Modemacher Wolfgang Joop ist 80: „Wie ein schlechter Scherz“

Der deutsche Modemacher Wolfgang Joop feiert am Montag, 18. November, seinen 80. Geburtstag. Im Alter ist der Modemacher vor allem nachdenklich zu erleben. „Ich finde, es ist wie ein schlechter Scherz, ehrlich gesagt“, sagte er der dpa über seinen 80er. „Und Weisheit stellt sich überhaupt nicht ein, außer hin und wieder die Kränkung des Körperlichen, dass man auf einmal nicht mehr diese Energie hat.“ Auch über den Tod denke er nach.

Eitel und wenig bescheiden sei er, hieß es oft über Joop. In der Modewelt der 90er-Jahre und der Ära der Supermodels wie Claudia Schiffer ist er auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Sein Gesicht wird zur Marke, und nicht nur Parfüm trägt neben Kleidung – eine Mischung aus lässig und extravagant – seinen Namenszug.

Als Juror neben Heidi Klum bei „Germany’s Next Topmodel“ ist er als Publikumsliebling in Erinnerung. Er konnte mit Sprüchen über die Modewelt und den Stil mancher Stars – mal zu brav, mal zu sexy – verärgern, aber auch schmeicheln. Der deutschen Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel empfahl er vor 15 Jahren, mehr Dekolleté zu tragen.

Geboren wird Joop am 18. November 1944 auf einem Bauernhof im deutschen Potsdam. Er verbringt seine Kinderjahre mit Oma, Mutter und Tanten. Als die Eltern nach Braunschweig umziehen, sehnt er sich zu DDR-Zeiten in die Heimat und zu seiner geliebten Tante Ulla zurück. Der heute renovierte Familienstammsitz in Potsdam-Bornstedt ist zum „Sehnsuchtsort“ des Künstlers geworden, der in Hamburg, Monte Carlo und viele Jahre in New York gelebt hat.

Am Ende seines Buches „Die einzig mögliche Zeit“ schreibt er über Potsdam: „Ja, ich bleibe, hier ist Heimat.“ Aber wie verlockend ist Ibiza, wo Joop eine Finca hat, gerade im deutschen Winter? Er wolle sich derzeit – vielleicht liege es am Alter – kaum wegbewegen, sagt er in seiner mit Gemälden und Skulpturen versehenen Wohnküche in Potsdam.

Auf dem Anwesen, ganz in der Nähe von Park Sanssouci, lebt Joop mit seinem Lebenspartner Edwin Lemberg, mit dem er seit Jahrzehnten zusammen ist, und mehreren Hunden. Er schart auch eine Patchwork-Familie um sich. Seine Ex-Frau Karin wohnt ganz in der Nähe. Dank ihr wurde er nach eigenen Angaben Modedesigner. Auch eine seiner beiden Töchter lebt auf dem Familiengut. Alleinsein sei nichts für ihn, sagt Joop, der fünf Enkel hat.

Mit Karl Lagerfeld, der 2019 starb, und Jil Sander zählt er zu den erfolgreichsten deutschen Modemachern. Aber Joop ist auch ein Multitalent: Er hat Werbepsychologie und Kunsterziehung studiert, machte später als bildender Künstler, Maler, Schriftsteller und Schauspieler von sich reden. „Ich sollte, wie mein Vater es wollte, Kunsterzieher werden. Bloß kein Maler, brotlos“, sagt Joop.

Sein größtes Talent ist das Zeichnen, das er schon in der Schule einsetzte: Gegen eine Pin-up-Zeichnung verrieten ihm Mitschüler die Lösungen. Später hatte er eine Ausstellung mit seinen Modezeichnungen bei Sotheby’s in New York.

Seine Marke Joop verkauft der Designer und Modeunternehmer 1998. Einige Jahre später gründet er das neue Luxuslabel Wunderkind, das in Schwierigkeiten geriet. 2023 belebt Joop es neu: Er setzt in Zusammenarbeit mit einem Biomode-Unternehmen auf Nachhaltigkeit und will auch weiter Kleidung aus Material ohne Schadstoffe herausbringen.

„Die Modewelt gilt allgemein als frivol und in gewisser Weise ist es auch so. Aber mit der neuen Kollektion betrete ich Neuland“, beschrieb es Joop. Sein Name ist inzwischen längst auch mit Wohn-Textilien, Tapeten oder Handtüchern verbunden, die Handelsunternehmen vertreiben.

Seine Geburtstagsfeier wünscht sich Joop familiär und mit engen Freunden. „Ich finde Partys sehr anstrengend, denn auch da versuche ich dann vielleicht verzweifelt, am längsten aufzubleiben“, sagte er im Interview.

Neue Projekte sind jedenfalls in Arbeit. 2025 soll es in Potsdam eine Ausstellung über sein Lebenswerk geben. Neben Modedesigns, Skizzen und Skulpturen soll die Retrospektive auch Einblicke in das private Umfeld Joops geben, der über sich sagt: „Ich fühl‘ mich viel zu jung, um 80 zu sein.“

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