Nobel-Favoriten: Fettstoffwechsel, Magischer Winkel, Wasserspaltung

Datenkonzern Clarivate wählte aus den meistzitierten Wissenschaftern die „Citation Laureates 2024“ und stuft 22 Forscherinnen und Forscher als Favoriten für den Nobelpreis ein

Der Datenkonzern Clarivate hat aus dem Kreis der meistzitierten Wissenschafter die „Citation Laureates 2024“ (frei übersetzt „Zitations-Kaiser“) gekürt. Das Unternehmen stuft damit drei Forscherinnen und 19 Forscher zu den Favoriten für die wissenschaftlichen Nobelpreise.

Wer diese heuer erhält, wird nächste Woche bekannt gegeben: Den Auftakt macht traditionell die Medizin (7.10.), gefolgt von Physik (8.10.), Chemie (9.10.) und Wirtschaftswissenschaften (14.10.).

Ausgangspunkt für die alljährliche Kür des Institute for Scientific Information (ISI) von Clarivate sind die Publikations- und Zitationsdaten wissenschaftlicher Arbeiten von einflussreichen Forschern in jenen Forschungsbereichen, in denen Nobelpreise vergeben werden.

Von den knapp 61 Millionen seit 1970 im „Web of Science“ erfassten Artikeln wurden nur rund 9.700 beziehungsweise 0,015 Prozent 2.000 Mal oder öfter zitiert. Ihre Autoren, die „Citation Laureates“, seien einflussreiche Forscher, „deren Beiträge mit denen von Nobelpreisträgern vergleichbar sind“, heißt es seitens Clarivate.

Von den rund 450 seit 2002 gekürten „Citation Laureates“ haben 75 tatsächlich den Nobelpreis erhalten. Elf der 22 diesjährigen Favoriten sind in den USA tätig, sechs in Großbritannien, zwei in der Schweiz und je einer in Deutschland, Israel und Japan. Österreicher beziehungsweise in Österreich tätige Forscher sind keine darunter.

In den vergangenen Jahren wurden unter anderem die beiden österreichischen Physiker Anton Zeilinger und Ferenc Krausz in dieser Liste genannt. Sie erhielten 2022 (Zeilinger) beziehungsweise 2023 (Krausz) tatsächlich den Physik-Nobelpreis.

Sieben Wissenschafterinnen und Wissenschafter nennt Clarivate als Favoriten für den Medizin-Nobelpreis: Jonathan C. Cohen und Helen H. Hobbs (beide University of Texas/USA) für die Erforschung der Genetik des Fettstoffwechsels, die zu neuen Medikamenten zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen geführt hat; Ann M. Graybiel (Massachusetts Institute of Technology/USA), Okihide Hikosaka (National Institutes of Health/USA) und Wolfram Schultz (Cambridge University/Großbritannien) für physiologische Studien der Basalganglien, die für die motorische Kontrolle und das Verhalten einschließlich des Lernens von zentraler Bedeutung sind; und schließlich Davor Solter (Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik in Freiburg/Deutschland) und Azim Surani (Cambridge University/Großbritannien) für die Entdeckung der genomischen Prägung, die unser Verständnis der Epigenetik und der Entwicklung von Säugetieren verbessert hat.

In der Physik stehen sechs Forscher auf der Favoritenliste: Rafi Bistritzer (Universität Tel Aviv/Israel), Pablo Jarillo-Herrero (Massachusetts Institute of Technology/USA) und Allan H. MacDonald (University of Texas/USA) für bahnbrechende theoretische und experimentelle Beiträge zur Physik der mit magischem Winkel verdrehten Graphen-Schichten und verwandter Moiré-Quantenbauelemente; David Deutsch (Universität Oxford) und Peter W. Shor (Massachusetts Institute of Technology/USA) für revolutionäre Beiträge zu Quantenalgorithmen und -computern; und schließlich Christoph Gerber (Universität Basel) für die Erfindung und Anwendung des Rasterkraftmikroskops.

Sechs Forscher listet der Datenkonzern für die Nobelpreis-Kategorie Chemie auf: David Baker (University of Washington/USA), John M. Jumper und Demis Hassabis (beide Google DeepMind/Großbritannien) für Beiträge zur Vorhersage und zum Design von dreidimensionalen Proteinstrukturen und -funktionen; Kazunari Domen (Tokio University/Shinshu-University/Japan) für Grundlagenforschungen zu Photokatalysatoren für die Aufspaltung von Wasser sowie den Bau von Systemen zur solaren Wasserstofferzeugung; und schließlich Roberto Car (Princeton University/USA) und Michele Parrinello (Universität der italienischen Schweiz/ETH Zürich/Schweiz) für eine nach ihnen benannte Methode zur genauen Berechnung der Molekulardynamik, eine Revolution in der computergestützten Chemie.

Für die Auszeichnung im Bereich Wirtschaftswissenschaften gibt es Clarivate zufolge drei Favoriten: Janet Currie (Princeton University/USA) für bahnbrechende wirtschaftliche Analysen der Entwicklung von Kindern; Partha Dasgupta (Cambridge University/Großbritannien) für die Integration der Natur und natürlicher Ressourcen in die menschliche Wirtschaft; und schließlich Paolo Mauro (International Finance Corporation/USA) für empirische Studien über die Auswirkungen von Korruption auf Investitionen und Wirtschaftswachstum.

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