Neues Strauss Museum in Wien

Neues „Johann Strauss Museum“: Wolke aus Liebesbriefen © APA/GEORG HOCHMUTH

Schon der erste Besucher der Ausstellung „Johann Strauss – New Dimensions“ zeigte sich begeistert über das „großartige multimediale Erlebnis“: „Ein sehr spannendes Museum“, befand Wiens Bürgermeister Michael Ludwig am Dienstag im neuen Johann Strauss Museum. „Ich bin überzeugt, es wird ein Renner!“ Auch die Lage in dem zuletzt als „Kleines Haus der Kunst“ genutzten ehemaligen Verkehrsbüro bei der Secession sei „hervorragend. Viel mehr an Genius Loci lässt sich nicht finden.“

Während man im House of Strauss im Casino Zögernitz in Wien-Döbling auf die Aura des Originalschauplatzes als „letzter existierender Konzertsaal, in dem alle vier Strauss-Genies aufgetreten sind“, baut, setzt man am Naschmarkt ganz auf moderne Technik. Ausstellungsarchitekt Christian Sturminger und das auf immersive visuelle Erlebnisse spezialisierte Studio Media Apparat haben auf rund 900 Quadratmetern einen zweistöckigen Ausstellungsparcours geschaffen, den man mit Kopfhörern durchschreitet. Das „3D Kopfhörer-Soundsystem, das erstmals in Österreich in einer Ausstellung zum Einsatz kommt“ (Presseinformation) und in acht Sprachen einstellbar ist, liefert beim Durchschlendern die passenden Musik- und Informationshappen und funktioniert tatsächlich beeindruckend gut.

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Als „Herzensprojekt“, mit dem man „die Wissensvermittlung auf eine neue Ebene heben“ wolle, bezeichnete Peter Hosek, Geschäftsführer der WKE Konzert- und Eventveranstaltungs GmbH und der Ostrich Eventagentur GmbH, die ab Donnerstag (7. November) geöffnete Ausstellung, mit der man etwas schaffen wolle, „das man vielleicht auch einmal um die Welt schickt“. Vorerst hat Wien im kommenden Strauss-Jahr rund um den 200. Geburtstag des Walzerkönigs am 25. Oktober 2025 das Alleinstellungsmerkmal – mit dem man sich gleichzeitig an internationalen Vorbildern orientiere, wie Filmproduzent Kurt Stocker ausführte: „In Liverpool gibt’s das Beatles-Museum, Memphis hat ein Elvis Presley-Museum und Stockholm ein ABBA-Museum. Warum hat Wien kein Strauss-Museum?“, habe er sich gefragt. Mit einem privat aufgebrachten Budget von 2,2 Millionen Euro ist das nun anders – auch ohne Originalexponate. Und in der Endphase stellte sich ein anderes Problem: „Wir hatten schließlich zehnmal so viel Material, wie wir unterbringen konnten“, sagte Stocker. „Das Schwierigste war daher die Reduktion.“

Zum Schani-Team gehören außerdem Investor Günter Kerbler, Regisseur Robert Neumüller und Historiker Wolfgang Maderthaner. Der ehemalige Generaldirektor des Österreichischen Staatsarchivs ist Garant dafür, dass es an der historischen Recherche nichts auszusetzen geben sollte – und achtete wohl auch darauf, dass das Revolutionsjahr 1848 ebenso mitbehandelt wird wie die so verheerende wie mysteriöse Verbrennung des Strauss-Archivs durch Eduard Strauss im Jahr 1907 oder die von Goebbels 1941 angeordnete Fälschung des Trauungsbuchs von St. Stephan, um Johann Strauss vom „Makel“ jüdischer Vorfahren zu befreien. Der „Donauwalzer“ sei mehr als eine Melodie, er sei „eine Signatur der Stadt“, sagte Maderthaner beim Pre-Opening. „Die Ausstellung ist eine Annäherung an diese Wiener Signatur in völlig neuer Art und Weise.“

Diese Annäherung erfolgt in sieben „Akten“ und beginnt 1825 nicht nur mit Schanis Geburt, sondern auch mit dem erfolgreichen Wirken von Johann Strauss Vater. In der Folge geht es um die gesellschaftlichen Umbrüche rund um 1848, den stupenden internationalen Erfolg von Johann Strauss in Pawlowsk bei St. Petersburg (wo er eine heftige Affäre mit der Komponistin Olga Smirnitskaja hatte, von der zahlreiche für eine Installation verwendeten Liebesbriefe zeugen), bei der Weltausstellung in Paris und auf Nordamerikatourneen, die Frauen seines Lebens und seine Operetten.

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Dazwischen kann man eine „Komponiermaschine“ anwerfen. Sein Tod im Jahr 1899 ist durch eine Geige symbolisiert, die bei der Annäherung durch einen langen Gang immer mehr in Bruchstücke zerfällt – eine der wenigen optischen Gags der ansonsten eher zurückhaltend inszenierten Schau, die mit einer längeren „Multimediashow“ im großen Erdgeschoßhauptraum endet. Sie fasst das Ganze noch einmal vertiefend zusammen, ohne das man wirklich von Walzerseligkeit erfasst würde. Die Faszination dieses „ersten Popstars der Geschichte“ vermittelt sich im Johann Strauss Museum eher durch Information denn durch Immersion.

INFO: Johann Strauss Museum, Friedrichstraße 7, 1010 Wien ab 7. November. So-Do: 10 bis 19 Uhr, Fr, Sa: 10 bis 20 Uhr, johannstraussmuseum.at