin, die sich ebenfalls selbständig gemacht hat: Eva Manner von der Galerie Manner aus Perg. Deswegen haben die beiden ihre Arbeiten auch gemischt gehängt – und besonders dicht: „Wir wollen als Neueinsteiger zeigen, wofür wir stehen“, so Lehner. Die beiden Neo-Galeristen zeigen auch Arbeiten u.a. von Hans Staudacher, Hubert Schatz, Johann Jascha, Christine Bauer, Adelheid Rumetshofer.

Bekannte Namen und junge Positionen

Eine alte Bekannte im Linzer Kunstsalon ist die Galerie in der Schmiede aus Pasching, die seit mittlerweile 34 Jahren besteht. Auch Galeristin Christine Stieger weist mit Arbeiten von Dietmar Brehm, Anselm Glück, Franz Blaas und Oliver Dorfer auf kommende Verkaufsausstellungen in ihren eigenen Räumlichkeiten hin. Als jüngere Position hat sie Arbeiten von Martin Veigl mitgebracht, die Szenen aus dem Alltag zeigen, bei denen die Protagonisten zur Seite blicken, wohl auf Smartphone & Co., und die ohne Kontakt mit dem Betrachter Anonymität ausstrahlen.

„Durchhaltevermögen“ beweist, wie sie selber sagt, auch Galeristin Gerlinde Hofer vom Linzer Kunstverein Fa. Paradigma seit 1990, die heuer mit Helga Schagers „Röntgenbildern“ und Stills aus kleinen Filmen der Künstlerin aufwartet, die ihre Vergangenheit in der Textilkunst auch auf ihren Bildern mit besonderen Mustern zeigt. Köstliche Ölgemälde in pastelliger Malweise, die fast wie Kreidezeichnungen anmuten, stammen von Leander Kaiser. Sie bergen feine Anspielungen auf die Politik, etwa, wenn Familienministerin Susanne Raab auf einem vom Steg aus badenden Kindern zusieht. Hildegard Stögers kleine Formate sind feine Arbeiten, die viel Zeit brauchen und erzählen, asiatisch angehaucht und in vielen Schichten gemalt, geheimnisvolle Geschichten.

Skulpturale Ausreißer

Ein tolles Konzept verfolgen Stefan Brandmayr und Andrea Lüth. Sie bieten unter dem Dach „forum presents“ seit 2018 Kunstunistudenten Ausstellungsmöglichkeiten und vernetzen sie auch international auf Galerienplattformen. Im Schloss haben die beiden Kunstuni-Absolventen aber eigene Arbeiten mit dabei: von Lüth Poster und T-Shirts mit humorvollen Zeichnungen, die spielerische Leichtigkeit ausstrahlen, und auf einem skulpturalen Gestell mit Kleiderbügeln von Brandmayr hängen. Bei seinen Arbeiten, so Brandmayr, gehe es um das „Zusammentreffen von Materialien, Geometrie, Volumen und Struktur und Farbkombis“.

Faszinierende Kugelschreiber-Zeichnungen

Vier jungen Künstlerinnen widmet sich das OÖ. Kunstverein im Schloss, darunter Klemens Brosch-Preisträgerin Michaela Kessler mit ihren faszinierenden Kugelschreiber-Zeichnungen, in denen sie aus unzähligen Strichen riesige, organisch anmutende weibliche Formen entstehen lässt.

Fesselnd auch die Fotoserien von Petra van Husen, in denen durch Übereinanderlegen von im Sekundentakt gemachten Digitalaufnahmen viel Bewegung entsteht: Die Serien, die etwas Malerisches an sich haben und sich so von der klassischen Hochglanzfotografie abheben, zeigen Räume in verlassenen Häusern früherer Minenbesitzer im ehemaligen Deutsch-Südwestafrika (heute Namibia), Menschen am Strand und Venedig in den frühen Morgenstunden. Im Schloss präsentiert werden sie von der Tschick Galerie der Prager Fotoschule.

Weitere Aussteller sind die Galerien, 422, DIE FORUM, Brunnhofer, Hofkabinett und Schloss Parz, weiters das Kunstforum Salzkammergut, Die Kunstschaffenden, die Kunstwerkstatt Lebenshilfe Gmunden, die Künsterlinnen- und Künstlervereinigung MAERZ und die Innviertler Künstlergilde.

Von Melanie Wagenhofer