Seit April fungiert das Linzer Eishockey-Urgestein Philipp Lukas bei den Steinbach Black Wings Linz als Cheftrainer und Sportdirektor in Personalunion.
Im VOLKSBLATT-Gespräch lässt der 42-Jährige seine mittlerweile mehr als 20 Jahre in der Stahlstadt Revue passieren und liefert Einblicke, wie er den Klub nach turbulenten Jahren wieder in die Erfolgsspur führen will.
VOLKSBLATT: Herr Lukas, Sie sind ein viel beschäftigter Mann. Neben den Black Wings sind Sie auch im Trainerteam des Nationalteams. Wie sieht die Arbeitsverteilung aus?
PHILIPP LUKAS: Ich bin bis jetzt, so gut es ging, zweigleisig gefahren, aber der Tag hat nur 24 Stunden und irgendwann muss ich auch schlafen (lacht). Im Moment gilt es, im Verein eine Mannschaft, aber auch ein Gesamtkonstrukt zu formen. Die Zusammenarbeit mit den Steel Wings soll in einer verbesserten Form stattfinden und in der ICE Hockey League geht es darum, neue junge Österreicher nach Linz zu lotsen, um konkurrenzfähig zu sein.
Sie haben 18 Jahre für die Black Wings gespielt, zwei Meistertitel gefeiert und waren über zehn Jahre Kapitän. Wie haben Sie die Streitigkeiten der letzten Jahre miterlebt?
Natürlich tut das weh, wenn man lange in einem Verein „gedient“ hat und dann fällt alles auseinander, aber es war mir wichtig, mich da herauszuhalten. Einst war Linz eine super Adresse im heimischen Eishockey und jetzt müssen wir kämpfen, um uns das wieder zurück zu verdienen. Hoffentlich kann ich etwas dazu beitragen, das Linzer Eishockey wieder zusammen zu führen, denn ich glaube nicht, dass jetzt schon alles geglättet ist.
Das wird Zeit in Anspruch nehmen. An welchen Schrauben muss gedreht werden?
Da haben Sie vollkommen Recht. Der Streit hat ziemlich sicher viel kaputt gemacht. Jetzt gilt es, Tag für Tag bestmögliche Arbeit zu machen, ehrlich miteinander zu kommunizieren und auch Dinge, die ausgemacht sind, einzuhalten.
Da bedarf es einer klaren Abgrenzung, ansonsten besteht die Gefahr wieder in den alten Trott zu verfallen.
Dem kann ich nur zustimmen und ich versuche entgegen zu steuern. Dafür müssen wir alle an einem Strang ziehen, ansonsten wird der Philipp Lukas auch nur ein anderer Trainer sein, der irgendwann nicht mehr da ist und die Dinge werden unverändert weiterlaufen. Da wäre es ewig schade um die Zeit.
Drei Säulen erfüllen, dann kommen die Ergebnisse
Österreichische ICE-Trainer sind rar gesät. Wie lange haben Sie überlegen müssen, als das Angebot kam?
Ich habe mich nicht aufgedrängt, denn ich war sehr glücklich bei den Steel Wings. Die Idee mit der Gesamtlösung ist natürlich immer interessant und als man an mich herangetreten ist, habe ich mir gedacht: „Ja, auf was soll ich warten?!“ Es ist eine neue coole Aufgabe, mit einem gewissen Aufwand, den ich sehr froh bin betreiben zu dürfen.
Worauf legen Sie als Trainer wert?
Wir müssen die Jungs physisch auf den individuell besten Standard bringen. Es gilt, die individuellen Skills zu verbessern und als Kollektiv zusammenzuwachsen. Weiters muss jeder verstehen, wie wir spielen wollen. Nämlich so schnell wie möglich nördlich gehen, Scheiben hinter die Verteidigung des Gegners zu bekommen und nicht 700 Pässe in der eigenen Hälfte zu machen. Wenn wir diese drei Säulen erfüllen, dann bin ich überzeugt, dass die Ergebnisse kommen.
Sie sind in Wien geboren und seit 2000 in Linz. Was macht die Stadt so reizvoll?
Ich kannte Linz nur als Stahlstadt, doch als ich unterschrieben hatte, bin ich mit meinem Vater das erste Mal auf die Landstraße und da habe ich mir gedacht, naja so grauslig ist es ja gar nicht. Das waren meine ersten Eindrücke, aber was nachher sportlich entstanden ist, haben wir uns nicht einmal erträumen können. Wir waren eine zugängliche Truppe und die Leute waren super zugänglich. Das bleibt mir immer in Erinnerung, deshalb habe ich mich so wohl gefühlt. Ich schätze mich glücklich das Privileg gehabt zu haben, 18 Jahre in derselben Organisation zu spielen, aber das ist vergangen. Für mich beginnt ein neues Kapitel. Ich bin in einer anderen Rolle. Es war eine schöne Zeit als Spieler und wird hoffentlich eine umso schönere als Coach.
Von Daniel Gruber