Kaineder fordert, beim Hochwasserschutz auf das Tempo zu drücken

Nachdem Hochwassereignis der vergangenen Tage laufen die Aufräumarbeiten. Der für Hochwasser zuständige Landesrat Stefan Kaineder sieht zwei Gründe, warum Oberösterreich relativ glimpflich davon gekommen ist: „Einerseits hatten wir dieses Mal etwas Glück, dass die größten Niederschlagsfelder nicht im Abflussbereich der oberösterreichischen Flüsse niedergegangen sind, andererseits hat sich die Schutzwirkung unzähliger baulicher Maßnahmen zur Hochwasserabwehr gezeigt. Tausende Oberösterreicherinnen und Oberösterreich und unzählige Gebäude konnten durch die Schutzmaßnahmen vor Überschwemmungen und Hochwasser bewahrt werden.„

Einzig etwas größere Flutschäden seien in Perg, Alkoven und im Bezirk Braunau zu verzeichnen, wo lokale Extremwetterlagen, für Überschwemmungen gesorgt haben. Kaineder bedankt sich bei den Einsatzkräften.

Warnungen waren diesmal sehr wertvoll

Klar sei, einen hundertprozentigen Schutz vor Hochwasser gebe es nicht. „Die Warnungen vor den großen Niederschlagsmengen und bevorstehenden Hochwasser waren für dieses Ereignis außerordentlich wertvoll und haben sehr gut funktioniert. Die Einsatzkräfte und die Bevölkerung konnten sich frühzeitig auf die bevorstehenden Herausforderungen vorbereiten“, so der Landesrat.

Weil das nächste Jahrhunderthochwasser vermutlich nicht lange auf sich warten lassen werde, fordert er, beim Hochwasserschutz „auf’s Tempo zu drücken und die anstehenden Projekte möglichst schnell in Umsetzung zu bringen“.

Seit dem Hochwasser 2002 sei bereits viel umgesetzt worden, einer der spektakulärsten Erfolge, sei die rechtzeitige Fertigstellung des Machlanddamm Hochwasserschutzes vor der Flut 2013 gewesen.

“In den vergangenen drei Jahren wurden in Oberösterreich Investitionen im Ausmaß von 67,3 Mio. Euro in die Schutzwasserwirtschaft getätigt. In ganz OÖ sind 129 Rückhaltebecken fertiggestellt bzw. in Bau“, sagt Kaineder: „Durch diese Rückhaltemaßnahmen wurden in Summe 20 Mio. Kubikmeter Retentionsvolumen geschaffen. Das ist in etwa das Fassungsvermögen von 8.000 olympischen Schwimmbecken, die im Ernstfall in Oberösterreich Wassermassen bremsen und einem geordneten Ablauf zugeführt werden können.“

Planungen für 26 Rückhaltebecken laufen

Konkrete Planungen würden für 26 weitere Rückhaltebecken laufen. Neben den Rückhaltebecken gebe es unzählige lineare Maßnahmen wie Dämme oder mobiler Hochwasserschutz, die ebenfalls wichtiger Bestandteil von funktionierenden Hochwasserschutzsystemen seien.

Auch die Landesdienststellen und Bezirkshauptmannschaften waren in ihrem Verantwortungsbereich gefordert. „Die letzten Tage waren auch für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter extrem fordernd und ich möchte auch im gesamten Amt mein aufrichtiges Dankeschön für die geleistete Arbeit im Krisenfall ausdrücken“, so Landesrat Kaineder.

Erste Bilanz

Zum aktuellen Ereignis werden noch umfangreiche Analysen folgen, zunächst könne man sagen, dass landesweit Ereignisse in Fließgewässern zwischen einjährlichen und bis zu einem 30-jährlichen Hochwasser auftraten. Besonders herausfordernd für die Prognosen sei der außergewöhnliche Schneefall und die anschließend einsetzende Schneeschmelze gewesen.

