Kulturhauptstadt: Eröffnung mit einem „einmaligen Jodler“

Staunen, feiern, tanzen: Salzkammergut 2024 startet mit vielfältigem Programm

An 3 verschiedenen Orten im Salzkammergut — unter anderem dem Alten Sudhaus in Bad Ischl — werden mittels QR-Code die animierten Skulpturen von Eva Schlegel und 2MVD unter dem Titel „Memories from the Future – Erinnerungen aus der Zukunft“ im Außen- und Innenraum sichtbar.
An 3 verschiedenen Orten im Salzkammergut — unter anderem dem Alten Sudhaus in Bad Ischl — werden mittels QR-Code die animierten Skulpturen von Eva Schlegel und 2MVD unter dem Titel „Memories from the Future – Erinnerungen aus der Zukunft“ im Außen- und Innenraum sichtbar. © Eva Schlegel

Einen Jodler, wie man ihn noch nie gehört hat, kündigte Hubert von Goisern am Donnerstag bei der letzten Pressekonferenz vor der offiziellen Eröffnung des Kulturhauptstadtjahres in Bad Ischl an. „Es wird spannend werden, wie dieser große Klangkörper klingen wird. Es wird anders sein als je zuvor — und es wird einmalig sein, denn das wird es kein zweites Mal geben.“

Mehr als 1.000 Sängerinnen und Sänger — „Es sind immer mehr geworden“— haben sich dafür zusammengetan, auch Bläser und Kirchenglocken werden einbezogen. Bisher habe er nur Proben mit kleinen Gruppen gehabt und sei „gespannt, was herauskommt“, erklärte der Musiker vor rund 200 Journalistinnen und Journalisten aus dem In- und Ausland.

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Die Kulturhauptstadt sei eine Chance für alle Menschen, sich intensiver mit der Region zu beschäftigen, so Goisern. Auch er selbst entdecke jedes Jahr neue Winkel und Sichtweisen. In eine ähnliche Kerbe schlug Künstlerin Xenia Hausern, die zum Teil im Salzkammergut lebt: „Ich habe gedacht, ich kenne mich hier aus. Nachdem ich in den letzten Monaten gesehen habe, was hier passiert, hab ich gemerkt, ich weiß nix davon und bin begeistert, was alles möglich ist.“

Großes internationales Interesse

Einzigartig und eine Chance sei der Zusammenschluss der 23 Gemeinden zu diesem Projekt, betonte die Ischler Bürgermeisterin Ines Schiller, „deren“ Stadt bekanntlich die Zentrale des kulturhauptstädtischen Geschehens bildet. So ein Ziel jahrelang gemeinsam zu verfolgen, sei schon der größte Erfolg.

„Vieles wird über 2024 hinaus bleiben“, erwartet sich OÖ Tourismus-Chef Andreas Winkelhofer, „eine Entzerrung der Saison“ erhofft sich Astrid Steharnig-Staudinger, Chefin der Österreich Werbung, die von großem internationalen Interesse berichtete.

„Kunst ist gesellschaftsbildend und nicht nur Beschmückung“, betonte einmal mehr Intendantin Elisabeth Schweeger. Das Programm sei mit den Menschen in der Region gemacht und trotzdem ein Dialog zwischen Innen und Außen.

Schweeger stellte noch einmal die großen Programmlinien, die in rund 300 Projekten Ausdruck finden, und drei Publikationen zum Kulturhauptstadtjahr vor: neben einem umfangreichen Programmbuch und „Einsichten und Aussichten“ der kürzlich verstorbenen Trautl Brandstaller das Buch „Salz Seen Land“, herausgegeben von Schweeger und Julia Kospach, in dem 60 Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur und Wissenschaft zu Wort kommen, darunter Hubert von Goisern oder Gerhard Haderer.

„Poetische Reise“

Am Samstag steigt nun die Eröffnung in Ischl mit einem bunten Programm, an verschiedenen Schauplätzen in und outdoor bis tief in die Nacht hinein, das in Anwesenheit von zahlreichen weiteren an der Kulturhauptstadt beteiligten Künstlern wie Elfie Semotan oder Ella Raidel präsentiert wurde. Ab 17 Uhr steigt im Kurpark die große von Ludger Engels inszenierte Opening Ceremony.

Schon davor streben Isa Steins Gestalten in Lichtkleidern der Hauptbühne entgegen. Neben Hubert von Goiserns Jodelpartie wird ein weiterer Lokalmatador, Tom Neuwirth aka Conchita Wurst, auftreten. Die ebenfalls aus dem Salzkammergut stammende Choreografin Doris Uhlich tritt mit zehn Tänzern auf, auch eine eigene Fanfare wurde für die Eröffnung komponiert. Engels versprach eine „poetische Reise durch das Salzkammergut“, die musikalische Stile, Generationen, Tradition und Zukunft verbindet.

Schon tagsüber wird einiges an Programm geboten, zu besichtigen ist schon die von Gottfried Hattinger kuratierte Hauptausstellung im Alten Sudhaus „Kunst mit Wasser und Salz“. Das Gebäude soll später generalsaniert werden und eine Bibliothek ebenso beherbergen wie ein Offenes Kulturhaus und Co-Working-Spaces. Auch das provisorisch adaptierte Lehártheater, in dem morgen erstmals das „Ballet Mécanique“ von George Antheil erklingt, soll in der Folge renoviert und normal bespielbar gemacht werden. Der Glögglwaggon von Georg Nussbaumer und Ella Raidels Regionalzug nehmen am Wochenende bereits Fahrt auf. Und man kann im „Wirtshauslabor“ von Christoph „Krauli“ Held einkehren, das der bekannte Koch mit Schülern der Tourismusschule grandios kulinarisch bespielt und auch nach dem Kulturhauptstadtjahr weiterführen will.

Und weil „Operette zu Ischl gehört wie der Kaiser“, so Schweeger, gibt´s die dann im Kongress & TheaterHaus: Die Komische Oper Berlin reist mit „Eine Frau die weiß, was sie will“ an. Das Werk stammt von Oscar Straus (1870-1954), einem jüdischen Komponisten, der wie viele andere berühmte Kollegen in Bad Ischl weilte und auch hier begraben ist.

Danach darf in die Nacht hinein an verschiedenen Orten der Stadt gefeiert und getanzt werden, unter anderem mit Camo & Krooked aus Wien. Die evangelische und die katholische Kirche werden von junge Musikerinnen und Sängerinnen bespielt.

Am Sonntag findet bei freiem Eintritt in den Stallungen der Kaiservilla ein „Katerfrühstück“ statt, das allerdings Aufmerksamkeit verlangt: eine Gesprächsrunde aus Künstlern und einer Kulturphilosophin diskutiert die Frage, wohin Europa sich entwickelt.

Das Motto, das Hubert von Goisern für seinen Jodler verkündete, kann wohl auch für die gesamte Kulturhauptstadt gelten: „Die Freude am gemeinsamen Tun wird es gelingen lassen.“

Von Melanie Wagenhofer