Patrick Vollrath lässt von der ersten Minute seines Films „7500“ keinen Zweifel daran, dass der Flug, der kurz bevorsteht, kein normaler werden wird. Bilder wie von einer Überwachungskamera zeigen einen Flughafen in Berlin: Wartebereich, Duty Free, Sicherheitscheck, der Fokus auf mehreren Männern, die alle in das Flugzeug Richtung Paris steigen werden.
An Bord herrscht Routine, Listen werden abgearbeitet, die Essensbestellungen der Piloten entgegengenommen. Bis einer der Männer aus dem Passagierraum mit der ganzen Kraft seines Körpers eine Stewardess aus dem Weg räumt und ins Cockpit stürmt, in der Hand eine selbstgebastelte Waffe aus Glas.
Ein überaus spannendes und nervenaufreibendes Kammerspiel über den Wolken in der Beengtheit des Cockpits beginnt. Auch wenn der Entführer Kenan schnell mit einem Feuerlöscher von Kopilot Tobias Ellis (Joseph Gordon-Levitt) außer Gefecht gesetzt wird, hat der die Situation alles andere als im Griff. Die Entführer außerhalb des Cockpits versuchen alles, um hineinzukommen. Ellis muss schwerwiegende, teils zutiefst persönliche Entscheidungen treffen, die Ruhe bewahren, die Maschine landen, die Menschen, die an Bord sind, retten.
Hervorragende Leistungen der Darsteller
Vollrath, der mit „7500“ seinen ersten Spielfilm liefert und für den Kurzfilm „Alles wird gut“ bereits eine Oscar-Nominierung eingeheimst hat, zeichnet keine groben Actionfilm-Charaktere, seine Figuren sind angsterfüllte, zweifelnde Menschen, die in einer Extremsituation aufeinandertreffen und agieren müssen. Sowohl auf der einen, als auf der anderen Seite. Darin liegt die Stärke dieses Debüts — getragen von den hervorragenden Leistungen der Darsteller, allen voran Gordon-Levitt, dessen Gesicht über große Strecken der komprimierten 90 Minuten die Geschichte erzählt.
Auf der Seite der Flugzeugentführer ist auch der 18-jährige Vedat. Als Ellis Zweifel bei ihm erkennt, versucht er, den jungen Mann auf seine Seite zu ziehen. Gespielt wird Vedat überzeugend vom 20-jährigen Omid Memar, der in David Schalkos „M — Eine Stadt sucht einen Mörder“ mitgewirkt hat. Ebenso wie Murathan Muslu, der in „7500“ den Anführer der Entführer, Kenan, intensiv und mit starker Präsenz — auch im entscheidenden Moment des Films — spielt.
Bis ins kleinste Detail wirkt „7500“ realistisch, bis zum Anschlag erzeugt der Streifen klaustrophobische Spannung. Ein gelungenes Debüt des deutschen Jungregisseurs.
Ab 10. Jänner im Kino.
Von Mariella Moshammer