Umstrittene Befragung zu Laborfleisch erhitzt die Gemüter

Der Kärntner Agrarlandesrat fordert ein Verbot für „Fakefleisch“

90 Prozent würden Laborfleisch „nicht regelmäßig“ kaufen oder essen, 82 Prozent wären überhaupt für ein Verbot. Das geht aus einer Befragung im Auftrag der Kärntner Landesregierung hervor. 72 Prozent befürchten außerdem eine Gefährdung ihrer Gesundheit durch Laborfleisch. Damit steht das Ergebnis diametral zu vielen anderen Befragungen.

Agrarlandesrat Martin Gruber (ÖVP) erklärt sich den Widerspruch so: Die Zustimmung zu Laborfleisch sei „wahrscheinlich auch durch Suggestivfragen“ so hoch gewesen. Im Gegensatz dazu habe man deshalb in der aktuellen Umfrage Wert darauf gelegt, die Befragten „offen und transparent“ zu informieren, wie Laborfleisch überhaupt hergestellt wird.

Worte wie „Stammzellentechnologie“, „Muskelstammzellen von lebenden Tieren“, „fetales Kälberserum“ und „Bioreaktoren“ farblich hervorgehoben. Betont wurde auch, dass bei der Entnahme von Kälberserum „Fötus sowie das Muttertier“ sterben würden – wobei sogar Tierschutzorganisationen auf Hersteller hinweisen, die mittlerweile ohne Föten für die Produktion für In-vitro-Fleisch auskommen.

Befragung erntet heftige Kritik

Harsche Kritik an der Umfrage und auch genau an diesem Punkt kam dagegen vom Good Food Institute Europe (GFI). Die Debatte in Österreich sei „geprägt von irreführenden Aussagen“, wie etwa zum Kälberserum. Dieser Stoff werde gar nicht für die Herstellung von kultiviertem Fleisch im kommerziellen Maßstab verwendet, da er sehr teuer ist und dies auch dem Tierschutz zuwiderlaufen würde.

„Die führenden Unternehmen in diesem Bereich haben Kälberserum bereits erfolgreich aus dem Herstellungsprozess entfernt“, verwies Ivo Rzegotta auf den aktuellen Stand der Technik. Und die Vegane Gesellschaft Österreich sprach davon, dass die „negative und suggestive Formulierung der Fragen“ das Ergebnis beeinflusst habe. Die Umfrage sei unter der Kategorie „Panikmache oder Wahlkampf“ einzuordnen.

Das Informationsblatt in der Umfrage endet mit dem Hinweis: „Langzeitstudien zu gesundheitlichen Nebenwirkungen einer Ernährung mit Laborfleisch stehen bis dato nicht zur Verfügung.“ Bei Telefonumfragen wurden diese Infos den Befragten mündlich übermittelt. Als Quellen für die Informationen über Laborfleisch werden das Österreichische Landwirtschaftsministerium und die Landwirtschaftskammer Kärnten angegeben.

Für Gruber ist die Umfrage aber ein klarer Auftrag, den „Kampf gegen das Laborfleisch“ weiterzuführen, nicht zuletzt, weil 78 Prozent der Befragten dadurch eine Gefährdung der heimischen Landwirtschaft sehen würden: „Wir haben beim Kampf gegen Laborfleisch 90 Prozent der Bevölkerung auf unserer Seite. Das Motto muss lauten: Wehret den Anfängen, damit dieses Fakefleisch nicht überhaupt erst auf den Markt kommt.“

Die mobile Version verlassen