Es wirkt grotesk. Als Fußball-Bundesligist LASK vor gut 13 Monaten Dietmar Kühbauer als neuen Trainer präsentiert hatte, waren in den sozialen Medien die Wogen hochgegangen.
Nun trennten sich die Linzer trotz starker Saison vom 52-Jährigen — und wieder stieß die Entscheidung im Netz auf viel Kritik und Unverständnis.
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Zurück an Spitze geführt
Der Wechsel von Kühbauer zu Thomas Sageder (39) ist zweifelsohne ein unpopulärer Schritt und durchaus mit Risiko behaftet. Der Burgenländer führte den LASK nach einer verkorksten Saison von Rang acht zurück in die Top drei des heimischen Fußballs.
Speziell die Art und Weise in der Meistergruppe, in der die Mannschaft mit attraktivem Offensivfußball begeisterte, sprach klar für den Trainer. Von außen schien es, als rückten Coach und Spieler nach den bereits vor der Meisterrunde aufgekommenen Gerüchten um eine Trennung im Sommer noch enger zusammen.
Auffassungsunterschiede in der Kaderplanung
Sportlich kann man Kühbauer nach dieser Saison nichts vorwerfen. Auch einzelne Spieler profitierten vom Burgenländer und entwickelten sich weiter oder fanden aus ihrem Tief der Vorsaison heraus.
„Didi Kühbauer hat in einer besonders schwierigen Situation das Traineramt übernommen und unseren LASK dank seiner Persönlichkeit, Erfahrung und Fachkenntnis rasch stabilisiert“, sagte Sport-Vorstand Radovan Vujanovic, der die Trennung mit Auffassungsunterschieden in der Kaderplanung begründete. Für das VOLKSBLATT war er am Dienstag nicht erreichbar.
Spielidee wird sich ändern
Es ist kein Geheimnis, dass sich Kühbauer auch aufgrund der Erfahrungen mit Rapid einen deutlich breiteren Kader im Hinblick auf den Europacup wünschte. Schon jetzt verwies er immer wieder auf die anstehenden Belastungen. Möglicherweise will der Verein hier andere Wege gehen und auf den einen oder anderen jungen Spieler aus der zweiten Mannschaft bauen.
Zudem stellt sich die Frage nach der Spielanlage. Diese dürfte sich mit Sageder, der lange Jahre unter Oliver Glasner und bei Red Bull gearbeitet hat, wohl wieder ändern, hin zu einem pressingorientierten Stil mit viel Tempo, Intensität und mehr Vertikalität. Es ist legitim, hier wieder andere Wege gehen zu wollen.
Wichtig wäre aber, Kontinuität in den Verein zu bringen, in Sachen Philosophie, aber auch personell, denn Sageder wird immerhin der fünfte Trainer seit dem Abgang von Glasner im Sommer 2019. Ob der 39-Jährige der richtige Mann ist, vermag derzeit noch niemand vorherzusehen. Eine faire Chance hat er freilich verdient, die Latte liegt nach einer äußerst erfolgreichen Saison aber hoch.