An der Donau betrafen die aufgetretenen Überflutungen die bekannten und typischerweise betroffenen Gebiete außerhalb von geschützten Bereichen. So kam es u.a. zu einem Anspringen der Überströmstrecken im Stauraum Wallsee-Mitterkirchen. Ungewöhnlich große Schäden sind in Bezug auf das Hochwasser von der Donau nicht zu verzeichnen.

Hangrutschungen und Kläranlagen

Mit den starken Niederschlägen verbunden war auch – insbesondere im Nordosten Oberösterreichs – eine Häufung von Hangrutschungen. Zur behördlichen Unterstützung gab es deshalb diverse Einsätze der Landesgeologie. Im Nachgang werden Sanierungsarbeiten an einzelnen Straßenabschnitten und bei Sicherungsbauwerken notwendig werden.

Vom Hochwasser betroffen waren auch einzelne Kläranlagen, bei denen Teile der Reinigungsanlagen und Betriebsgebäude überschwemmt wurden. Wesentliche Verunreinigungen der Gewässer waren durch die hohe Verdünnung nicht gegeben.

Ereignisse im Mühlviertel

Im Einzugsgebiet der Aist, das von den Niederschlägen sehr stark betroffen war, kam es in der Ortspassage von Schwertberg und im weiteren Verlauf zur Donau zu Wasserständen zwischen einem 30- und 50-jährlichen Hochwasser. Die Abflusssituation im Oberlauf der Feldaist, in Freistadt, war vergleichbar mit Schwertberg. Die Abflussräume entlang der Feldaist im Stadtgebiet von Freistadt waren flächig geflutet.

„Es hat sich gezeigt, dass gemäß der vorliegenden Planungen Becken an der Feldaist oberhalb von Freistadt für die Hochwassersicherheit der Stadt und in Folge mit einer überregionalen Wirkung bis in die Siedlungsräume der Unterliegergemeinden unbedingt erforderlich sind“, so Kaindeder.

Durch das Stadtgebiet von Gallneukirchen an der Großen Gusen lief eine rund zehnjährliche Hochwasserwelle durch. Aufgrund der geringeren Niederschläge im Einzugsgebiet kam es zu keinen Schäden. Planungen für einen sicheren HQ 100 Ausbau der Gewässerstrecke im Stadtbereich, kombiniert mit einer ökologischen Verbesserung des Gewässerregimes, liegen im Konzept bereits vor.

Verklausung Pesenbach und Überflutung in Alkoven

In der Ortschaft Strassham in der Gemeinde Alkoven kam es zu einer Überflutung von einigen Objekten durch den Gumpoldingerbach. Die Probleme dort sind bekannt, es ist auch ein Hochwasserschutzprojekt mit einem Hochwasserrückhaltebecken in Planung. Das Projekt soll nach Vorliegen der Grundverfügbarkeit bei der Behörde eingereicht werden.

Am Pesenbach kommt es immer wieder zu Verklausungen in der Schluchtstrecke, die hauptsächlich von Schadbäumen durch das massive Eschensterben ausgelöst wurde. Hier ist in Abstimmung mit der Behörde und der Gemeinde Feldkirchen eine Sanierung mit Forstfirmen in Vorbereitung.

Ereignisse im Kremstal

Nach erfolgreicher Fertigstellung eines der größten Rückhaltebecken Österreichs „RHB Krems Au“ an der Krems im Mai 2024 ist mit dem abgelaufenen Hochwasser-Ereignis die Bewährungsprobe bestanden. Das Becken hat die ankommenden Wassermassen aufgenommen, gespeichert und kontrolliert in den Unterlauf abgegeben, ohne dass in den Unterliegergemeinden Wartberg und Kremsmünster Schäden entstanden sind.

Zur Sicherstellung eines ausreichenden Hochwasserschutzes für das gesamte Kremstal bis Ansfelden sind noch zusätzliche Rückhaltemaßnahmen am Sulzbach erforderlich. Derzeit sind die Planungen für ein Becken am Standort Mühlgrub im Gange.

