Ein automatisches Klavier, das in Brailleschrift geschriebene Götternamen als Partitur spielt, eine künstliche Blume, die sichtbar wird, wenn die natürlichen Blumen verwelken, eine Bibel, deren Seiten Geldscheine sind. Glenda León (Jg. 1976) beschäftigt sich in ihren Arbeiten mit Spiritualität, Endlich- oder Oberflächlichkeit.
Mit 25 Arbeiten zeigt das OK Linz unter dem Titel „Cosmic Trace“ bis 2. März 2025 die erste Einzelausstellung der vielfältigen kubanischen Künstlerin, die in Havanna und Madrid lebt, im deutschsprachigen Raum, die in verschiedenen Disziplinen wie Zeichnung, Videokunst, Installation, Skulptur/Objekt und Fotografie zuhause und ebenso thematisch aufgestellt ist. Ihr Interesse gilt den Zwischenräumen zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem, zwischen Klang und Stille, zwischen Vergänglichem und Ewigem.
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Die Fotoserie „Jardin Interior“ zeigt Blumen, die aus Schleifchen von Damenunterwäsche gemacht sind, quasi einen privaten „inneren“ Garten, einen vergänglichen weiblichen Raum im Außenraum. Das Video „Talking to God“ hinterfragt die Rolle von Technologie heute, wenn ein Perspektivwechsel in der Kirche offenbart, dass die Kirchenbesucher nicht in einem intimen Dialog mit Göttlichen vertieft sind, sondern in ihre Mobiltelefone.
Nach der Chaostheorie kann der Flügelschlag eines Schmetterlings im Kleinen einen
Wirbelsturm im Großen auslösen. Die Künstlerin verwandelt in der Gemäldeserie „Butterfly Effect“ den Staub eines Schmetterlingsflügels in eine imaginäre Galaxie, einen Hurrikan, ein unsichtbares Licht oder einen Blitz. Der Schmetterling wird in einer dialektischen Reflexion über die Zerbrechlichkeit und Stärke der Natur zum Symbol für die Stärkung dessen, was wir fälschlicherweise als „schwach“ bezeichnen, was aber einfach zerbrechlich ist.
Eine blau gestrichene Wand mit Abschabungen („Cielo/Sky“) bezieht sich auf eine Wand in Havanna mit ähnlicher Farbe, deren verwitterte Oberfläche die Künstlerin als Wolken wahrnahm und regt dazu an, in jeder noch so schwierigen Situation etwas Positives zu sehen. Um Energie, die sich in verschiedenen Zuständen manifestiert, geht es in der Graphik-Serie „Listening“. Linien aus Tusche und Graphit geben die Bewgungen von Bienen, Ameisen, Delphinen oder eines Flusses wieder.