Landestheater: Nöstlingers „Retortenbaby“ kommt per Post

„Konrad oder das Kind aus der Konservenbüchse“ feiert am Dreikönigstag in den Kammerspielen Premiere

Frau Bartolotti (Katrin Grummet) bekommt ein Paket mit einer lebendigen Überraschung ...
Frau Bartolotti (Katrin Grummet) bekommt ein Paket mit einer lebendigen Überraschung ... © Philip Brunnader

Einen Kinderbuchklassiker aus den 1970er-Jahren stellt das Landestheater Linz nun auf die Bühne der Kammerspiele: Christine Nöstlingers Roman „Konrad oder das Kind aus der Konservenbüchse“ erweist sich dabei als höchst aktuell. Regie führt in Linz keine Unbekannte: Fanny Brunner hat in Linz auch schon „Frerk, du Zwerg!“, „Angstmän“ oder „Binge Living“ für junges Publikum inszeniert. Premiere des 80-Minüters für alle ab acht Jahren ist am Dreikönigstag (15 Uhr).

1978 wurde das erste Retortenbaby geboren, in Christine Nöstlingers Roman schlüpft schon 1970 eines quasi aus der Konservendose. Die Geschichte vom perfekten braven Kind solle auch heute dazu anregen, darüber nachzudenken, wer hier wen erzieht und ob „Kindsein ein eigener Status ist und man dem Nachwuchs mit Respekt entgegentritt, oder Kinder als noch nicht perfekte Erwachsene sieht“, wie die Regisseurin bei der Pressekonferenz am Mittwoch skizzierte.

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Berti Bartolotti, ihres Zeichens Textilkünstlerin und obendrein kaufsüchtig, bekommt eines Tages ein Paket, von dem sie nicht weiß, was drin ist. Kein Wunder bei ihren vielen Bestellungen. Sie öffnet es und heraus steigt der siebenjährige Konrad, das perfekte Kind aus Fabrikserzeugung. Konrad zeigt Berti, wie sein Name frei übersetzt schon sagt, als „kühner Ratgeber“, wie perfekt er sich benehmen kann, die wiederum lässt ihm Freiheiten, die er (noch) nicht gewohnt ist.

Nachbar und Freund Egon ist begeistert von dem tadellosen kleinen Wesen und dient sich als Vater an, so entsteht eine moderne Patchworkfamilie, und jeder wächst nach und nach in seine Rolle. Nachbarskind Kitty ist der wilde Gegenpart zu Konrad und nimmt sich seiner an.

In die Rolle von Konrad schlüpft Alexander Köfner, Publikumsliebling Friedrich Eidenberger gibt den Egon, Katrin Grummet ist Frau Bartolotti, Kitty Gemma Vanuzzi. Nebenfiguren, mit denen Brunner die Aufführung anreichert, übernehmen Studierende des 4. Jahrganges des Schauspielinstituts der Bruckneruni.

Die künstlerischen Arbeiten im Wohnzimmer von Frau Bartolotti, einem von insgesamt drei Schauplätzen, stammen von Schülern der Linzer HBLA für künstlerische Gestaltung, die Bühnenbildner Markus Angermayr, selbst einst Schüler ebendort, zur Mitarbeit eingeladen hat. Sound und Musik mit „Science-Fiction-Momenten“ und anarchisch-punkigen Klängen stammen von Alex Konrad.

Eine Geschichte, die ins Heute passt und mit der Brunner Christine Nöstlingers Botschaft transportieren möchte (wieder frei übersetzt): Jeder darf sein, wie er möchte, und das in einer Gemeinschaft auch leben dürfen.