St. Pölten: Zwei Filme zu einem Theaterabend komprimiert

„Wie kommen wir da wieder raus?“ in St. Pölten © APA/APA / Luiza Puiu/Luiza Puiu

Ihre erfolgreichen Filmkomödien „Womit haben wir das verdient?“ (2018) und „Wie kommen wir da wieder raus?“ (2023) hat Autorin und Regisseurin Eva Spreitzhofer zu einem 80-minütigen Theaterabend komprimiert und auf die Bühne des Landestheaters NÖ in St. Pölten gebracht. Amüsiert und mit freundlichem Beifall reagierte das Premierenpublikum am Samstagabend.

Geburtstag und Weihnachten an einem Abend: Zwangsläufig spart die Theaterfassung manche inhaltliche Facetten aus, überbrückt einen Bruch, bei manchen Motiven – etwa einem windigen Brüderprojekt mit impffreien Spermien – entsteht dafür ein Überhang, aber grosso modo bleibt der Rote Faden auch in der Theaterfassung erhalten. Es geht nicht zuletzt darum, „dass unser gegenwärtiges Verständnis von Toleranz die Werte einer offenen Gesellschaft gefährden könnte“, wie die Philosophin Lisz Hirn schon in einem Kommentar zu den Filmen schrieb.

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Der Plot vom spannungsgeladenen Patchwork-Familientreffen bietet natürlich viele Möglichkeiten, über Themen wie Toleranz, Pubertät, Feminismus, Gendern, Wokeness, Islamismus und Online-Fake samt Auswüchsen humorvoll zu reflektieren. Das gelingt auch in den größtenteils witzigen Dialogen. Verortet wird die Handlung eindeutig in Österreich. Sprachlich wird das etwa mit trefflichen Sagern wie „Die haben alle einen Huscher“ verdeutlicht. Umso seltsamer, wenn dann die Formulierung „an Weihnachten“ erklingt: Da stimmt etwas nicht im Idiom.

Ironischer Multi-Kulti-Touch

Die Darstellungsweisen auf Bühne und Leinwand sind naturgemäß absolut unterschiedlich. Gemeinsam ist beiden Fassungen die dramaturgische Funktion der fabelhaften Musik von Iva Zabkar, die akustisch ganz unaufdringlich einen ironisch-stringenten Multi-Kulti-Touch einbringt und das Geschehen wesentlich zusammenhält. Julia Kreusch ist eine herbe Wanda, Michael Scherff gibt ihren Ex-Mann als sympathisches Weichei, Laura Laufenberg seine neue, ziemlich penetrante Frau, Caroline Baas überzeugt als unüberzeugend konvertierte Tochter, Jasmin Weißmann als konkurrierende, kluge Adoptivtochter Klara.

Ökologische Correctness hat sich die Produktion bei der Ausstattung auferlegt: Für die Bühne (Miriam Busch) werden nur Second-Hand-Möbel verwendet, die Dekoration ist aus recycelten Materialien hergestellt. Auch die vegane Gans, die Wanda aus dem Fenster wirft, kommt nicht in den Müll. Und Wanda darf auch diesen wunderbaren Satz von sich geben, bei dem viele im Publikum wissend nicken: „Ich sag immer, ich will alle um mich haben, weil ich immer vergess‘, wie es ist, wenn ich alle um mich hab.“

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(Von Ewald Baringer/APA)

(S E R V I C E – Eva Spreitzhofer: „Wie kommen wir da wieder raus?“ Inszenierung: Eva Spreitzhofer, Bühne: Miriam Busch, Kostüme: Martina List, Musik: Iva Zabkar, mit Julia Kreusch, Tobias Artner, Laura Laufenberg, Michael Scherff, Caroline Baas, Julian Tzschentke, Jasmin Weißmann und Felix Rank. Uraufführung am Landestheater NÖ in St. Pölten, Weitere Aufführungen bis 22. März 2025, u.a. auch am 31. Dezember sowie als Gastspiel in der Bühne Baden am 4. Dezember. Tickets und Information: landestheater.net)