Die Bezeichnung Wetterfee mag sie gar nicht, schließlich hat sie Hydrogeologie studiert und auch darüber dissertiert und in ihrem Metier jede Menge zu sagen.
Am 3. März 2020 feiert Christa Kummer ihr 25-Jahr-Jubiläum als Wetter-Moderatorin beim ORF.
VOLKSBLATT: Wird sich Ihr 25-Jahr-Jubiläum auch auf dem Bildschirm bemerkbar machen?
CHRISTA KUMMER: Mein 25-Jahr-Jubiläum machte sich in der Sendung „Panorama Christa Kummer – 25 Jahre TV-Wetter“ bemerkbar. Mehr glaube ich jetzt auch schon nicht. Ich weiß auch noch gar nicht, ob ich an dem Tag Dienst machen werde.
Wie sind Sie zur Wettermoderation gekommen?
Ich komme aus der klimatologischen Ecke. Nach Beendigung meines Dissertationsstudiums war die Überlegung: Was mache ich? Dann kam dieses Zeitungsinserat, wo eine Frau fürs Wetter gesucht wurde. Ich habe mich zum Spaß bei dem Casting beworben und aus Spaß wurde dann Ernst.
Wie war es, vor 25 Jahren der erste weibliche Wetteransager zu sein?
Schrecklich, weil ich in eine Männerdomäne gekommen bin. Horst Friedrich Mayer war damals Chefredakteur und hat gesagt: „Es gibt auch Frauen, die in dieser Materie etwas zu sagen haben und jetzt suchen wir jemanden.“ Das war der Einstieg als Frau in eine Männerredaktion, das war nicht wirklich lustig. Da wurden einem schon Dinge entgegen geschleudert … Wenn man das heute betrachtet, würde das nicht mehr durchgehen und auch von keinem Mann mehr so gesagt werden.
Haben Sie auch Pannen im Studio erlebt?
Dadurch, dass alle Sendungen immer live waren und alle immer sehr konzentriert, gab es nie großartig Hoppalas. Eine Panne kursiert aber auf YouTube, wo mir live auf Sendung das Mikro aus der Hose gerutscht ist, das war sehr lustig und bekam sehr viele Klicks. Es gab auch Hoppalas, die der Zuschauer gar nicht gemerkt hat. Dadurch, dass ich keinen Text auswendig lerne — ich rede ja völlig frei —, bin ich so flexibel, dass jederzeit alles passieren kann.
Planen Sie private Aktivitäten erst, wenn sie wissen, wie das Wetter wird?
Nein, mir ist privat das Wetter völlig wurscht, weil ich es ja nicht verändern kann. Man sollte so flexibel sein, dass man sich die Freude an einem Tag nicht vom Wetter vermiesen lässt.
Wie hat sich die Genauigkeit in der Vorhersage verändert, seit Sie begonnen haben?
Die ganze Technologie hat sich verändert, die Prognosemodelle sind vielfältiger und genauer geworden. Auch in der Wahrnehmung: Vor 25 Jahren hat das Blitzortungssystem neben uns gepiepst, da war halt Istrien mit Gewittern zugedeckt. Dann hat man gesagt: In Istrien gibt’s Gewitter. Heute bricht die Gewitter-Hysterie aus, wenn wir irgendwo zwei Blitzentladungen haben und es kommen 20 Wetterwarnungen. Das ist alles viel sensibler geworden. Und jeder bekommt auf sein Handy Wetterwarnungen und kann Prognosen anschauen.
Werden Sie von Zuschauern gerügt, wenn das Wetter nicht ganz so wird wie angekündigt?
Die Leute haben unglaublich viel zu tun beim Wetter, die Frau Kummer zu beobachten, wie die Schuhe aussehen, das Gewand, wie sie sich bewegt. Und dann noch zuzusehen, für welche Region sie was wo wie betont, das ist natürlich Hochleistungssport. Viele hören auch gar nicht zu. Man sagt, es wird im Osten sehr warm und die Leute hören nur, es wird sehr warm. Und dann heißt es, bei uns war es aber nicht warm. Und Männer wollen wissen, woher die Schuhe sind, weil sie ihrer Frau gefallen. Da kommt viel Post und viel Nachfragerei, aber bestimmt nicht auf bösartige Weise.
Es heißt, Sie haben eine Vorliebe für hohe Schuhe und viele Paar gesammelt…
Ich habe keine intensivere Vorliebe als jede andere Frau, glaube ich. Jede Frau hat gern schöne Schuhe. Ich habe High Heels zuhause, die sind mittlerweile 30 Jahre alt und sehen aus wie neu. Das sind so sentimentale Stücke, ich trage sie nicht mehr, ich gebe sie aber auch nicht her.
Bereitet Ihnen der Klimawandel Sorgen?
Der Klimawandel hat mir schon vor mehr als drei Jahrzehnten Sorgen gemacht. Was mir im Moment Sorgen macht, ist die zum Teil klimapopulistische Berichterstattung, die Klima-Hysterie. Ich bin betroffen darüber, dass Wissenschafter seit mehr als drei Jahrzehnten warnen und es ist nichts passiert. Was mich erschüttert, ist, dass der Klimawandel das zwischenmenschliche Klima spaltet, die Jungen auf die Alten losgehen und man entweder Klimaleugner oder ein Ökofundi ist. Die sachliche Komponente wäre viel interessanter. Nur so kann man das Thema angehen. Wir müssen Umweltschutz ganz groß schreiben, Bodenverbrauch überdenken. Und solange die Menschen im Jänner Erdbeeren kaufen, habe ich kein Verständnis dafür, dass man auf die Straße geht und demonstriert. Es muss sich etwas am Konsumverhalten ändern.
Sie sind das Aushängeschild des ORF in Sachen Azoren-Hoch und Italien-Tief. Hat man Ihnen je die Moderation einer Show angeboten?
Nein, ich glaube, der Prophet im eigenen Land wird oft nicht gesehen. Aber außerhalb moderiere ich viele Groß-Events, Showgeschichten und Veranstaltungen und werde oft gefragt, warum ich das im Haus nicht mache. Ich hätte mir das über die Jahre gut vorstellen können.
Mit Christa Kummer sprach Melanie Wagenhofer