Weißmann will ORF-Chef werden

Gebürtiger Linzer betont: ORF müsse digitaler, jünger und diverser werden

Der ORF-Vizefinanzdirektor Roland Weißmann bewirbt sich für den ORF-Generaldirektorenposten.
Der ORF-Vizefinanzdirektor Roland Weißmann bewirbt sich für den ORF-Generaldirektorenposten. © APA/Robert Jäger

Schon länger war spekuliert worden, dass Roland Weißmann sich um den Chefsessel am Küniglberg bewerben könnte. „Ja, ich trete an“, verkündete der gebürtige Linzer gestern. Bisher haben Amtsinhaber Alexander Wrabetz und ORF 1-Channelmanagerin Lisa Totzauer ihre Kandidatur für die Wahl am 10. August bekannt gegeben. Wie auch seine Mitbewerber hatte der 53-Jährige bisher mehrere gewichtige Positionen im ORF inne. So agiert er seit 2012 als „Chefproducer Fernsehen“, womit er das größte Programmbudget im ORF verwaltet. Seit 2017 ist er zudem Vizefinanzdirektor.

Beste Karten und Hoffnung auf Mehrheit

„Auf den ersten Blick ist der ORF gut aufgestellt, auf den zweiten Blick werden die Herausforderungen deutlich“, meinte Weißmann. So müsse der ORF digitaler, jünger und diverser werden. „Für diese Veränderungen benötigen wir auch in der Unternehmenskultur einen Wandel.“ Der geplante ORF-Player als auch der in Bau befindliche multimediale Newsroom seien wesentliche Säulen der Transformation. Die Information erachtet er als wichtige Säule des ORF, deren Unabhängigkeit und Objektivität er wahren wolle. Zudem müsse man darauf achten, den Meinungspluralismus hoch zu halten. „Ich fühle mich der Unabhängigkeit und Objektivität verpflichtet. Sollte es Angriffe geben, werde ich sie mit aller Kraft abwehren“, kündigte er an. Er hoffe auf möglichst viele Stimmen der Stiftungsräte und das aus allen „Freundeskreisen“. Weißmann gilt als Favorit der ÖVP für den Generaldirektorenposten. Er hat laut APA-Informationen die besten Karten und kann voraussichtlich mit einer Mehrheit im Stiftungsrat rechnen. „Ich bin kein Kandidat einer Partei. Ich fühle mich zu hundert Prozent dem ORF und seinem Publikum verpflichtet“, sagte er.

Mehr Geld für die Landesstudios

Lineare ORF-Kanäle würden zwar noch länger relevant bleiben, der Schwerpunkt müsse sich aber ins Digitale verlagern. „Online-first“ solle zu einer zentralen Regel werden. Für „Online-first“ ist jedoch bekanntermaßen eine ORF-Gesetzesnovelle nötig. „Ich bin zuversichtlich, dass der ORF mehr digitale Bewegungsfreiheit bekommt“, meinte Weißmann. Ganz klar trete er auch für das Schließen der Streaminglücke in Bezug auf die ORF-Gebühren ein. Er kündigte an, im Falle einer Bestellung eine Einheit für Innovation im ORF aufzubauen und den Kulturwandel voranzutreiben. Als eine seiner ersten Aufgaben erachte er es zudem, eine schlüssige Social-Media-Strategie zu erarbeiten.

Großes Potenzial verortet er in den Bundesländern. Daher wolle er, der viele Jahre in Niederösterreich verbrachte, die Landesstudios stärken und deren Budget für regionale Produktionen erhöhen. Über sein künftiges Team habe er sich bereits Gedanken gemacht. Es handle sich um ein „Team der besten Köpfe“, das aus internen und externen Experten und Expertinnen bestehe.

Weißmanns landete nach dem Publizistik- und Geschichtestudium im aktuellen Dienst im ORF-Landesstudio NÖ. Nach mehreren Zwischenstopps war er ab 2010 Büroleiter in der ORF-Finanzdirektion und beschäftigte sich seitdem intensiv mit wirtschaftlichen und finanziellen Themen. Als „Chefproducer Fernsehen“ hatte er ein rund 400 Mio. Euro schweres Budget zu verwalten. 2020 wurde er von Wrabetz noch zum dritten Geschäftsführer von ORF.at und Verantwortlichen für den geplanten ORF-Player bestellt.

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