Alles war angerichtet für das erste der beiden „Klassik am Dom“ Open Airs mit Geiger David Garrett am Freitag. Traumhafter Hochsommerabend, weit über 2000 frohgelaunte Besucher mit großer Damen-Majorität. Hoch motiviert steuerte der knapp 42-jährige gebürtige Aachener mit seiner siebenköpfigen Band durch das recht breit angelegte Programm. Über „Rhythm & Blues“ von Ray Charles, „Smooth Criminal“ (Michael Jackson), ‚mal ein kurzer Abstecher zur Klassik mit dem „Tanz der Ritter“ von Prokofieff. Nach jeder Nummer eine Wortspende, mit meist Persönlichem in freundlichem Plauderton.
„Imagine“ von John Lennon markierte eine Art Zäsur. Zuerst am Klavier, dann geigend zeigte Garrett sein „Feeling“ für innige, auch feine Töne. Warum Beethoven, den er als „Rockstar pur“ ankündigte, dann doch nur ein laues, aber überlautes Lüfterl blieb, mag an der Band gelegen haben, die all zu sehr dem Überlauten zusprach.
Auch Mozart mit „Confutatis“ aus dem Requiem blieb mangels Kontrasten eher flach. Da war man mit den Stones und „Come together“ von den Beatles besser bedient. Ganz signifikant „Purple Rain“ von Prince. Anfangs mit rundem Klang gegeigt, Portamenti & Glissandi bewusst eingesetzt. Nach einer Minute aber schon fast ungeduldig aufbrausend der Krach der Band.
Was fällt am Geigenspiel des David Garrett auf?
Er, der eine Wunderkindkarriere hingelegt hat, nahm als 13-Jähriger mit Claudio Abbado Violinkonzerte von Mozart auf. In dem Genre, das er heute pflegt, geigt er zumeist, instrumentaltechnisch gesehen, in der Komfortzone. Oft gelingen feine innige Geigentöne, kaum wird es virtuoser und anspruchsvoller in hohen Lagen, übertönt die Band ihn völlig. Das Publikum ist sehr wohl hochzufrieden, genießt das Programm und die gebotene Unterhaltung. Das allein zählt.
Von Heinz Haunold