Entsprechend einer Machbarkeitsstudie kann ein weiteres Becken am Fernbach notwendig werden. Mit weiteren Maßnahmen in Neuhofen wäre das Kremstal vor Katastrophenhochwässern geschützt.

Ereignisse im Salzkammergut

Bei aufgetretenen ein bis zehn-jährlichen Ereignissen haben sämtliche Schutzanlagen ihren Zweck erfüllt und konnten die Wassermengen schadlos abführen. Bislang wurden auch keine größeren Schäden gemeldet, die über das normale Ausmaß der Instandhaltung nach einem Ereignis hinausgehen.

Bedingt durch die anfangs tief liegende Schneefallgrenze und die einsetzende Retention in den Salzkammergutseen sind in den ersten Tagen die Pegel im Verhältnis langsamer angestiegen. Durch das länger andauernde Ereignis über mehrere Tage und der zweiten Hochwasserwelle am Montagabend sind auch die Seensteuerungen an ihre Grenzen gestoßen.

Nachdem die Anlagen durchwegs vollständig geöffnet waren und die maximalen Abgabemengen annähernd erreicht waren, sind in Verbindung mit der eingetretenen Schneeschmelze die Pegelstände an den Seen nochmals stark angestiegen und werden voraussichtlich länger auf hohem Niveau bleiben bzw. nur langsam sinken.

Mit Stand Mittwoch werden in den Seen derzeit immer noch mehr als 100 Mio. m³ retentiert und gedrosselt in die Unterliegergewässer abgegeben. Diese Retention hat beim abgelaufenen Ereignis den Hochwasserabfluss abwärts der Seen maßgeblich verbessert, führt aber klarerweise zu Überflutungen und Unmut an den Seengemeinden.

Die Steuerungen unterliegen jedoch sehr komplexen, wasserrechtlich bewilligten Regularien, die von den Organen des Gewässerbezirks Gmunden überwacht und kontrolliert werden. Diese Überwachung hat gezeigt, dass die Anlagen ordnungsgemäß und entsprechend den bewilligten Klauswehrordnungen funktioniert haben.

Ereignisse im Innviertel

Im Bereich des Gewässerbezirkes Braunau haben alle Schutzbauwerke gut funktioniert, außer die Hochwasserschutzanlage in Teichstätt. Diese wurde bereits am Sonntag durch die erste Hochwasserwelle des Schwemm- und Hainbaches gut gefüllt. Das maximale Retentionsvolumen von aktuell ca. 1,8 Millionen Kubikmeter war bis auf 400.000 Kubikmeter aufgebraucht. Ebenso des Versickerungsbecken Lengau. Dieses verfügt ebenfalls über eine Kapazität von 900.008 Kubikmeter Retentionsvolumen. Aufgrund der Hochwasserwelle des Hainbaches war dieses bereits am Sonntag zu ca. 75 Prozent gefüllt.

Die zweite Hochwasserwelle am Montag führte in den Nachtstunden zuerst zu einem Überlaufen des Versickerungsbecken Lengau. Der Überlauf mündet direkt im darunter liegenden Rückhaltebecken Teichstätt, wo in den Morgenstunden ebenfalls ein Überlastfall für wenige Stunden und ohne Probleme oder Schäden für die Unterlieger zu verzeichnen war.

Das Rückhaltebecken Sonnleiten in der Gemeinde Helpfau-Uttendorf am sogenannten Mauerkirchner Brunnbach ist auf ein 100-jährliches Ereignis bemessen und errichtet. Das maximale Retentionsvolumen beträgt beim Vollstau 440.000 Kubikmeter. Die enormen Regenmengen im Einzugsgebiet verursachten dann in den Nachtstunden von Montag auf Dienstag einen massiven Überlastfall, der in weiterer Folge im Ortsgebiet von Mauerkirchen zur Überflutung führte.

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