Apocalyptica kehrte in Wien zu den Anfängen zurück

Metal geht auch mit dem vermeintlich sanften Cello... © APA/GETTY IMAGES NORTH AMERICA/BRYAN BEDDER

Wenn man sich vor dem Beginn eines Konzerts umschaut und feststellt, dass man der Einzige ist, der keine Ohrstöpsel trägt, weiß man: Das wird wehtun. Und wenn man dann nach einem Cellokonzert tatsächlich halbtaub nach Hause kommt, dann ist klar, dass die Metalformation Apocalyptica in der Stadt ist. Die Finnen präsentierten am Donnerstag im Gasometer ihr zehntes Studioalbum – das eine Rückkehr zu den Anfängen der Gruppe 1996 darstellt.

Schließlich starteten die damals noch vier klassisch ausgebildeten Cellisten von Helsinki aus eine Revolution in der Metalwelt, indem sie mit ihrem Debütalbum „Apocalyptica plays Metallica“ auf den Markt kamen. Hatte die Idee, Streichinstrumente für den harten Rock zu verwenden, damals noch den Hautgout von Kuriosität, ist der Stil heute als immer noch neuer, ungewöhnlicher Blick auf ein Genre etabliert.

Lesen Sie auch

Nun also „Apocalyptica Plays Metallica Vol. 2“. Und klar ist, dass sich die vom Quartett auf ein Trio geschrumpfte Band auch 28 Jahre nach ihren Anfängen im Wesentlichen treu geblieben ist. Eicca Toppinen, Paavo Lötjönen und Perttu Kivilaakso sind drei Metalmusiker, die Cello spielen – oder doch eher drei Cellisten, die Metal spielen?

Egal. Der große Unterschied von Apocalyptica zu einer klassischen Metalband ist letztlich, dass es sich in dieser Besetzung um drei gleichberechtigte Instrumente auf der Bühne handelt, die sich die Parts Bass, Riffs und Solostimme teilen. Und mehr als ihre drei Streichinstrumente und ein Schlagzeug benötigt man auch nicht, um einen Saal über eineinhalb Stunden mit voller Amplitude zu beschallen.

Da geht so manche Nuancierung verloren, die sich bei Studioeinspielungen herauskitzeln lässt. Bisweilen fällt es einem im Publikum schwer, überhaupt zu unterscheiden, wer gerade den Lead spielt. Eine Akustiksession, das wär’s. Dafür sind die drei wilden Kerle aus Finnland aber schlicht zu sehr Rampensäue, als dass sie sich ihre perfekt choreografierte Lichtshow nehmen lassen würden. Nur einmal wird es an diesem Abend melancholisch, wenn bei „The Call of Ktulu“ ein Originalbasstrack des 1986 tödlich verunglückten Metallica-Bassisten Cliff Burton die Band begleitet.

Video
Ich möchte eingebundene Social Media Inhalte sehen. Hierbei werden personenbezogene Daten (IP-Adresse o.ä.) übertragen. Diese Einstellung kann jederzeit mit Wirkung für die Zukunft in der Datenschutzerklärung oder unter dem Menüpunkt Cookies geändert werden.

Zurücknehmen müssen sich die Apocalypticer aber auch nicht, ziehen sie mit ihren Tourneen mittlerweile doch ein gänzlich durchmischtes Publikum an – sowohl bezüglich des Alters als auch des Habitus. So manche Besucher würde man eher bei Bachs Cellosuiten im Musikverein denn im Gasometer vermuten, während andere vermeintlich auf illegalen Metalfestivals in osteuropäischen Wäldern zuhause sind, bei denen die Band live auf der Bühne Ratten totbeißen. Apocalyptica verbindet eben.

apocalyptica.com