Inflation heizt Schwarzarbeit an

Die hohe Teuerungsrate und die schwächere Konjunktur dürften die Schwarzarbeit in Deutschland spürbar anheizen. Das erwarten die Arbeitsmarktforscher Bernhard Boockmann vom Institut für angewandte Wirtschaftsforschung der Universität Tübingen und sein österreichischer Kollege, der Linzer Ökonom Friedrich Schneider.

Im Februar hatten sie in einer „Schattenwirtschaftsprognose“ noch einen Rückgang für heuer vorhergesagt. Inzwischen hätten sich die Rahmenbedingungen aber deutlich geändert, sagte Boockmann der Deutschen Presse-Agentur.

Ein geringeres Wirtschaftswachstum bei gleichzeitig schnell steigenden Preisen mache es für Anbieter schwieriger, ihre höheren eigenen Kosten auf die Kunden zu überwälzen. Das steigere beispielsweise im Handwerk den Anreiz, durch Angebote ohne Steuern und Sozialabgaben niedrigere Preise anzubieten. Es gebe aber viele Faktoren, die zu berücksichtigen seien, ergänzte Schneider.

Die Forscher errechnen seit 1997 aus verschiedenen Daten regelmäßig den Anteil der Schwarzarbeit an der Gesamtwirtschaft. Im Jahr 2003 hatte die Schattenwirtschaft danach mit einem Anteil von 16,7 Prozent gemessen am offiziellen Bruttoinlandsprodukt (BIP) einen Höhepunkt erreicht. Bis zum Jahr 2021 ist das Volumen der Schwarzarbeit nach den Berechnungen auf 9,5 Prozent des BIP gesunken, das entsprach 338 Mrd. Euro.

Für heuer hatten Boockmann und Schneider ein weiteres Absinken auf 8,7 Prozent im Vergleich zum offiziellen BIP erwartet, das Volumen der Schwarzarbeit hätte danach noch 326 Mrd. Euro betragen. Mittlerweile sei aber ein Anstieg um einen zweistelligen Milliardenbetrag denkbar, sagte Schneider.

Aus der Ukraine eingereiste Kriegsflüchtlinge spielen nach Einschätzung der Arbeitsmarktforscher für die Schwarzarbeit in Deutschland keine nennenswerte Rolle. Ein großer Teil der Geflüchteten seien Frauen, darunter auch viele Mütter mit Kindern, betonte Schneider. Üblicherweise seien es aber eher junge Männer, die ihre Arbeitskraft in der Schattenwirtschaft anbieten. Boockmann fügte hinzu, dass Kriegsflüchtlinge oft große Sorge um ihren Aufenthaltsstatus hätten. Außerdem seien Ukrainerinnen und Ukrainer seit Juni in die deutsche Arbeitslosenversicherung einbezogen.