Porsche baut nach schwachen Ergebnissen auf neue Autos

Gewinn brach heuer in den ersten drei Quartalen um 30 Prozent auf 2,76 Milliarden Euro ab - Umsatz ging um fünf Prozent auf 28,6 Milliarden Euro zurück

Porsche 911 GT3 mit Weissach-Paket. © Porsche

Der deutsche Sportwagenbauer Porsche AG will nach einem holprigen dritten Quartal mit einem Endspurt seine Jahresziele schaffen. „Wie erwartet ist das dritte Quartal das schwächste des Geschäftsjahres 2024“, sagte Finanzvorstand Lutz Meschke. Die schwierige Wirtschaftslage unter anderem in China sowie die vielen Modellwechsel schlugen sich in den drei Monaten bis September in den Geschäften nieder.

Der Manager sprach von einem erwarteten Abschneiden und will mit den neuen Autos wieder in die Spur kommen. China bleibt jedoch auf absehbare Zeit eine Baustelle für Porsche.

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Der Umsatz nach neun Monaten stand um fünf Prozent niedriger bei 28,6 Mrd. Euro, das operative Ergebnis fiel um knapp 27 Prozent auf 4,04 Mrd. Euro. Die Rückgänge vergrößerten sich damit zum Zeitraum der ersten sechs Monate. Der Gewinn rutschte um 30 Prozent auf 2,76 Mrd. Euro ab.

Die VW-Tochter hatte ihre Zahlen am Freitag (25. Oktober) zum Börsenschluss vorgelegt. Die im Deutschen Aktienindex (DAX) notierte Vorzugsaktie verlor am Montag nach Handelsbeginn 2,2 Prozent auf 68,76 Euro. Heuer steht bis dato ein Rückgang von rund 14 Prozent auf der Kurstafel.

Analyst Patrick Hummel von der Schweizer Großbank UBS wertete die Resultate als „nicht gut“, der Ausblick auf das kommende Jahr sei zudem nicht schön. JPMorgan-Experte Jose Asumendi sprach hingegen von einem „soliden Zahlenwerk“ angesichts der vielen Herausforderungen des Autobauers. Ein Händler verwies vor allem auf einen schwachen Finanzmittelzufluss im Quartal, dieser sei die „Schwachstelle“ von Porsche.

Porsche hatte in den ersten neun Monaten 226.026 Fahrzeuge an die Kundinnen und Kunden ausgeliefert. Das waren um knapp sieben Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Der Konzern hat unter anderem Probleme in China, wo die wohlhabenden Kunden wegen der Immobilienkrise im Land weniger Geld locker haben.

Im kommenden Jahr rechnet Meschke mit einem ähnlichen Abschneiden in der Volksrepublik wie heuer – da steht nach neun Monaten ein Minus bei den Auslieferungen von 29 Prozent auf 43.280 Autos.

Die europäischen Autobauer könnten sich nicht darauf verlassen, dass man in China in den kommenden ein, zwei Jahren wieder in die „schöne alte Verbrennerwelt“ zurückkehren könne, sagte Meschke. Mit der wachsenden Elektrifizierung nehme der Druck in der Volksrepublik zu, ein Luxus-Elektroautosegment habe sich dort aber bisher nicht herausgebildet.

Die generelle Entwicklung in China werde wohl nicht mehr wie ursprünglich von Porsche angenommen eintreten, daher müsse man sich stärker auf andere Märkte konzentrieren. Meschke nannte unter anderem Indien als möglichen Zukunftsmarkt. Um das langfristige Ziel einer operativen Marge von 20 Prozent zu erreichen, müsse Porsche weiter darauf setzen, den durchschnittlichen Verkaufspreis durch attraktive Modelle und individuelle Sonderausstattungen zu steigern.

Im kommenden Jahr geht der Porsche-Finanzchef insgesamt nicht von einem Wachstum der Verkäufe aus, diese dürften sich eher „flach“ entwickeln. Zur mittelfristigen Margenprognose von 17 bis 19 Prozent, die eigentlich 2025 erreicht werden sollte, wollte er sich in einer Analystenkonferenz nicht äußern.

Keine konkreten Umsatzziele

Die Unsicherheiten seien derzeit zu groß, um konkrete Ziele zum kommenden Jahr zu nennen, sagte Meschke. Nach dem ersten Halbjahr hatte sich Vorstandschef Oliver Blume noch zuversichtlich gezeigt, 2025 in der Bandbreite zu landen.

Im dritten Quartal für sich genommen sackte die operative Marge von Porsche auf 10,7 Prozent ab, deutlich weniger als die 17 Prozent ein Jahr zuvor. Analysten hatten sich bei der beachteten Kennzahl trotz der bekannten Probleme im Quartal etwas mehr ausgerechnet.

Meschke verwies angesichts der für Porsche-Verhältnisse schwachen Marge darauf, dass die Anläufe beim frischen Modell des Aushängeschilds 911er bisher nur in der Basisversion stattgefunden hätten. Beim neuen Elektro-Macan fahre die Pipeline gerade erst hoch.

Porsche habe in den ersten Wochen seit dem Start bereits 5.000 Stück des Hoffnungsträgers ausgeliefert, mit dem Auftragseingang sei man in Nordamerika und Europa sehr zufrieden. Im vierten Quartal soll sich die Lage bei den Ergebnissen und Bestellungen bereits wieder bessern.

Das Management will sich nun Produktpolitik, Kostenstrukturen und das Zulieferernetz für die kommenden Jahre vorknöpfen. Meschke will künftig laut eigenen Aussagen bereits bei einem jährlichen Verkaufsvolumen von 250.000 Autos „hochprofitabel“ sein. Zunächst will er die Kosten für Forschung und Entwicklung im kommenden Jahr deutlich senken.

Die im Juli wegen der Schwäche in China und der Überflutung bei einem Aluminiumzulieferer gesenkten Jahresziele behielt das mehrheitlich zum VW-Konzern gehörende Unternehmen bei. Porsche will 39 bis 40 Mrd. Euro Umsatz machen. Davon sollen 14 bis 15 Prozent als operativer Gewinn hängenbleiben.

Seit Herbst 2022 an der Börse

Der Sportwagenbauer ist seit Herbst 2022 an der Börse notiert. VW hält 76 Prozent der Vorzugsaktien. Diese sind die Hälfte des Grundkapitals. Die andere Hälfte sind Stammaktien, die wiederum Volkswagen und der Holding Porsche SE gehören. Wegen der verschachtelten Struktur wurde der Börsengang von vielen Experten kritisiert.

Porsche ist an der Börse derzeit etwas mehr als 60 Milliarden Euro wert und damit der dominierende Teil der Gesamtbewertung des kriselnden VW-Konzerns. Dieser kommt derzeit insgesamt auf weniger als 50 Mrd. Euro.