Vor einem Jahr trat Didi Kühbauer (52) den Job als LASK-Trainer an — und formte ein Top-Team, das in der Fußball-Bundesliga auf Rang drei liegt. Das große Gespräch zum „Jahrestag“:
Ein Jahr Didi Kühbauer beim LASK — wenn das ein Buch wäre, welchen Titel hätte es und welches Genre wäre es?
Titel hab ich jetzt keinen, da fällt euch sicher was ein. Genre? Eigentlich war nur abenteuerlich, wie es zustande kam. Sonst läuft alles so ab wie überall. Aber natürlich will man ein gutes Buch schreiben.
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Was war der schönste Moment in Ihrem Jahr beim LASK?
Jeder Sieg ist ein schöner Moment, dafür spielen wir. Aber der Sieg über Sturm (2:1/Anm.) hat mich schon besonders gefreut, weil es ein wichtiger war und er die Stärke der Mannschaft gezeigt hat. Aber ich freue mich auch über Dinge beim Training oder wenn sich ein Spieler weiterentwickelt.
Und welcher war der bitterste Moment?
Die Niederlage gegen Sturm im Cup-Halbfinale. Es war auch bitter, dass wir letztes Jahr das Play-off nicht geschafft haben. Aber das war noch nicht die Mannschaft, an deren Zusammenstellung ich mitwirken durfte.
Bei der aktuellen war dies nun der Fall. Was zeichnet diese aus?
Wir spielen schönen Fußball, bringen aber eine entsprechende Intensität auf den Platz und gegen den Ball. Und wir sind eine Einheit, das spürt man.
Die Mannschaft ist Ihnen sichtbar ans Herz gewachsen, wie schaut es mit der Stadt aus?
Linz gefällt mir sehr gut, das hätte ich mir nicht gleich so gedacht. Die Stadt unternimmt sehr viel, es tut sich was.
Wo befinden sich Ihre Lieblingsplätze?
Grundsätzlich muss ich sagen, ich bin da, um zu arbeiten. Aber wenn meine Frau am Wochenende kommt, gehen wir natürlich essen, da haben wir unser eigenes Ritual.
Wie versuchen Sie in der Freizeit abzuschalten?
Ich bin viel zuhause, lese sehr gern. Und jetzt beginnt die Tennissaison, vielleicht komme ich da ja dazu.
Welche Bücher lesen Sie?
Ganz unterschiedlich. Das letzte, das mich richtig berührt hat, war „Die spürst du nicht“ von Daniel Glattauer.
Zurück zum Sportlichen. Welchen Anteil hat die neue Raiffeisen Arena am aktuellen Flow?
Die Raiffeisen Arena ist eine Hilfe. Die Jungs spielen unglaublich gern dort. Ich hab den Support aber auch schon in Pasching sehr gut gefunden. Jetzt ist es natürlich noch mehr. Es ist eine Win-Win-Situation. Am Erfolg hat aber die Mannschaft den größten Anteil.
Mit acht gelben Karten führen Sie gemeinsam mit zwei Spielern die Liga-Statistik an. Ist die Zündschnur der Schiedsrichter beim Namen Kühbauer kürzer?
Ich will dazu eigentlich nichts mehr sagen. Aber mehr als die Hälfte der Verwarnungen ist in die Kategorie „Lächerlich“ einzuordnen. Ich bin weit weg von dem Didi Kühbauer, der ich einmal war.
Als Spieler waren sie lange Zeit im Ausland aktiv, ist das auch als Trainer noch ein Ziel?
Das ist natürlich ein Ziel, aber es ist nicht leicht, weil du Erfolge und Titel brauchst. Und da gibt es in Österreich eben Salzburg.
Blau-Weiß Linz spielt heuer um den Aufstieg. Im nächsten Jahr könnte es damit erstmals seit 1997 ein Linzer Derby in der Bundesliga geben. Ist das etwas, was Sie freuen würde oder lässt Sie das kalt?
Das ist reizvoll. Derbys sind etwas Wunderbares, wenn alles reibungslos abläuft. Ich habe mit Rivalität kein Problem. Es bringt beiden Klubs etwas, auch finanziell. Aber jetzt müssen sie es erst einmal schaffen.
Apropos schaffen: Wo soll der LASK in einem Jahr stehen?
Man muss einmal sagen, dass Fußball-Tagesgeschäft ist. Es kommt immer darauf an, ob du nach dem Erfolg Spieler verlierst, so wie ich damals nach dem Vizemeistertitel mit Rapid. Natürlich wollen wir beim LASK immer besser werden. Wir versuchen den Kader gleich zu lassen und ihn zu verstärken. Sturm hat etwa Hojlund verkauft und sich dafür zwei geholt.
Könnte das nicht auch beim LASK der Fall sein, sollte für Keito Nakamura ein entsprechendes Millionen-Angebot hereinflattern?
Das wäre erstmal ein herber Verlust. Aber in dem Fall werden wir etwas tun müssen. Dazu kommt ja im nächsten Jahr ziemlich sicher eine Doppel-Belastung. Da musst du breiter aufgestellt sein.
Letzte Frage: 1, 2 oder 3 — auf welchem Platz wird der LASK am Ende der Saison stehen?
Da kenn ich nur die Sendung mit Michael Schanze. Die hab ich mir als Kind oft angeschaut. Sportlich muss ich eine Floskel bemühen, weil es einfach so ist: Wir schauen von Spiel zu Spiel.
Mit LASK-Cheftrainer DIDI KÜHBAUER sprach Tobias Hörtenhuber