Bundesforste säen Wald der Zukunft aus der Luft

Testeinsatz für Saatgutdrohne zur Wiederbewaldung im steilen Schutzwald

In Tirol regnet es dieser Tage Saatgut für den Wald der Zukunft: Die Österreichischen Bundesforste (ÖBf) haben erstmals auf ihren Flächen eine Saatgutdrohne eingesetzt, um schwer erreichbare Schutzwaldgebiete im Zillertal wieder zu bewalden. Auf Versuchsflächen in der Nähe von Mayrhofen, die insgesamt rund vier Hektar groß sind, brachte die Drohne mithilfe modernster GPS-Technologie speziell zusammengestelltes Saatgut aus.

Dabei handelt es sich um eine Mischung aus krautigen, teils tiefwurzelnden Pflanzen, deren Aussaat den Boden vor Erosion und Nährstoffverlust schützen soll, sowie Baumsamen für die Wiederbewaldung. Ziel ist es, die steilen Schutzwaldhänge im ÖBf-Forstrevier Hinteres Zillertal nach Sturmereignissen im Jahr 2023 rasch zu stabilisieren und gleichzeitig die Grundlage für neue, klimafitte Wälder zu schaffen.

„Der Klimawandel setzt unsere heimischen Wälder zunehmend unter Druck. Vor allem Schutzwälder mit ihren exponierten Lagen sind Extremwetter und Stürmen besonders ausgesetzt“, so ÖBf-Vorstandssprecher Georg Schöppl: „Innovative Technologien wie etwa Saatgutdrohnen eröffnen uns neue Möglichkeiten, um vor allem abgelegene, unwegsame Schutzwaldflächen im Gebirge effizient und gezielt wiederaufzuforsten.“

Lärche, Weißkiefer, Grauerle und Bergahorn

Das verwendete Saatgut wurde gezielt auf die Witterungs- und Bodenverhältnisse vor Ort abgestimmt. Samen von Lärche, Weißkiefer, Grauerle, Eberesche und Bergahorn aus der ÖBf-eigenen Klenge, einer speziellen Saatgutaufbereitungsanlage, sollen die Grundlage für einen artenreichen Mischwald bilden, der Klimaeinflüssen besser standhalten kann.

Ergänzend dazu haben die Forstexperten eine Saatgutmischung aus über 40 verschiedenen krautigen Pflanzen ausgebracht, darunter beispielsweise Spitzwegerich oder Schafgarbe. So entsteht eine stabile Krautschicht, die Bodenerosion und Austrocknung verhindert, die Humusbildung fördert und günstige Voraussetzungen für die spätere natürliche Verjüngung der Baumarten schafft.

Zusätzlich spenden die teils schnellwüchsigen Pflanzen den aufkommenden Jungbäumen Schatten, brechen den Wind und erleichtern ihnen das Aufwachsen. „Wir nutzen die Hilfsmittel der Natur, um optimale Bedingungen für eine rasche Wiederbewaldung zu schaffen. So stellen wir sicher, dass die Wälder auch in Zukunft ihre Schutzfunktion vor Naturgefahren erfüllen können“, erläutert ÖBf-Vorstand Andreas Gruber.

Eine spezielle Pelletierung aus natürlichen Ausgangsstoffen schützt die Samen vor äußeren Einflüssen wie etwa Trockenheit oder Mäuse- und Vogelfraß und verbessert die Keimchancen. Der Aussaatzeitpunkt im Spätherbst wurde bewusst gewählt, da manche Samen die Winterkeimruhe unter der Schneedecke benötigen, bevor sie im Frühjahr austreiben. Bei den Aussaatflügen wurden rund 14 kg Baumsamen sowie 25 kg Pflanzensamen ausgebracht. Mit der pelletierten Ummantelung beträgt das transportierte Gewicht rund 70 kg.

Präzision aus der Luft: Speziell entwickelte Saatgutdrohne

Die eingesetzte Saatgutdrohne wurde speziell für den Einsatz in der forstlichen Praxis entwickelt, hat eine Spannweite von rund 2,5 Metern und kann pro Flug bis zu 20 kg Saatgut-Pellets transportieren. Sie fliegt in einer maximalen Höhe von 15 Metern entlang zentimetergenau berechneter Flugrouten, die mithilfe eines GPS-gestützten 3D-Computermodells erstellt werden. So können auch komplexe Steillagen und Hindernisse berücksichtigt werden. Während des Fluges wird das Saatgut, das sich in einem Transportbehälter unter der Drohne befindet, gleichmäßig ausgestreut.

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