Sofi Oksanen ist eine der wichtigsten und kompromisslosesten literarischen Stimmen Nordeuropas. Mit „Fegefeuer“, „Stalins Kühe“ und „Als die Tauben verschwanden“ legte sie eine auch hierzulande beachtete Trilogie zur Kriegs- und Nachkriegsgeschichte Estlands vor.
Ihr neuer Roman „Baby Jane“ spielt in Helsinki. Es ist eine weibliche Beziehungsgeschichte, feministisch und toxisch zugleich. Die Trägerin des Nordischen Literaturpreises lässt ihre Ich-Erzählerin von einer Beziehung berichten, die himmelhoch jauchzend beginnt und zu Tode betrübt endet.
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Ihre große Liebe heißt Piki. „Piki war eindeutig die coolste Lesbe der Stadt, als ich als junges Mädchen nach Helsinki kam und in puncto Frauen noch völlig unerfahren war“, beginnt das Buch. Allmählich stellt sich heraus: Die strahlende Piki ist in ihren Beziehungen eigentlich ein rechter Macho — und sie hat gravierende psychische Probleme. Piki bekommt immer wieder Panikstörungen.
Was als nächtliches High Life in den coolsten Clubs Helsinkis beginnt, endet in der Unfähigkeit, ein einigermaßen normales Alltagsleben zu führen. In einem Streit ist plötzlich ein Messer im Spiel. Der genaue Tathergang bleibt im Dunkeln, denn auch die Erzählerin hat immer wieder Blackouts.
Blut fließt, Sehnen werden durchtrennt. Sofi Oksanens „Baby Jane“ geht unter die Haut. Verzweiflung, Gewalt und Zuneigung mischen sich mit sozialen und psychischen Grenzsituationen zu einem tödlichen Cocktail.
Sofi Oksanen: Baby Jane. Kiepenheuer & Witsch, 224 Seiten, 22,70 Euro