In Vietnam ist die Zahl der Toten durch die Unwetter mit sintflutartigen Regenfällen auf 59 gestiegen. Das teilte das Landwirtschaftsministerium am Montag mit. Mehrere weitere Menschen wurden noch vermisst. Das Nationale Wetterzentrum sprach vom stärksten Sturm in dem südostasiatischen Land seit 30 Jahren. Montagfrüh stürzte nördlich der Hauptstadt Hanoi eine vielbefahrene Brücke in den Roten Fluss, der sich im Zuge des Unwetters in einen reißenden Strom verwandelt hatte.
Mehrere Lastwagen, Autos und Motorräder wurden in die Tiefe gerissen, wie die Zeitung „VnExpress“ unter Berufung auf Vize-Ministerpräsident Ho Duc Phoc berichtete. Vier Menschen seien nach dem Unglück an der Phong-Chau-Brücke lebend geborgen worden, mehr als ein Dutzend weitere würden in den Fluten vermisst. Mögliche Ursache seien das Hochwasser und eine extrem schnelle Strömung gewesen, sagte ein Lokalpolitiker der staatlichen Zeitung „Quang Doi Nhan Dan“. Militär und Polizei waren im Einsatz, um nach den Vermissten zu suchen.
Auf einem in Sozialen Medien verbreiteten Video ist der Moment zu sehen, in dem die Brücke einstürzt und ein Lastwagen in die Tiefe fällt. Ein Motorradfahrer und der filmende Autofahrer dahinter konnten gerade noch bremsen. Vize-Umweltminister Nguyen Hoang Hiep erklärte, die Auswirkungen des Tropensturms „Yagi“ seien schrecklich und besonders für die nördlichen Bergprovinzen verheerend.
Der Super-Taifun „Yagi“ hatte am Wochenende 15 Stunden in Vietnam gewütet, nachdem er zuvor über Teile Chinas gefegt war. Die chinesische Wetterbehörde stufte den Sturm als den stärksten Herbsttaifun ein, der seit 1949 auf das chinesische Festland getroffen sei. In der Volksrepublik kamen mindestens vier Menschen ums Leben, Dutzende wurden verletzt.
Mehrere Flughäfen in Vietnam hatten am Wochenende zeitweise den Betrieb eingestellt, darunter auch in Hanoi. Laut Katastrophenschutz wurden Tausende Häuser beschädigt, 120.000 Hektar Reisfelder überschwemmt und mehr als 1.500 Fischgründe zerstört. Zudem entwurzelte der Sturm mehr als 100.000 Bäume, darunter 25.000 allein in Hanoi. 25 Schiffe gingen im aufgewühlten Meer unter. Viele Bürger waren auch am Montag noch ohne Strom.
Tropische Wirbelstürme entstehen über warmem Ozeanwasser. Viele Experten gehen davon aus, dass im Zuge der Erderwärmung die Zahl von Hurrikans, Taifunen und Zyklonen wegen verschiedener Faktoren zwar abnehmen wird. Gleichzeitig erhöht sich demnach die Wahrscheinlichkeit extrem starker und gefährlicher Stürme – weil diese mehr Energie aus der sich erwärmenden Atmosphäre ziehen können.