Ein Titel, der in der Region „Ansporn und Auftrag“ ist

Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024 präsentierte sich in Brüssel

Der berühmte Genter Altar, dem die oö. Delegation einen Besuch abstattete, wurde während des Zweiten Weltkriegs in das südfranzösische Schloss Pau gebracht, wo er von den Nationalsozialisten entdeckt wurde. Sie verschleppten ihn unter Anleitung von Ernst Buchner zunächst nach Neuschwanstein und 1944 in das Salzbergwerk bei Altaussee, aus dem er nach Kriegsende geborgen wurde.
V. l.: Kulturhauptstadt-Intendantin Schweeger und die Landeshauptleute Drexler und Stelzer im Europäischen Parlament © Land OÖ/Max Mayrhofer

Die Europäische Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024 hat am Mittwoch ihr Programm im Europäischen Parlament in Brüssel vor Vertretern der EU-Institutionen, Medien und weiteren Interessierten präsentiert. Erstmals wird nicht eine Stadt mit urbanem Kontext Kulturhauptstadt Europas, sondern eine ländliche alpine Region in Österreich. Neben dem Salzkammergut tragen auch Tartu (Estland) und Bodø (Norwegen) 2024 den Titel, die sich ebenfalls in Brüssel vorstellten.

Neben der künstlerischen Leiterin Elisabeth Schweeger kamen auch Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer und Landeshauptmann Christopher Drexler (Steiermark) nach Brüssel, um ihre Region und die geplanten Aktivitäten zu präsentieren und mit dem Publikum zu diskutieren. Auf dem Programm stehen in den 23 beteiligten Gemeinden in OÖ und in der Steiermark über 300 Veranstaltungen. Über 80 Prozent werden von lokalen und regionalen Akteurinnen und Akteuren umgesetzt, etwa ebenso viele sind kostenlos zu besuchen.

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„Dieser Besuch in Brüssel soll zeigen, dass wir die Verantwortung sehen, die mit diesem Projekt verbunden ist“, erklärte LH Stelzer. Er sieht das Projekt der Kulturhauptstadt als „Signal, was die EU zu leisten im Stande ist, nämlich ein friedliches Zusammenleben“. Der Titel sei in der Region als „Ansporn und Auftrag“ angenommen worden: „Wir sehen Kunst und Kultur als gestaltendes Element unserer Länder.“ Landeshauptmann Christopher Drexler lobte die „tolle Bewerbung, die entscheidende Fragestellungen unserer Zeit in den Mittelpunkt stellt: Wie geht es weiter mit ruralen und urbanen Lebensräumen, wie geht es weiter mit dem Tourismus? Alles das sind Zukunftsfragen, denen man sich gleichzeitig stellt.“ Die künstlerische Leiterin Elisabeth Schweeger ergänzte, Kunst und Kultur könnten die „Vision für ein Morgen“ bieten. Europa als ein „Zentrum von vergangenen Kulturen“ müsse sich neu definieren.

Auch Tartu und Bodø stellten sich vor

Der Titel „Kulturhauptstadt Europas“ wird seit 1985 an Städte und Regionen in Europa verliehen. Mit den beiden anderen Kulturhauptstädten 2024, Tartu und Bodø, gab es in Brüssel Austausch, um Projekte gemeinsam zu entwickeln: „Dies ist ein gutes Vorzeigemodell für Europa“, so Schweeger. In Tartu und Südestland werden 1000 Veranstaltungen für Menschen aller Altersgruppen organisiert. Das Programm präsentiert die Geschichte der „Kunst des Überlebens“ — das Wissen, die Fähigkeiten sowie die Werte, die helfen, in Zukunft ein gutes Leben zu führen. Ebenfalls rund 1000 Veranstaltungen finden 2024 in Bodø in Nordnorwegen statt. Nördlich des Polarkreises — auf 67 Grad Nord — fokussiert man sich seit jeher auf einen engagierten Umgang mit der arktischen Natur. Aus diesem Grund steht die samische Kultur auch im Mittelpunkt von Bodø 2024.

Die Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut setzt auf neue Formate, die vielfach auch interaktiv und partizipativ angelegt sind und lokale Traditionen und Besonderheiten untersuchen sollen. Das Programm folgt, wie berichtet, vier Linien: Macht und Tradition, Kultur im Fluss, Sharing Salzkammergut und Globallokal.

Zum Auftakt Operette und eine Schau zu Wasser & Salz

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Der Auftakt des Kulturhauptstadt-Jahres wird am 20. Jänner 2024 in Bad Ischl stattfinden. Im Zentrum der von zahlreichen Künstlerinnen und Künstlern — darunter Hubert von Goisern — gestalteten Feierlichkeiten wird ein Gastspiel der Komischen Oper Berlin stehen. Dieses wird laut den Veranstaltern eine „Hommage an Bad Ischl, wo Operetten-Geschichte geschrieben wurde“. Eröffnet wird im alten Bad Ischler Sudhaus auch eine Ausstellung mit Werken von über 20 internationalen Kunstschaffenden zu einem Thema, das die Region bestimmt: Salz und Wasser.

Geplant sind auch ein Theaterfestival mit zahlreichen Häusern aus ganz Europa und ein eigener Literaturpreis. Das „New Salz Festival“ widmet sich elektronischer und alternativer Musik, das „Holy Hydra Next Generation You!“ der regionalen Clubkultur. Die „Fete de la Musique“ soll im Sommer Live-Musik in den öffentlichen Raum bringen. Unter dem Titel „Bruckners Salz“ wird das Bruckner Orchester Linz zumindest zweimal auftreten. Das „Flagship-Event“ ist aber die „Reise der Bilder“ des Linzer Kunstmuseum Lentos, das sich mit dem Thema des Kunstraubs durch die Nazis befasst. Die Hauptausstellung wird in Linz zu sehen sein. Hinzu kommen Zweigstellen in Bad Aussee und in Laufen/Bad Ischl.

Zusammen mit der ÖBB wurde eine neue Kunstroute entwickelt, ein Regional Express auf der Bahnstrecke zwischen Attnang-Puchheim und Tauplitz, der an verschiedenen Kunststationen hält, eine neue Audio-Tour-App führt mit viel Kunst von Bad Ischl bis ins Tote Gebirge (Großer WElt-Raum-WEg). Micro-Öffis wie der neue Salzkammergut Shuttle von Traunstein Taxi wird Gästen und der lokalen Bevölkerung, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind, das Erreichen der verschiedenen Veranstaltungsorte und individueller Ziele erleichtern. Die Tourismusorganisationen planen zusätzlich eine eigene Website, die alle notwendigen Informationen für die Anreise in die Kulturhauptstadtregeion, zur Mobilität im Salzkammergut und das Ticketing enthält.

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