Vom Tischler zum Theater: Wolfgang Hübsch wird 85

Wolfgang Hübsch auf der Bühne (Archivbild) © APA/HERBERT NEUBAUER

Egal ob auf heimischen Bühnen wie im Theater in der Josefstadt und bei den Festspielen Reichenau oder in Film und Fernsehen: Der Schauspieler Wolfgang Hübsch ist nach wie vor künstlerisch umtriebig. Dabei begann die Karriere des Kammerschauspielers, der am Dienstag (12. November) seinen 85. Geburtstag feiert, recht bodenständig. Der gebürtige Oberösterreicher war vor seiner Schauspiellaufbahn Tischler. An seinem Ehrentag spielt er in den Kammerspielen der Josefstadt.

Wolfgang Hübsch wurde am 12. November 1939 in Steyr geboren. Nach dem Besuch der Fachhochschule für Holzverarbeitung in Hallstatt arbeitete er einige Jahre als Tischler, ehe er im zweiten Anlauf – nach einem fehlgeschlagenen ersten Versuch am Wiener Max-Reinhardt-Seminar – in die Schauspielklasse am Salzburger Mozarteum aufgenommen wurde. Dass er nicht mehr als Tischler arbeiten wollte, begründete er in einem „Kurier“-Interview einmal mit „weil ich draufgekommen bin, dass ich für dieses Handwerk völlig ungeeignet bin“. Ein anderer „Traumberuf“ wäre „auch noch Dirigent gewesen“, so Hübsch einmal in der „Oberösterreichischen Rundschau“. Aber es wurde die Schauspielerei.

Lesen Sie auch

Nach Eleven-Jahren am Salzburger Landestheater spielte Hübsch in Klagenfurt seine ersten großen Rollen. Nach nur einem Jahr glückte ihm der Sprung an das Wiener Volkstheater, wo er von 1966 bis 1970 so verschiedene Charaktere wie den Oberst Redl, Ödipus oder Raskolnikoff an der Seite von Helmut Qualtinger verkörperte. Das Engagement am Volkstheater war für Hübsch der „Durchbruch. Das war die Bestätigung, dass ich zu Recht in diesem Beruf bin.“

Nach weiteren Jahren am Münchner Residenztheater (1970 bis 1972) holte ihn Gerhard Klingenberg ans Wiener Burgtheater, wo er in 19 Jahren rund 50 Rollen, davon 20 Hauptrollen spielte. Auch an der Burg reichte seine Bandbreite von Orest über Amphitryon und Egmont und zu den Schnitzler’schen Männern. Während Claus Peymanns erster Direktion verließ Hübsch 1989 die Burg und ist seitdem als freier Schauspieler tätig. In den vergangenen 20 Jahren war er vermehrt im Theater in der Josefstadt zu sehen, etwa als Massud/König von Samarkand in Grillparzers „Der Traum ein Leben“, in Raimunds „Bauer und Millionär“ in der Regie von Josef E. Köpplinger oder zuletzt als König Kreon in Grillplarzers „Medea“ in der Regie von Elmar Goerden im Jahr 2021. Besonders in Erinnerung bleibt er als verliebter Senior in der Theateradaption „Monsieur Pierre geht online“ nach dem Film „Un profil pour deux“ in der Regie von Werner Sobotka. In der Erfolgsproduktion aus dem Jahr 2020 steht er nach wie vor auf der Bühne, so auch an seinem Geburtstag. Weitere Termine gibt es noch bis zum 26. März.

Hübsch sieht sich als „tief österreichischer Schauspieler“, als „einer, der meine Mentalität hat und die österreichische Theaterliteratur im Blut. Ob nun Schnitzler oder Horvath. Ich habe mit beiden gleichermaßen keine Probleme, beide wohnen in mir“, wie er im „Kurier“ sagte. Sein besonderes Interesse gilt auch Thomas Bernhard – „Irgendwie lässt mich Bernhard nicht mehr los.“

Video
Ich möchte eingebundene Social Media Inhalte sehen. Hierbei werden personenbezogene Daten (IP-Adresse o.ä.) übertragen. Diese Einstellung kann jederzeit mit Wirkung für die Zukunft in der Datenschutzerklärung oder unter dem Menüpunkt Cookies geändert werden.

In Reichenau gastiert Hübsch nicht nur als Schauspieler oft und gerne bei den Festspielen, im dortigen Kurtheater führte er 1994 auch erstmals Regie, bei Schnitzlers „Komödie der Worte“. Im vergangenen Sommer stand er unter der Regie von Maria Happel in Horváths „Der jüngste Tag“ als gestrenger Staatsanwalt auf der Bühne. Als „Theatermacher“ hat er zuerst in Reichenau und dann im Volkstheater brilliert. Dort, am Volkstheater, arbeitete er über zwei Jahrzehnte kontinuierlich. Große Erfolge als Schauspieler feierte er v.a. in drei Inszenierungen von Michael Gruner – als Rappelkopf in Raimunds „Der Alpenkönig und der Menschenfeind“, als Zauberkönig in Horvaths „Geschichten aus dem Wiener Wald“ und als Herr von Sala in Schnitzlers „Der einsame Weg“. Weitere Glanzrollen waren u.a. Dorfrichter Adam in „Der zerbrochne Krug“, Helmer in Ibsens „Nora – Ein Puppenheim“ und Philipp in Schillers „Don Carlos“ in der Regie von Niels-Peter Rudolph.

Neben seiner Bühnen- und Sprechertätigkeit hat Hübsch Karriere beim Film und Fernsehen gemacht. Er arbeitete u.a. mit Michael Kreihsl, Michael Haneke, Axel Corti, Xaver Schwarzenberger, Karin Brandauer, Luc Bondy, Fritz Lehner, Peter Patzak und Walter Davy zusammen. Einem breiten Fernsehpublikum ist er aus einigen Wiener „Tatort“-Folgen bekannt, wo er unter anderem als Oberinspektor Paul Kant mehrmals zu sehen war. Ebenso war er in der ORF-Serie „Der Winzerkönig“ oder dem ZDF-Krimi „Die Frau aus dem Moor“ zu erleben. Zuletzt sah man in der von Uli Brée geschriebnen und von Mirjam Unger und Andreas Kopriva umgesetzten ORF-Serie „Biester“. Im Kino spielte er an der Seite von Dirk Stermann und Christoph Grissemann in Antonin Swobodas „Drei Eier im Glas“ (2014), Gregor Schmidingers bildgewaltigem Coming-of-Age-Drama „Nevrland“ (2019), Maria Schraders „Ich bin dein Mensch“ (2021) und zuletzt Josef Haders „Andrea lässt sich scheiden“ mit Birgit Minichmayr.

Hübsch wurde 2000 zum Kammerschauspieler ernannt und erhielt 2002 den Karl Skraup-Preis. 2010 wurde Hübsch mit dem Großen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet.