Originell und monumental: Musik aus einer Zeit des Umbruchs

ORF Radio-Symphonieorchester mit Premieren im Brucknerhaus

Solist Ilya Gringolts und Dirigent Henrik Nánási
Solist Ilya Gringolts und Dirigent Henrik Nánási © Reinhard Winkler

Auch das letzte große ABO-Konzert im Linzer Brucknerhaus — diesmal mit dem ORF Radio-Symphonieorchester — stand am 14. Juni unter dem Zeichen interessanter musikalischer Gruppenphänomene.

Diesmal waren italienische Komponisten der sogenannten „Generazione dell´Ottanta“ das Thema: Künstler, die, in den Achtzigern des 19. Jahrhunderts geboren, ihre Karriere in einer Zeit des Umbruchs durchliefen. Der Abend begann mit einem extravaganten, aber sehr reizvollen Stück von Gian Francesco Malipiero: „Pause del silenzio“, 6 sinfonische Expressionen für großes Orchester (1917).

Das Werk lässt die Charakteristika der Instrumentengruppen des Orchesters apart glänzen. Es folgte das „Gregorianische“ Violinkonzert (1921) von Ottorino Respighi, ebenfalls ein Ausnahme-Werk. Ähnelt doch seine Struktur dem liturgischen Wechselgesang der Gregorianik mit ihren zahlreichen thematischen Wiederholungen.

Solist Ilya Gringolts bewältigte die große Herausforderung bravourös und erntete viel Applaus, den er mit einer feinen Zugabe quittierte. Figurierten schon die ersten beiden Werke als Brucknerhaus-Premieren, so war nach der Pause eine österreichische Erstaufführung zu hören: Alfredo Casellas monumentale 2. Sinfonie in c-Moll (1908-10).

Casella war ein begeisterter Anhänger Gustav Mahlers, was im Werk auch anklingt. Seine Eigenständigkeit dominiert aber und stattet vor allem die Ecksätze mit zahlreichen Forderungen zu Tempo und Dynamik aus, die zu einem wahren Furioso an Intensität, Rhythmus und Lautstärke führen.

Dies getreu einem als Motto gewählten Dante-Zitat, das in sehr freier Übersetzung meint: „Dass nun auf besserem Gewässer das kleine Schiff meines Geistes segle und das tobende Meer verlasse.“ So wurde denn der Große Saal durch das blendend disponierte ORF -Symphonieorchester unter der jederzeit akkuraten Leitung des ungarischen Dirigenten Henrik Nánási im Finale mit gewaltigen Schallwellen geflutet, die beim Publikum einen ebenso voluminösen Schlussapplaus auslösten.