Erste Corona-Patienten nach Plasma-Therapie als gesund entlassen
Online seit:Die ersten in Österreich mit Blutplasma von Covid-19-Genesenen behandelten Patienten konnten das LKH-Uniklinikum Graz kürzlich gesund verlassen. Bei den gängigen PCR-Tests auf das neuartige Coronavirus werde unterdessen am Donnerstag die 300.000-Grenze überschritten, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Vormittag, und kündigte zudem ein eigenes Antikörper-Testprogramm an.
Das derzeit gängige Nachweisverfahren einer Covid-19-Infektion ist der PCR-Test (Polymerase-Chain-Reaction, PCR).
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Dabei wird aus Abstrichen aus dem Mund-, Nasen- oder Rachenraum nach Erbgut von SARS-CoV-2 gesucht. Mit Antikörpertests kann auch eine überstandene Erkrankung festgestellt werden.
Insgesamt seien österreichweit bereits 20 Therapien mit „rekonvaleszentem Plasma“ durchgeführt worden, berichtete der Grazer Infektiologie Robert Krause. Es handle sich derzeit um einen experimentellen Therapieansatz für „ganz ausgewählte Patienten“, und es könne zu allergischen Reaktionen oder Schädigungen der ohnehin angegriffenen Lunge kommen. Das Rote Kreuz rief zum Plasmaspenden auf. Die Lagerung bei minus 30 Grad Celsius stelle sicher, dass das Plasma für rund ein Jahr zur Anwendung kommen kann. Das sei wichtig, um bei einer etwaigen nächsten Welle vorbereitet zu sein. Das betonte auch Anschober, der davor warnte, die momentan „sehr stabile“ Gesamtsituation auf die leichte Schulter zu nehmen.
Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) tauschte sich mit Amtskollegen aus Ländern aus, die wie Österreich „sehr rasch und erfolgreich auf das Coronavirus“ regiert haben. Ein Thema war das schrittweise Öffnen der Grenzen „zwischen all den Ländern, die gut durch diese Krise gekommen sind und niedrige Neuinfiziertenzahlen haben“, berichtete Kurz. Österreich habe das Interesse, die Grenzen etwa zu Deutschland und Tschechien herunterzufahren. „Ich hoffe auch, dass wir zu einer Lösung mit unseren Nachbarn kommen, dort wo es sicher ist.“ Touristen aus nicht sicheren Ländern sollen nicht nach Österreich einreisen können.
68 Neuinfektionen gab es in den vergangenen 24 Stunden, ein Anstieg um 0,4 Prozent auf 15.652. Aktiv an Covid-19 erkrankt sind aktuell 1.445. Deutlich zurückgegangen ist die Anzahl der Spitalspatienten, um 58 Personen auf 360, davon 92 auf Intensivstationen. Die Gesamtlage stelle sich weiterhin stabil dar, stellte Anschober fest. 609 Patienten seien bisher an bzw. mit Covid-19 gestorben. Die Zahl der Neuinfektionen in Wien ist in den vergangenen 24 Stunden auffällig gestiegen: Seit Mittwochfrüh zählte der medizinische Krisenstab der Stadt 42 Erkrankte. Damit haben sich bis dato 2.654 Personen nachweislich infiziert. Die Zunahme erklärte die Sprecherin des Krisenstabes auf APA-Nachfrage: „In einigen Fällen waren es Kontaktpersonen von aktuell Erkrankten, die mittels Contact Tracing gefunden wurden. Zusätzlich gibt es auch einige tatsächlich neue Fälle. Man muss sich anschauen, warum das so ist oder ob es sich um einen statistischen Ausreißer handelt.“ Ein Milizsoldat in der Steiermark wurde ebenfalls positiv getestet. Mehrere andere Soldaten müssen nun getestet werden, in häusliche Quarantäne oder wieder nach Hause zur weiteren Beobachtung,
Der Direktor der Innsbrucker Uni-Klinik für Innere Medizin, Günter Weiss, hält im Falle einer weiten positiven Entwicklung bis Ende Mai Überlegungen für eine Rückkehr zu einer kompletten Normalität für notwendig. Sollte die Neuinfektionsrate so niedrig bleiben, müsse man etwa über die weitere Sinnhaftigkeit der Maskenpflicht nachdenken. Die Ärztekammer (ÖÄK) warnte schon jetzt vor der nächsten Grippewelle im Herbst. Es sei besonders wichtig, dass sich vor der Influenza-Saison möglichst viele Menschen gegen Grippe impfen lassen, damit genügend Intensivbetten in den Spitälern für Corona-Patienten vorhanden sind. Nur noch acht Prozent der Bevölkerung stuften unterdessen SARS-CoV-2 bei einer Umfrage des Linzer Market-Instituts Anfang Mai als „sehr bedrohlich“ ein. Den Klimawandel betrachten laut einer von Marketagent durchgeführten Befragung mehr Menschen als gefährlich: 53 Prozent bereitet die Umwelt „sehr große“ oder „eher große“ Sorgen, bei SARS-CoV-2 sind es 48 Prozent und beim Thema Migration 46 Prozent.
In Europa sind bisher bereits mehr als 150.000 Menschen nach einer Corona-Infektion gestorben. Laut einer auf amtlichen Daten basierenden Zählung der Nachrichtenagentur AFP lag die Zahl der Todesopfer Donnerstagfrüh bei 150.138 bei insgesamt gut 1,64 Millionen nachgewiesenen Infektionen. Damit ist Europa weltweit weiterhin am schwersten von der Pandemie getroffen. Die meisten Todesopfer innerhalb Europas gab es in Großbritannien (mehr als 30.000), Italien (mehr als 29.600), Spanien (rund 26.000) und Frankreich (rund 25.800).
Russland meldete am Donnerstag eine neue Rekordzahl an Neuinfektionen: Binnen 24 Stunden wurden 11.231 neue Fälle diagnostiziert. Die Gesamtzahl der bisher in Russland nachgewiesenen Infektionen stieg auf mehr als 177.000; das Land liegt damit bei der Zahl der Fälle jetzt weltweit auf dem fünften Platz. Die russischen Behörden erklären die seit einer Woche stark steigenden Infektionszahlen mit einer Zunahme der Tests. Dadurch würden nun auch viele symptomfreie Fälle nachgewiesen. Die Zahl der offiziell angegebenen Corona-Todesopfer ist mit insgesamt 1.625 in Russland im internationalen Vergleich relativ niedrig. Die Behörden führen dies auf die schnelle Schließung der Grenzen und großflächige Tests zurück. Kritiker bezweifeln jedoch, dass die offiziellen Zahlen die Realität widerspiegeln.