„Come Away With Me“ — das Publikum folgte dieser Aufforderung zum Mitkommen nur allzu gerne bei Klassik am Dom am Dienstag in Linz. 2001 veröffentlichte die damals 22-Jährige ihr erstes gleichnamiges Album und landete damit einen unerwarteten Riesenerfolg. Das war der Beginn einer Erfolgsstory, die sich bis heute fortsetzt. Mittlerweile hat Norah Jones neun Grammys gewonnen und über 50 Millionen Alben verkauft. Ihre Songs wurden weltweit sechs Milliarden mal gestreamt.
Ob am Konzertflügel, am Keyboard, an der E-Gitarre und als Singer-Songwriterin mit prominenter Stimme. Was kann diese Frau eigentlich nicht? Das musikalische Talent wurde der US-amerikanischen Sängerin schon in die Wiege gelegt als Tochter des Sitar-Virtuosen Ravi Shankar und einer musikbegeisterten Mutter, die eine riesige Plattensammlung hatte und auch Norahs Ausbildung zur Musikerin vorantrieb. Ihre unvergleichliche Mischung aus Popmusik und Jazz lässt sich dabei keiner bestimmten Schublade zuordnen.
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In Linz besann sich Norah Jones wieder auf ihre musikalischen Wurzeln. Die Setliste ging zum Teil in Richtung Jazz mit Country-Einschlag. Gleich zu Beginn wurde mit dem Titel „I’m Alive“ deutlich, wie viel Power in der zarten Person steckt. Im grünen Seiden-Blazer mit glitzerndem Tigersymbol am Rücken schlug Jones mit Nachdruck die Klaviertasten an, begleitet von einem exquisiten Jazztrio rund um Drummer Brian Blade.
Bei „Something is Calling You“ brachte die Musikerin mit ihrer unnachahmlichen rauen und zugleich samtweichen Stimme den ganzen Domplatz zum Swingen, während bei „Can You Believe“ und „What Am I to You“ das Klavier bluesig rollte und die Stimme den Schmerz und die Intonation einer Billie Holiday anzusteuern schien.
Spätestens mit dem Hit „Sunrise“, begleitet von stimmungsvollen Steel-Guitar-Klängen, hatte sie das Publikum ganz in ihren Bann gezogen.
Bei „Don’t Know What It Means“, einem Countryfolk-Song im Hillbilly Style und „All a Dream“ griff Norah Jones leidenschaftlich selbst in die Saiten ihrer E-Gitarre und matchte sich mit ihren Musikern aufs Feinste.
Bei ihrem Superhit „Don’t Know Why“ wieder zurück am Konzertflügel, gab sich die Vollblutmusikerin dann nachdenklich und melancholisch, ehe sie nach einigen weiteren Songs zu „Come Away With Me“ überleitete, ihrem ersten Hit, der hier in einer lyrisch berührenden Version nach 20 Jahren sogar noch an überwältigendem Ausdruck dazugewonnen hat. Man merkt die musikalische Entwicklung der jungen ungestümen Norah Jones hin zur gereiften und gestandenen Ausnahmesängerin, die nunmehr in einer Reihe mit Ikonen wie Nina Simone oder Ella Fitzgerald steht. So ist ihre Mischung aus Jazztradion und gegenwärtigen Musikstilen ihr persönliches Markenzeichen, mit dem sie auch das Publikum in Linz abholte und mit Standing Ovations bedankt wurde.