Infineon Austria hat ein „sehr anspruchsvolles Geschäftsjahr 2024“ hinter sich, wie CEO Sabine Herlitschka am Donnerstag beim Bilanz-Pressegespräch einräumte. Der Umsatz fiel um 15 Prozent, der Gewinn vor Steuern ging um über 80 Prozent auf 151 Mio. Euro zurück. Dennoch stieg der Aufwand für Forschung und Entwicklung leicht, auf 686 Mio. Euro oder 14 Prozent des Gesamtumsatzes. Das sei „ein guter Indikator dafür, dass wir eine Vielzahl von Chancen sehen“, so Herlitschka.
Die Produkte von Infineon Austria seien schon früh von der Marktabschwächung betroffen gewesen, sagte Finanzvorstand Jörg Eisenschmied in dem gemeinsamen Pressegespräch. Die Investitionen seien angesichts der schwachen Nachfrage um die Hälfte auf 322 Mio. Euro gekürzt worden. Die Auslastung lag nur bei 70 bis 75 Prozent, Infineon nutze die Situation, um Lagerbestände aufzubauen. Denn wenn dann der Aufschwung komme, müsse man sehr schnell reagieren können, auch um Marktanteile dazuzugewinnen.
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Kurzfristig, bei einem noch gedämpften Ausblick für 2025, ist es vor allem das rasante Wachstum bei Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz, das Infineon zuversichtlich in die Zukunft blicken lässt. Das Umsatzpotenzial für Infineon mit KI liege 2025 bei 500 Mio. Euro und in zwei Jahren bei einer Milliarde Euro, so Eisenschmied. Die im Laufe des Jahres vorgestellten Neuerungen mit besonders dünnen Halbleitern, Siliziumkarbid-Halbleitern beziehungsweise mit Halbleitern aus Galliumnitrid ermöglichen deutliche Stromeinsparungen, was bei den stromfressenden KI-Anwendungen besonders wichtig sei. In vier bis fünf Jahren rechnet Infineon damit, dass die Galliumnitrid-Halbleiter in ausreichenden Mengen hergestellt werden, dass sie auch bei den Kosten am Niveau von Standard-Siliziumchips liegen.
Wie groß das Potenzial für stromsparende Chips sei, zeigen Prognosen, wonach der Strombedarf von Datencentern von 2 Prozent des weltweiten Bedarfs im Jahr 2022 bis 2030 auf 7 Prozent des weltweiten Strombedarfs steigen dürfte. Das entspreche dem Energiebedarf von ganz Indien, verglich Herlitschka. „Jedes Zehntelprozent, das man hier einsparen kann, hat riesigen Impact“, auch auf den CO2-Ausstoß. Die Infineon-Österreich-Chefin sieht einen „Paradigmenwechsel“, wo die Energieeffizienz von Computerchips in den Vordergrund rücke.
In den Beschäftigungszahlen von Infineon spiegelt sich die wirtschaftliche Flaute noch nicht, fast 100 Menschen mehr hatten eine Arbeit beim High-Tech-Unternehmen (in Summe 5.977) als ein Jahr davor. Rund 2.500 Jobs sind weiter mit Forschung und Entwicklung verbunden. Bis 2026 soll aber ein schon im Sommer angekündigtes Sparprogramm mit dem Abbau von 380 Stellen umgesetzt werden. Daran habe sich nichts geändert, sagte Herlitschka heute, wobei keine betriebsbedingten Kündigungen vorgesehen seien.
Infineon verweist auch darauf, dass zwar das gesamte Einkaufsvolumen von 1,4 auf 1,1 Mrd. Euro gefallen sei, in Österreich wurde aber sogar minimal mehr eingekauft (412 nach 409 Mio. Euro), der Kärnten-Anteil fiel allerdings von 257 auf 210 Mio. Euro.
Im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen hat Infineon kein Problem, Fachkräfte und Lehrlinge zu finden. Ein wenig liege es auch daran, dass das Unternehmen bei Neuanstellungen „auf der Bremse steht“, wie Operations-Vorstand Thomas Reisinger sagte. Aber für 43 Lehrstellen hätten sich im September „weit über 200“ Kandidatinnen und Kandidaten beworben, rund ein Viertel der neu Aufgenommenen waren letztlich Frauen. Eignung vorausgesetzt würden Frauen bewusst gefördert. Auch in der gesamten Belegschaft kommt Infineon auf 22 Prozent Frauenanteil.
Während das Unternehmen Infineon bei seinen Produkten hoch innovativ ist, bleibt Herlitschka bei ihren Wünschen an die Regierung bei Altbewährtem: „Die Antwort ändert sich nicht im Vergleich zu früher“, sagte sie auf eine entsprechende Frage. Österreich müsse wettbewerbsfähiger werden, die hohen Energie- und Personalkosten seien ein Problem, die Bürokratie auch. Regulatorik müsse intelligent und nicht redundant erfolgen. In Summe sei Österreich ein Hochsteuerland, „wir haben kein Einnahmenproblem, wir haben ein Ausgabenproblem“. Unternehmen seien zwar mit einem Staat nicht vergleichbar, aber so wie Unternehmen an ihrer Wettbewerbsfähigkeit arbeiten müssten, gelte dies auch für alle Akteure in der Wirtschaft.