Zentraler Bestandteil zum Schutz gegen Corona war das Tragen von Masken. Der Frage, welche Auswirkungen das auf den kindlichen Spracherwerb hatte, geht Priv.-Doz. Daniel Holzinger, Leiter des Zentrums für Kommunikation und Sprache am Konventhospital der Barm. Brüder Linz, nach.
„Unsere klinischen Erfahrungen zeigen, dass Spracherwerb im Normalfall ohne Verfügbarkeit des Mundbilds und der Mimik mit nur kleinen Verzögerungen gut möglich ist, etwa bei blinden Kindern. Kinder mit einer Hörstörung, einer Störung der Sprechmotorik oder in der Sprachverarbeitung sind aber auf das Mundbild, die Mimik und Gestik des Gegenübers angewiesen“, schildert Holzinger: „Für die Kommunikation mit gehörlosen oder schwerhörigen Menschen gab es zum Glück auch während der Pandemie Ausnahmeregelungen der Maskenpflicht.“
Eindeutige Mimik nötig
Die visuelle Kommunikation sei aber auch für Kinder mit Autismus sehr wichtig. „Sie benötigen eindeutige mimische Botschaften, damit sie lernen, soziale Signale und Emotionen richtig zu interpretieren.
Weil das Kommunizieren mit Masken mühevoller war, wurde es reduziert, wodurch dies wiederum nachweislich Auswirkungen auf die Beziehungen mit Gleichaltrigen und die psychische Gesundheit hatte“, sagt Holzinger.
Masken dienen als Tiefpassfilter und schwächen hohe Frequenzen, die vom Träger gesprochen werden, ab. Andererseits dämpfen sie Lärmpegel und Nachhallzeit. Es zeigte sich, dass Kinder von vier, fünf Jahren stärker von den Gesichtsmasken betroffen waren, als Sechsjährige.
Das Tragen von Masken hat jedenfalls Auswirkungen auf das soziale Verhalten. Kindern können unsicher oder ängstlich werden. „Wenn Kinder das Gesicht des Sprechers nicht sehen oder glauben, dass sie nicht in der Lage sind, effektiv zu kommunizieren, kann das dazu führen, dass sie sich zurückziehen und Schwierigkeiten bekommen, ihre sprachlichen Fähigkeiten zu verbessern“, so Holzinger.