Medikamente gegen Fettleibigkeit: Milliardengeschäft mit Risiken

Weltweiter Wettlauf der Pharmariesen bei Forschung an neuen Produkten

Auslöser war die dänische Firma Novo Nordisk, deren Diabetes-Spritze Ozempic eine gewichtsreduzierende Wirkung zeigte.
Auslöser war die dänische Firma Novo Nordisk, deren Diabetes-Spritze Ozempic eine gewichtsreduzierende Wirkung zeigte. © Wild Awake - stock.adobe.com

Am weltweiten Markt für Abnehmmittel überbieten sich derzeit die Pharmariesen mit Produktneuheiten und Firmenzukäufen. Erst am Montag hat der Schweizer Pharmakonzern Roche um 2,7 Mrd. Dollar die US-Firma Carmot Therapeutics gekauft, die an Wirkstoffen forscht, die gegen Fettleibigkeit (Adipositas) helfen sollen.

Roche steigt damit in einen Multi-Milliardenmarkt ein, der heuer wie ein Pilz aus dem Boden geschossen ist.

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Novo Nordisk als Turbo

Auslöser war die dänische Firma Novo Nordisk, deren Mittel Ozempic eine gewichtsreduzierende Wirkung zeigte – mehr zufällig, als beabsichtigt. Denn die Spritze wurde für Diabetiker entwickelt. Schnell begann die Nachfrage zu wachsen – auch weil Prominente wie Kim Kardashian das Mittel empfahlen.

Berichtet wird von Gewichtsreduktionen von 15 Prozent und mehr. In der Folge kam es in den USA und Europa zu Engpässen bei Spritzen für Diabetiker – auch von jenen des Novo Nordisk-Konkurrenten Eli Lilly. Beide forschen mittlerweile – so wie die deutsche Boehringer Ingelheim AG – an einer Tablettenversion. So auch Pfizer-Chef Albert Bourla, der den Markt allein für Pillen auf weltweit jährlich 90 Mrd. Dollar schätzt.

Doch Bourla wurde vorerst ausgebremst: Vor fünf Tagen gab der US-Konzern bekannt, die Forschung am Wirkstoff namens Danuglipron neu auszurichten. Grund: Zu viele Nebenwirkungen (Übelkeit, Durchfall, Erbrechen).

Der Novo Nordisk-Kurs schoss indessen in die Höhe: Das Unternehmen hat seinen Wert seit Dezember 2022 auf 350 Mrd. Euro mehr als verdoppelt. Doch Pfizer gibt nicht auf: Man arbeite daran, die Verträglichkeit zu verbessern, so Forschungschef Mikael Dolsten am vergangenen Freitag.

Von Karl Leitner

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