Ein emsiges Summen begleitet seit April Jugendliche mit Lernschwierigkeiten, die am Caritas-Standort St. Elisabeth in Linz für den Arbeitsmarkt vorbereitet werden. Zwei Bienenstöcke sind nun Teil des Ausbildungsbetriebs.
„Wir wollen nicht nur Honig gewinnen. Wenn sich die Jugendlichen beim Imkern an den Schwarm herantrauen, steigt auch ihr Selbstvertrauen“, weiß der Leiter der Caritas-Ausbildung Edgar Gratzer.
In St. Elisabeth schnuppern beeinträchtigte Jugendliche und junge Erwachsene in verschiedene Berufe hinein: Vom Einzelhandel über die Küche bis hin zur Metall- und Grünraumarbeit, stufenweise tasten sie sich heran, welche Schritte sie in ihrem künftigen Berufsweg als nächstes gehen wollen. Und vielleicht zählt das Imkern auch bald dazu.
Gratzer gab im Frühjahr den Startschuss für eine neue Idee, um den Jugendlichen in der Eingangsphase zu mehr Selbstwirksamkeit und Mut zu verhelfen. „Viele der Jugend- lichen, die zu uns kommen, sind angstbesetzt und haben wenig Selbstvertrauen“, erzählt er: „Wir wollen ihnen die Möglichkeit geben, auf freiwilliger Basis mit einem Mitarbeiter, der auch Imker ist, regelmäßig mit Bienen zu arbeiten und so ihre Selbstsicherheit verbessern.“ Durchs ganze Jahr hindurch sollen sie die beiden Schwärme begleiten.
Arbeit mit Bienen braucht Durchhaltevermögen
Imker und Caritas-Mitarbeiter Daniel Bauer weiß, welche Lernerfahrungen in der Arbeit mit Bienen stecken: „Sich darauf einzulassen und dabeizubleiben braucht Durchhaltevermögen. Dafür werden die Jugendlichen nicht nur mit Honig belohnt, sondern mit dem Wissen, was sie geschafft haben.“ Dabei ist viel Achtsamkeit gefragt. Jede Woche geht es zu den Bienenstöcken, um das Verhalten der Tiere zu beobachten und zu interpretieren. Ralf, der eine Ausbildung in St. Elisabeth macht, ist vom Bienenstock begeistert: „Er wirkt so wahnsinnig klein, obwohl da vielleicht schon 70.000 Bienen drinnen sind. Es ist schön, Leben zu beobachten.“
Imker Bauer erklärt: „Wir schauen, welche Unterstützung die Bienen gerade brauchen. Sind sie unterbeschäftigt, steigt die Gefahr des Schwärmens. Da muss man gegenlenken.“ Genauso heißt es, Ruhe zu bewahren, wenn man mitten im summenden Schwarm steht – beim ersten Mal gibt das einen gehörigen Adrenalinschub, so Bauer. Ein Stresstest der besonderen Art – der für das künftige Berufsleben gleich eine gewisse Gelassenheit mit sich bringt.
Und was das Miteinander angeht, kann man sich von den Bienen unheimlich viel abschauen: „Der Schwarm ist ein großes Wesen, bei dem alle zusammenhelfen, um ein Ziel zu erreichen – in diesem Fall das Überleben des Volkes“, erklärt er. Eine Teamfähigkeit, die sich die Jugendlichen auch für sich selber mitnehmen können.