Ein neues Beschaffungsprogramm für die oö. Feuerwehren haben das Land OÖ und der Oö. Landes-Feuerwehrverband (Oö. LFV) entwickelt, das den Wehren und den Gemeinden nicht nur viel Geld ersparen soll. Vorerst läuft es zwei Jahre lang als Pilotprojekt. Feuerwehrpräsident Robert Mayer ist schon jetzt überzeugt, damit einen bedeutenden Meilenstein gesetzt zu haben.
„Das Konzept für Einsatzfahrzeuge ist durchdacht bis ins letzte Detail, inklusive Finanzierung und Planbeladung von Gerätschaften. Sie sind, je nach Typ, für jeden Standard-Einsatz ausgelegt“, so Mayer.
Als Vorteile zählen Feuerwehr-Landesrätin Michaela Langer-Weninger, LR Michael Lindner und Mayer folgende Punkte auf:
- Entlastung von zeitlichen und finanziellen Ressourcen bei Feuerwehren & Gemeinden,
- Bessere Verhandlungsposition gegenüber Fahrzeugherstellern, Preis- und Planungssicherheit,
- Vereinfachung von Ausbildung als Vorteil für Einsatzberechtigte (Tagesbereitschaft),
- Neuerungen am Stand der Technik können besser umgesetzt und eingeführt werden.
- Durch die Neuausstattung der Fahrzeuge ist künftig kein Außerdienststellen in der Übergangsphase von Alt- auf Neufahrzeug mehr notwendig,
- Kosten/Nutzen-Optimierung von vorhandenem Steuergeld
Für das freiwillige Engagement – im Vorjahr wurden von den Florianis rund 7,55 Millionen Arbeitsstunden geleistet – gebührt den Kameraden nicht nur Dank und Respekt, sondern es braucht auch gute Rahmenbedingungen, betonte Langer-Weninger am Freitag: „Gemeinsam mit dem Oö. Landes-Feuerwehrverband arbeiten wir daher stets daran, beste Rahmenbedingungen für unsere Feuerwehren zu schaffen.“
„Mit der Einführung eines zweijährigen Pilotversuches schaffen wir nun die Möglichkeit einer einheitlichen Gesamtbeschaffung, einen Förderausbau von Stützpunktstellplätzen und die Einführung eines Reparaturbonus. Das spart nicht nur viel Zeit und Geld, sondern unterstützt vor allem die Kameradinnen und Kameraden, entlastet die Gemeinden und fördert zugleich die Nachhaltigkeit“, sagten die Gemeindereferenten Langer-Weninger und LR Michael Lindner.
Preisunterschiede von bis zu 160.000 Euro
Die Vergangenheit hätte gezeigt, dass es in der Anschaffung von gleichen Feuerwehr-Fahrzeugtypen (Fahrgestell + Aufbau) zu Preisunterschieden von bis zu 160.000 Euro gekommen sei. Um den Feuerwehren und Gemeinden künftig Abhilfe zu schaffen, werde der Anschaffungsprozess um den Pilotversuch der Gesamtbeschaffung ergänzt.
„Alleine kann man viel bewegen, doch gemeinsam ist man unschlagbar. Diese Aussage bildet das Fundament der neuen Gesamtbeschaffung. Denn dadurch erlangen wir eine Schlagkraft, die zum einen eine neue Ära in der Preisgestaltung einläutet und zum anderen den Feuerwehren viel Zeit und Energie im Generierungsprozess sparen hilft. Auf diese Weise bieten wir unseren Feuerwehren künftig die Möglichkeit, zwischen Eigenanschaffung (nach dem bisherigen Modell) und Gesamtbeschaffung (nach dem Pilotprojekt) zu wählen“, erklärte Langer-Weninger.
Reparaturbonus soll Lebensdauer der Fahrzeuge verlängern
Eingeführt werden soll auch ein Reparaturbonus, dessen Ziel es ist, die Nutzungsdauer von Feuerwehr-Fahrzeugen durch Generalüberholung um bis zu zehn Jahren zu verlängern.
„Derzeit müssen die Gemeinden bzw. die Feuerwehren nach 25 Jahren die Fahrzeuge auswechseln, obwohl sie meist nur wenige gefahrene Kilometer am Tacho aufweisen. Im Hinblick auf die Nachhaltigkeit sowie eine Entlastung der Budgets ist es mir wichtig, dass wir auch in diese Richtung praxistaugliche Möglichkeiten schaffen“, betonte die Landesrätin.
Der Oö. Landes-Feuerwehrverband erarbeitet derzeit Richtlinien für ein Generalüberholungskonzept von Feuerwehr-Fahrzeugen. Sobald diese vorliegen, werden die notwendigen Maßnahmen zur Nutzungsdauerverlängerung mit der Förderquote (FQ) der jeweiligen Gemeinde bedacht.
Neue Förderquote für Stützpunktstellplätze
Künftig wird der Stellplatz für die Stützpunktfahrzeuge (Kosten je Stellplatz zwischen 300.000 und 500.000 Euro) mit mindestens 70 und maximal 80 Prozent der Bedarfszuweisungsmittel (BZ-Mittel) aus dem Gemeinderessort des Landes gefördert. Um auch die Freiwilligen Feuerwehren zu entlasten, sind für Stützpunktstellplätze seitens der Feuerwehr künftig keine Eigenleistungsbeiträge zu erbringen.
