Autofreie Innenstädte – Tests in Linz

Wien ist nicht die einzige Metropole in Österreich, in der es Pläne für eine autofreie Innenstadt gibt: Während ein solches Verkehrskonzept in der Bundeshauptstadt noch vor Oktober Realität werden könnte, gab es in Salzburg schon 1990 ein solches Verbot für vier Jahre – ein Comeback scheint aber unrealistisch. Anders die Lage in Linz, wo ab 15. Juli der Hauptplatz zwei Monate autobefreit wird.

Für die oberösterreichische Hauptstadt scheitere eine autofreie Innenstadt schon an der Definition einer „Innenstadt“, daher bleibt zumindest der Hauptplatz. „Der Durchzugsverkehr wird ausgesperrt“, sagte der zuständige VBgm. Markus Hein (FPÖ) der APA zum geplanten Test. Man rechne ohnehin mit weniger Verkehr wegen der noch andauernden Kurzarbeit und der Ferien. Wenn alle vier Donaubrücken fertiggestellt sind, hätten sich die Parteien ohnehin auf dieses Modell verständigt, so Hein.

Was er sich vorstellen könne, sei eine autofreie Zone rund um das Alte Rathaus bis zum Platz vor dem Alten Dom. Hier sei eine gute Nutzung durch die Gastronomie möglich. Zur von ihm geplanten Umwandlung der Rathausgasse in eine Fußgängerzone gebe es positive Signale von der lokalen Wirtschaft, so Hein. Generell gab er zu Bedenken: „Linz hat mehr Arbeitsplätze als Einwohner und die Pendler sind aufs Auto angewiesen.“

Pläne für eine autofreie Innenstadt werden in Salzburg seit Jahrzehnten gewälzt, unter der gegebenen politischen Konstellation im Gemeinderat sind größere Einschnitte aber nicht zu erwarten, ein komplettes Fahrverbot für Autos schon gar nicht. Dabei war Salzburg Vorreiter: Bereits vor 30 Jahren – 1990 – beschloss die damals rot-grüne Rathaus-Mehrheit ein Innenstadt-Fahrverbot an Sonn- und Feiertagen, das immerhin etwa vier Jahre lang galt, dann aber wieder aufgehoben wurde.

In einer ganz aktuellen Umfrage sprechen sich inzwischen zwei Drittel der Salzburgerinnen und Salzburger für eine Innenstadtsperre aus. Politisch realistisch ist allerdings lediglich das Auflassen des Rot-Kreuz-Parkplatzes samt Begrünung der Fläche, außerdem könnte der kurze Abschnitt zwischen Neutor und Museumsplatz eine Begegnungszone werden.

In Graz werden eine Erweiterung der innerstädtischen Fußgängerzone sowie zusätzliche Maßnahmen der Verkehrsberuhigung wie etwa Begegnungszonen diskutiert. Verkehrsstadträtin Elke Kahr (KPÖ) will den westlichen Teil der Innenstadt – rund um die Neutorgasse – im Zuge der Bauarbeiten für die neue Straßenbahnlinie zur Innenstadtentflechtung (geplante Bauzeit 2022 bis 2024, Anm.) mitplanen. In diese Planungen könnte auch die gesamte Innenstadt einbezogen werden, so Kahr. Berücksichtigt müssten jedoch Anrainer, Behindertenparkplätze, Lieferverkehr, Anrainer und Garagenzufahrten werden.

Der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) äußerte sich den Plänen gegenüber positiv – ebenso SPÖ und Grüne. Lediglich Regierungspartner FPÖ mit Vizebürgermeister Mario Eustacchio brachte Kritik an den Plänen einer autofreien Innenstadt an.

In der Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck arbeite man „sukzessive an der Verkehrsberuhigung“, erklärte die zuständige Vizebürgermeisterin Uschi Schwarzl gegenüber der APA. Unter Anrainern gebe es hohes Interesse daran, dass Gehsteige breiter werden und der Autoverkehr langsamer und reduziert wird. „Die Entwicklung der Innsbrucker Innenstadt in den letzten zehn Jahren mit ähnlichen Maßnahmen zeigt, dass auch die Wirtschaft von der Verkehrsberuhigung profitiert“, so Schwarzl. Die Innenstadt floriere und Wirtschaftstreibende und KundInnen würden nicht in Kaufhäuser am Stadtrand ausweichen.

In Richtung Stärkung der Aufenthaltsqualität in der Innenstadt würden auch weitere Schritte zur Verkehrsberuhigung in Innsbruck gehen – „ganz im Sinne des Innsbrucker Koalitionsübereinkommens“, meinte die Vizebürgermeisterin, die die geplanten Maßnahmen in Wien ausdrücklich begrüßte. Die Innsbrucker Altstadt mit der Maria-Theresien-Straße und dem Bereich rund um das Goldene Dachl sind ohnehin bereits Auto-frei.

In Klagenfurt sei eine autofreie Innenstadt ein „Zukunftskonzept, das in die richtige Richtung geht“, sagte Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz (SPÖ) auf APA-Anfrage. Derzeit werde es immer wieder diskutiert – allerdings nur auf einzelne Straßen heruntergebrochen, so die Bürgermeisterin: „Wenn, dann muss es in ein Gesamtverkehrskonzept eingebettet werden, dann kann ich mir das auf jeden Fall vorstellen.“ Als Bereich kommen Straßen und Plätze innerhalb des Rings infrage, wie etwa die Gegend um den Neuen Platz, den Kardinalplatz, den Domplatz oder den Heiligengeistplatz.

Angedacht werden müssten aber eigene Shuttleverbindungen, „denn angenommen wird die autofreie Innenstadt nur, wenn es attraktive Alternativen gibt“. Sie spielt den Ball weiter an Verkehrsreferenten Christian Scheider (FPÖ): „Es wurde diskutiert, die Forderung nach einer autofreien Bahnhofstraße in ein Gesamtkonzept einzubetten.“ Das laufe bisher, im Herbst sollen Ergebnisse vorliegen.

Die Avantgarde der Autofreiheit befinde sich jedoch im Burgenland, zumindest sieht man sich in Eisenstadt bei dem Thema als Vorreiter. Vor etwa 30 Jahren sei die Innenstadt in eine Fußgängerzone umgewandelt worden, erläuterte Bürgermeister Thomas Steiner (ÖVP). Eine weitere Ausdehnung der autofreien Zone sei nicht geplant, meinte der Stadtchef und fügte hinzu: „Unsere Verkehrspolitik richtet sich immer nach den Bedürfnissen aller Verkehrsteilnehmer.“

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