Das Brauchtum der Goldhaube, eine mit aufwendiger Stickerei aus goldenen Fäden erstellte Haube, die in weiten Teilen Österreichs wie auch in Süddeutschland zur Tracht gehört, erfreut sich weiterhin großer Beliebtheit: Das geht aus einem Beitrag der Linzer Kirchenzeitung hervor. Allein in Oberösterreich gebe es derzeit 17.300 Goldhaubenfrauen, darunter 2.000 Kinder, berichtete die Landesobfrau der Goldhauben-, Kopftuch- und Hutgruppen, Martina Pühringer. Noch vor wenigen Jahrzehnten fast in Vergessenheit geraten, seien die Goldhauben vielerorts aus dem gesellschaftlichen und kirchlichen Leben mittlerweile nicht mehr wegzudenken.
Verbundenheit mit der Heimat
„Goldhaubenfrauen eint die Verbundenheit mit der Heimat und das Gefühl der Zugehörigkeit und Zusammengehörigkeit“, erklärte Pühringer. Waren Goldhauben zur Zeit ihrer Entstehung im 18. Jahrhundert der gehobenen Bürgersfrau als deren Standeszeichen vorbehalten, nahm die Verbreitung des Brauches seit den 1970er-Jahren – zuvor gab es nur noch 2.500 Goldhauben – sprunghaft zu. Goldhauben-Stickkurse des OÖ Volksbildungswerkes stießen damals auf großes Interesse und ließen überall Ortsgruppen entstehen, beworben besonders von Anneliese Ratzenböck, der Ehefrau des damaligen Landeshauptmanns. 423 solcher Gruppen verzeichnete man in Oberösterreich im Jahr 2023, organisiert von Orts- und Bezirksobfrauen.
Kräuterweihen „wiederbelebt“
Zu einem Schwerpunkt der Aktivitäten der Gruppen gehören kirchliche Feiern. Pühringer zufolge haben die Goldhaubenfrauen unter anderem die Tradition der Kräuterweihe in Oberösterreich wiederbelebt: 297 Goldhauben-Gruppen hätten im Vorjahr an solchen Weihen zum Fest Mariä Himmelfahrt (15. August) teilgenommen und sie zumeist auch organisiert. Ähnlich gestalteten Mitglieder der Trachtengruppen in 263 Orten Maiandachten, 187 Gruppen waren am „Tag der Tracht“ – an dem meist mit einem Gottesdienst verbundenen „Dirndlgewandsonntag“ im September – aktiv. Fixpunkte im Goldhauben-Jahr sind jedoch vor allem die Erntedankfeste, an denen sich im Vorjahr 411 Gruppen beteiligten, sowie im Frühjahr die Fronleichnamsprozessionen, bei denen in 396 Orten Oberösterreichs Goldhauben mitgingen.
Karitative (Back-)Arbeit
Goldhaubengemeinschaften verstehen sich jedoch auch als karitative Gruppen und sammeln deshalb Geld für verschiedene wohltätige Zwecke. „Unsere Währung sind Keks und Kuchen. Damit erarbeiten wir großes Geld“, erklärte Pühringer, die zudem auf die „Vielfalt der Talente“ in den eigenen Reihen verwies.
625.000 Euro an Spenden brachten die Ortsgruppen im vergangenen Jahr auf, von denen 185.000 Euro an kirchlich-kulturelle Projekte wie die Renovierung von Statuen, liturgischen Gewändern oder die Erneuerung von Bildstöcken und Kapellen gingen. Mit dem großen Rest seien vor allem „rasch und unbürokratisch“ soziale Hilfen ermöglicht worden, vom Pflegebett bis hin zu Frauenhäusern. 2021 hatte die Goldhaubengemeinschaft bei der Renovierung des Linzer Mariendoms die Patenschaft für das Turmkreuz übernommen.
Haube in Handarbeit
Die in den Familien weitergegebenen Goldhauben werden vor allem in Eigenproduktion angefertigt. 250 bis 300 Arbeitsstunden sind für die Herstellung dieser Kopfbedeckung vonnöten. Das zudem erforderliche Wissen um alte Handwerkstechniken wird von den Goldhaubengruppen in Zusammenarbeit mit Trachtenschneidereien erhalten und weitergegeben, was 2017 von der UNESCO in das österreichische Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen wurde. Begleitet werden sie von der Festtagstracht, bestehend aus einem bodenlangen Seidenkleid, Trachtenschmuck, Gebetbuch, Schultertuch, Handstiezeln und Perlbeutel. 2022 wurde auch die im Mostviertel (NÖ) verbreitete Goldhaubenwallfahrt in dieses Verzeichnis aufgenommen.