„Die Unterstützung der Gemeinden beim Bau der Feuerwehrhäuser und damit auch der Stellplätze für Sonderfahrzeuge ist ein bedeutender Schritt in einer nachhaltigen Sicherstellung des unverzichtbaren Stützpunkt- und Sonderdienstes in OÖ“, ergänzte Landes-Feuerwehrkommandant Mayer.
Derzeit gibt es in Oberösterreich 232 Stützpunkt-Feuerwehren, die mit 471 verschiedensten Typen von Stützpunktfahrzeugen und -geräten – vom Arbeitsboot über Drohnen, bis hin zu Wechselladekranfahrzeugen oder dem Rüstlöschfahrzeug-Tunnel – ausgestattet sind.
„Mit diesem Pilotprojekt wollen wir echte Wahlfreiheit garantieren: Die neue Finanzierungsmöglichkeit soll spürbare Kostenersparnisse mit sich bringen und die Gemeindebudgets nachhaltig entlasten. Parallel dazu können die Freiwilligen Feuerwehren und Gemeinden ihre Fahrzeuge aber auch weiterhin nach den bestehenden Vorgaben konfigurieren“, bringt es LR Lindner auf den Punkt.
Pilotversuch schafft Vorteile in puncto Zeit, Kosten und Ausbildung
Es war und ist gelebte Praxis, dass Feuerwehren und Gemeinden die Beladung und Ausrüstung der Fahrzeuge selbst beschaffen müssen. Das führte des Öfteren zu enormen Preisunterschieden, die durch die Kostensteigerungen der vergangenen drei, vier Jahre zusätzlich befeuert wurden. Diese Kosten mussten in der Folge großteils von den Gemeinden und Feuerwehren getragen werden. Deshalb wurde vom Oö. LFV und den zuständigen Gemeindereferenten ein Pilotversuch für die Beschaffungsprogramme 2026 und 2027 initiiert und mit einer attraktiveren Förderung versehen.
Die Feuerwehr-Fahrzeuge werden zukünftig fertig konfiguriert und ausgestattet sein. Durch baugleiche Einsatzfahrzeuge wird der Kosten-Nutzen-Effekt in der Anschaffung optimiert. Dabei wurde das Augenmerk auf die Entlastung der Feuerwehren in zeitlichen und finanziellen Belangen gelegt.
Baurichtlinien für einzelne Fahrzeugtypen wurden überarbeitet
Die Experten des beim Oö. LFV eingerichteten Ausschusses für Technik und Ausrüstung haben sich mit den einzelnen Fahrzeugtypen befasst und die jeweiligen Baurichtlinien überarbeitet. Dies ermöglicht eine Kostensenkung durch eine vereinfachte Produktion für mehrere Fahrzeuge.
„Die Feuerwehren sparen bis zu 1.000 Stunden, die sie sonst in die Konzeption und Angebotseinholungen ihrer Fahrzeuge investieren mussten und entlasten sie massiv, da keine weiteren Kosten für die Beladung anfallen. Die Gemeinden können dank der Standardisierung mit einem Fixpreis zu geringeren Kosten rechnen“, freut sich Mayer.
Leerräume können gemeindespezifisch befüllt werden
Für eine gemeindespezifische Bedarfsbeladung können vorhandene Leerräume (je nach Fahrzeugtyp unterschiedlich) von den Feuerwehren individuell genutzt werden. Die Abwicklung für Gemeinden und Feuerwehren wird ebenfalls erleichtert, da Ausschreibungen und die damit verbundene zeitaufwändige Planung nicht mehr in diesem Ausmaß erforderlich sind. Dadurch wird ein Fixpreis geschaffen, der den Feuerwehren und Gemeinden eine Planungs- und Kostensicherheit gibt.
Weitere Vorteile finden sich in der Ausbildung wieder, so Mayer: „Durch standardisierte Fahrzeuge kann die Ausbildung vereinheitlicht werden. Diese bietet letztendlich einen Mehrwert für Kameradinnen und Kameraden, die bei mehr als einer Feuerwehr einsatzberechtigt sind, und wirken sich somit positiv auf die Tageseinsatzbereitschaft aus.“
Das bereits vorkonfigurierte Fahrzeug, kann über die Bundesbeschaffungs-GmbH (BBG) bestellt werden, und steht nach dem Verlassen der Produktion gleich für den Einsatzdienst bereit.
Parallel zur Gesamtbeschaffung haben die Freiwilligen Feuerwehren und die Gemeinden weiterhin die Möglichkeit, auf Grundlage der Oö. Baurichtlinien für Feuerwehr-Fahrzeuge ihr Fahrzeug zu konfigurieren. In diesem Fall werden weiterhin laut Gemeindefinanzierung NEU die Normkosten für Fahrgestell und Aufbau mit der Förderquote der Gemeinde unterstützt.
Von Michaela Ecklbauer