Jubiläumsfeier mit „Aufbruch und Ausblick“

Michi Gaiggs L´Orfeo Barockorchester in der Linzer Bruckner-Universität bejubelt

Absolut homogen: Michi Gaiggs L´Orfeos
Absolut homogen: Michi Gaiggs L´Orfeos © wali.pix

Seit mehr als einem Vierteljahrhundert begeistert das 1996 von Michi Gaigg gegründete L´Orfeo Barockorchester. Zu einem nachträglichen Jubiläumskonzert begab man sich in den Großen Saal der Linzer Anton Bruckner Privatuniversität, dessen Reihen Alt und Jung ausgiebig füllten.

Die Prinzipalin griff mit Absicht auf das ihr besonders am Herzen liegende Zeitalter des französischen Barock zurück und brachte so die ganze Qualitätspalette ihres Ensembles auf den Höhepunkt. Sind doch die 20 bis 25 tätigen Musiker nicht nur an Solostellen Perfektionisten, sondern stellen auch im Kollektiv einen absolut homogenen Klangkörper dar.

Lesen Sie auch

Eine kapellmeisterhaft ohne jeden Selbstzweck agierende Pultchefin, hingegeben an das Format charismatischen Wirkens. Und prädestiniert, sich in die Alte Musik hineinzuleben, den werkimmanenten Blutfluss mit jeder Geste auszudrücken. Diesmal mit Temperament und Humor in größeren Rollen.

Michi Gaigg stellte Werke zweier visionärer Komponisten von musikgeschichtlicher Bedeutung gegenüber: Jean-Philippe Rameau, primär bekannt durch seine erste Harmonielehre und verdienstvoll für die künftige Form der Gattung Oper. Als Gegenpol dann den 30 Jahre später geborenen Carl Philipp Emanuel Bach.

Ausgespielt wurden damit Rameaus galanter Stil aus Paris gegen jenen empfindsamen Bachs oder Paris gegen Hamburg. Welch ein fordernder Unterschied in der Interpretation! Rameau mit den von Gaigg arrangierten Suiten aus „Les Indes galantes“, so wild und zugleich disziplinert wiedergegeben von den Orfeisten mit Farben, viel Temperament enthusiastisch gespielt, wie es sich anno dazumal nicht angefühlt haben mochte. Und genauso Rameaus Suitensammlung seiner Oper „Zoroastre“ (Zarathustra).

Die Bach-Sinfonie D-Dur aus 1775, harmonisch nicht weniger kühn und so ausdrucksstark wie sich Rameau gab, bildete die ruhige Mitte im Programm, in drei Sätzen mit emotionalen Inhalten werkgerecht gestaltet, als historisch wichtiger Wegbegleiter mit prägender Wirkung für folgende Generationen. Ein leider viel zu kurzer Abend als „Aufbruch“ in andere Welten und „Ausblick“ in die Zukunft. Lauteste Bravos für die L´Orfeos. G. Szeless