Virtuose Spielfreude von Jungstars im Brucknerhaus

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Geiger Tassilo Probst (22) und Pianist Ron Huang (23) zogen am Mittwoch im Brucknerhaus ein wahres Feuerwerk von virtuoser Spielfreude auf, das den Titel der Konzertreihe „Stars von Morgen“ zu einem Understatement verblassen ließ.

Zunächst waren romantische Beispiele für exquisites Können erforderndes Geigenspiel zu erleben: Probst brachte den französischen Charme der „Havanaise“ op. 83 und „Introduction et Rondo capriccioso“ op. 28 von Camille Saint-Saens ebenso zur Geltung wie das spanische Temperament der „Malaguena“, „Habanera“ und „Romanza Andaluza“ aus den spanischen Tänzen op.22 Pablo Sarasates.

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Er musizierte mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit und extrem differenziertem Ausdruck, diskret von Huang mit sehr kultiviertem Anschlag begleitet. Dem Geiger ermöglichte seine stupende Technik, jedes kleinste Detail zugunsten der Werke aufleuchten zu lassen.

Zu den folkloristisch angehauchten „Tänzen“ kontrastierte das Herzstück des Abends, Ravels Sonate für Violine und Klavier in G-Dur, deren 2. Satz „Blues“ als Musterbeispiel für den Einfluss des Jazz auf die europäische Musik des frühen 20. Jahrhunderts gelten kann.

Probst machte dies mit besonderer Hingabe deutlich, die den „Blues“ zum Mittelpunkt der einzigartigen Werkes erhob. Dessen weitere Besonderheit: Das Klavier fungierte als ebenbürtiger Partner, was Huangs Spiel deutlich betonte.

Nach der Pause perlte zunächst Bizets wunderbare Musik durch eine vom Violin-Virtuosen Jenö Hubay genial konzipierte „Carmen-Fantasie“, gefolgt von George Enescus singulärer „Sonate für Violine und Klavier“ op. 25, die mit ihrem Titel „dans le caractere populaire (roumain)“ dem ganzen Abend das Motto verlieh.

Volksmusik klingt da immer wieder an, ist aber nur ein Element von vielen in diesem impulsiv- expressionistischen Werk, dessen aggressives Finale beinahe in seine blockartigen Teile zu zerfallen drohte. Die Aufregung schlug durch eine Kreisler-Zugabe rasch in Wohlgefühl des Publikums um; sein heftiger Applaus begleitete das ganze Programm.

Von Paul Stepanek