3D-Vorlesungen aus dem JKU medSPACE auch für Grazer Studenten

Vernetzte Unis schicken Studierende mit 3D-Brille auf Reise durch den Körper

Mit der 3D-Brille in den Hörsaal: An der Medizin-Fakultät der Uni Linz und der Med Uni Graz ist ein neuer Ansatz der Anatomie-Ausbildung im Entstehen. Wie den Studierenden die Tiefen der Organe und kleinsten medizinischen Strukturen des Körpers vermittelt werden, erinnert eher an einen Kinobesuch als an eine Anatomievorlesung. Am Dienstag wurde die interaktive virtuelle Anatomievorlesung in 3D erstmals in den Anatomiesaal der Med Uni Graz übertragen.

Im sogenannten medSpace der Linzer Johannes Kepler Universität (JKU) wird Anatomie auf ganz neue Weise gelehrt: Studierende wie auch Lehrende tragen 3D-Brillen, um Einblicke in die Anatomie des menschlichen Körpers zu erhalten bzw. Wissen weiterzugeben.

Dazu wurden MRT- und CT-Daten von lebenden Patienten zu fotorealistischen dreidimensionalen Bilder von Organen, Drüsen, Blutgefäßen, Muskelsträngen, Sehnen und mehr verschmolzen, die nun überlebensgroß, aus jedem Blickwinkel und stufenlos zoombar in einer stereoskopischen 3D-Darstellung erkundet werden können, wie Franz Fellner, Leiter der Abteilung für Virtuelle Morphologie an der JKU in Linz, am Dienstag vorführte.

Vor einer riesigen LED-Wall im großen Hörsaal der Anatomie in Graz wurde den ersten Zusehern in 4K-Auflösung und mit 120 Hertz Bildwiederholrate vorgeführt, wie die anatomischen Strukturen funktionieren bzw. wie sie sich im erkrankten Zustand verändern.

Fellner hat die „Virtuelle Anatomie“, die die Medizinerausbildung auf eine ganz neue Ebene hebt, in Linz initiiert. Ein Teil der „Virtuellen-Anatomie“-Vorlesungen von Fellner wurde bisher schon von der JKU als 2D-Videostream an die Med Uni Graz übertragen. Im Gegenzug hat Niels Hammer, der den Lehrstuhl für makroskopische und klinische Anatomie an der Med Uni Graz innehat, die Lehrinhalte zu anatomischen Präparaten per 2D-Videostream nach Linz übertragen.

3D-Vorlesung mutet wie Kinobesuch an

Ab diesem Semester haben beide Unis einen Gang zugelegt: Die 3D-Vorlesungen aus dem JKU medSPACE in Linz werden live auf der neuen großen LED-Wand an der Med Uni Graz gezeigt – ebenfalls in stereoskopischem 3D mit 3D-Brille. Hier hat man für bis zu 500 Studierende Platz. Man sitzt, schaut und staunt über den räumlichen Eindruck von Tiefe, mit dem die anatomischen Strukturen vermittelt werden.

Da die Audiosignale und Steuerdaten für das Programm aus Linz in Echtzeit auch nach Graz übertragen werden, können die Studierenden an beiden Standorten zugleich in die Vorlesung eintauchen. Zusätzlich überträgt die Med Uni Graz Aufnahmen von Präparaten mit einer stereoskopischen 4K-Kamera live nach Linz, wodurch die Studierenden ergänzend zur Virtuellen Anatomie auch anatomische Präparate in 3D erleben können, wie am Dienstag Niels Hammer erklärte und vorführte.

Die kombinierte Anwendung bewährter und neuester Technologien in Anatomie und Radiologie und die Zusammenarbeit zwischen den beiden Unis sei in ihrer Art bisher unvergleichlich, betonte Hammer. Er sprach von einer soliden Basis, „um unsere Studierenden optimal auf die Medizin der Zukunft vorzubereiten“. Weitere Partner in der Kooperation sind das Ars Electronica Futurelab und die Softwareexperten von Siemens Healthineers.

Förderprogramm der Regierung für Digitalisierung in der Ausbildung

Die österreichische Bundesregierung startete 2022 das Programm „Uni-Med-Impuls 2030“, welches neben mehr Studienplätzen, neuen Professuren und einem Budget-Plus auch auf mehr Platz für Digitalisierung in der Ausbildung abzielt. Damit wird im Rahmen des Programmes der Ausbau digitaler Technologien in der Anatomie an der Med Uni Graz und der JKU gezielt gefördert. Beide Standorte werden dafür mit den neuesten Gerätschaften auf diesem Gebiet ausgestattet.

In Graz wurde mit der Präsentation der interuniversitären Zusammenarbeit zugleich die größte Anatomiekonferenz im DACH-Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz) eröffnet, die in der neu errichteten Anatomie der Med Uni Graz stattfindet. Erwartet werden rund 350 Gäste aus mehr als 15 Ländern. Österreichische Forschende steuern insgesamt rund 30 Beiträge bei, zehn davon kommen aus Graz.

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