Anlässlich der UNO-Weltklimakonferenz COP29, die am 11. November in Baku (Aserbaidschan) startet, machen die Auswertungen der Wetterdienste in Österreich, Deutschland und der Schweiz die Auswirkungen der Klimaerwärmung deutlich. Die Daten von Geosphere Austria, dem Deutschen Wetterdienst und Meteoschweiz zeigen, dass die Erwärmung bereits deutliche negative Auswirkungen gebracht hat, wie zum Beispiel eine massive Zunahme der Hitzebelastung und weniger Schnee in tiefen Lagen.
Auch mehr Ereignisse mit Starkregen und ein höheres Risiko für Dürreperioden lassen sich aus dem Datenmaterial ablesen. Ohne Klimaschutz ist eine weitere Beschleunigung der bisherigen Entwicklung zu erwarten – das Klima ist bereits deutlich wärmer als in vorindustrieller Zeit (1881 bis 1910), in Österreich um 2,9 Grad, in der Schweiz um 2,8 Grad. In Deutschland waren die vergangenen zehn Jahre 2,3 Grad wärmer als zu Beginn der Messungen. Seit dem Jahr 2000 gehören in Österreich, Deutschland und der Schweiz fast alle Jahre zu den wärmsten Jahren der Messgeschichte. Auch 2024 bestätigt den Trend zu einem immer wärmeren Klima, in Österreich und Deutschland liegt man auf Rekordkurs.
Die in den vergangenen Jahrzehnten gemessene Erwärmung wirkt sich bereits auf viele Bereiche aus, die unsere natürlichen Lebensgrundlagen betreffen. In Österreich, Deutschland und der Schweiz hat sich die Anzahl der Hitzetage (Tage mit mindestens 30 Grad) in den vergangenen Jahrzehnten verdoppelt bis vervierfacht. In tiefen Lagen gibt es dafür immer weniger Schnee – durch die Erwärmung fällt dort öfter Niederschlag als Regen anstatt Schnee, gefallener Schnee schmilzt wiederum schneller. Die Anzahl der Tage mit einer Schneedecke hat zum Beispiel in Wien, Innsbruck und Graz in den vergangenen 90 Jahren um rund 30 Prozent abgenommen.
In hohen Lagen – oberhalb von 2.000 Metern – hat die Niederschlagsmenge im Winter einen größeren Einfluss auf die Schneelage als die Temperatur. Hier ist es trotz Klimaerwärmung meist kalt genug für Schneefall. Was Ereignisse mit Starkregen betrifft, treten diese in vielen Regionen häufiger und intensiver auf. Je wärmer Luft ist, desto mehr Feuchte kann sie aufnehmen und desto mehr Regen kann fallen. Damit steigt auch die Wahrscheinlichkeit für lokale Überschwemmungen und Muren.
In Österreich zeigt eine Analyse auf Basis von Beobachtungsdaten, dass im Sommer und Herbst die Anzahl der Tage mit viel Niederschlag zugenommen hat und die Tage mit wenig Niederschlag seltener werden. Konkret hat zum Beispiel die Anzahl der Tage mit extremem Regen seit den 1960er-Jahren im Sommer um 30 Prozent und im Herbst um 40 Prozent zugenommen.
Durch die Erwärmung steigt auch die Wahrscheinlichkeit für Dürreperioden. Bei der Entstehung von Dürreperioden spielt neben dem Niederschlag auch die Temperatur eine große Rolle. Je wärmer es ist, desto mehr Feuchtigkeit verdunstet aus dem Boden. Außerdem verlängern höhere Temperaturen die Vegetationszeit und somit die Zeit, in der Pflanzen dem Boden Wasser entnehmen. In Österreich hat sich die klimatische Wasserbilanz – diese berücksichtigt Niederschlag und Verdunstung – im Sommerhalbjahr besonders im Osten und Norden des Landes zu trockeneren Verhältnissen verschoben.
Diese Trends dürften sich in den nächsten Jahrzehnten mit hoher Wahrscheinlichkeit fortsetzen. Offen ist, wie stark die Änderungen ausfallen. Im Falle von tiefgreifenden Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgasemissionen, wie im Pariser Klimaschutzabkommen von 2015 vorgesehen, könnte die weitere Erwärmung deutlich abgeschwächt werden. Dann fallen auch die weiteren Auswirkungen deutlich geringer aus. Dabei zählt jedes Zehntelgrad vermiedener Erwärmung, um die negativen Folgen zu minimieren.
Die aktuell beobachtete Erwärmung liegt insbesondere in Österreich, aber auch in Deutschland und der Schweiz am Oberrand der Berechnungen durch die Klimamodelle. Nach heutigem Kenntnisstand sind es die notwendigen Luftreinhaltemaßnahmen seit den 1980er-Jahren und eine Abnahme der Bewölkung seit den 2000er-Jahren, welche die Erwärmung in Europa zusätzlich verstärkten. Diese Prozesse wurden in einigen Klimamodellen bisher nicht ausreichend berücksichtigt.
Aus den Modellsimulationen lassen sich zwei mögliche Entwicklungen für die nächsten Jahrzehnte ableiten. Zum einen wäre bei einem weltweit ungebremsten Ausstoß von Treibhausgasen (Szenario RCP 8.5) bis zum Jahr 2100 mit einer weiteren Klimaerwärmung in Österreich, Deutschland und der Schweiz um weitere 1,5 Grad bis 4,5 Grad zu rechnen. Das wäre um 4,0 bis 7,5 Grad über dem Wert der vorindustriellen Zeit. Damit wären massive Auswirkungen verbunden, unter anderem eine weitere Zunahme der Hitzebelastung, noch weniger Schnee in tiefen Lagen und mehr sowie intensivere Ereignisse mit Starkregen. Bei konsequentem globalen Klimaschutz (Einhaltung der Pariser Klimaziele, Szenario RCP 2.6) könnte sich dagegen die Erwärmung und die damit verbundenen Auswirkungen knapp über dem aktuellen Niveau einpendeln.