In Weißenkirchen sorgt der umtriebige Intendant der Wachaufestspiele, Markus Strahl, trotz Verschiebung der Uraufführung der „Göttin in Weiß“ von Hofbauer und Floh ähnlich dem Konzept der Salzburger Festspiele für ein weniger aufwändiges Ersatzprogramm. So war es auch am Feiertag Mariä Himmelfahrt durch eine vorbildhafte Aktion der Marktgemeinde.
ÖVP-Bürgermeister Christian Gepper: „Normalerweise laden wir unsere betagten Mitbürger als Gemeinde alljährlich um diese Jahreszeit auf interessante Busfahrten ein. Das wollten wir im Corona-Jahr nicht riskieren, so traten wir an die prominentesten Schauspielerinnen der Region heran, uns zu helfen. Waltraut Haas ist sowieso eine Wachau-Legende und Ulli Fessl hat ihren Zweitwohnsitz in Els, beide haben spontan zugesagt.“
Wetterbedingter Umzug in den Weinkeller
Nach schweren Regengüssen musste Ulli Fessl mit ihren Fans aus dem Teisenhoferhof in den stimmungsvollen, doch akustisch problematischen Weinkeller übersiedeln. Sie, die 51 Jahre im Burgtheater verbracht und kaum ein Wiener Theater als Komödiantin, Sängerin und Literaturkennerin ausgelassen hatte, befasste sich stilgerecht mit dem Thema Wein.
Da gab es Texte etwa von Ephraim Kishon, Peter Rosegger und Hanna Weigel und (nicht nur) populäre Lieder, die von Markus Vorzeller am Klavier liebevoll begleitet wurden. Das Finale gehörte Robert Stolz, dessen 140. Geburtstag die Musikwelt am 25. August feiern wird, mit dem flotten Evergreen „Jung san ma, fesch san ma“. Da strahlten vor allem die Senioren der Marktgemeinde …
In der Zwischenzeit hatten sich die Regenwolken verflüchtigt und die Gäste konnten in den Teisenhoferhof übersiedeln. Die Überraschung: Am Podium saß nicht nur Publikumsliebling Haas (93), sondern auch Moderator Herbert Strobl.
„Haasis“ bewegtes Leben Revue passieren lassen
Die beiden ließen das überreiche komödiantische Leben nochmals vorüberziehen, die „Haasi“ war von unübertrefflicher Eloquenz. Im Schönbrunner-Areal, wo sie aufwuchs, lernte sie im Stöckl schon sehr früh prominente Mimen wie Hans Moser, Paul Hörbiger und Fred Liewehr kennen, die ihr die besten Tipps gaben. Ihre Karriere begann vor 75 Jahren im Linzer Landestheater, ihre Filme wie „Mariandl“, „Hofrat Geiger“ und „Im weißen Rössl“ bescherten ihr tolle Partner, von denen hier nur Johannes Heesters und Peter Alexander erwähnt seien. In die Erzählung waren immer wieder Lieder eingestreut.
Bei Evergreens wie „In einem kleinen Café in Hernals“, „Schön ist so ein Ringelspiel“ und „Schnucki, ach Schnucki“ konnten natürlich alle mitsingen. Nach dem finalen „Mariandl“-Schlager war die Stimmung am Höhepunkt. Am Applaus durften sich nicht nur die Legenden Ulli Fessl und Waltraut Haas erfreuen, sondern auch Pianist Vorzellner, Regisseur Strahl, Moderator Strobl und Bürgermeister Gepper.
Die Liebe zu ihrem Lebensmenschen, Gatte Erwin Strahl, war der Höhepunkt der Erlebnisse der Erzählerin.
Waltraut Haas kann man bei den Wachaufestspielen in Weißenkirchen ab 3. September als Jedermanns Mutter in einer dem Original von Hugo von Hofmannsthal gedanklich nahen Version erleben, der Titelheld ist natürlich ihr jetziger Lebensmensch Sohn Markus. Ulli Fessl ist am 17. September in der Wiener Komödie am Kai mit einem Soloprogramm im Einsatz. Dabei geht es um eine Benefiz-Veranstaltung zur Erhaltung des Theaters, das wie so viele weitere in seiner Existenz bedroht ist. Ulli Fessl (78): „Wir alle wie Waltraut und ich helfen, wo immer es möglich ist. Unsere Branche hat schwere Zeiten vor sich.“