Medizin-Fakultät an der JKU braucht für künftige Forschung mehr Geld

Evaluierungskommission stellt ihr für den Aufbau des Lehrbetriebs und die Förderprogramme ein sehr gutes Zeugnis aus

„Der Aufbau der Medizinischen Fakultät in Linz ist hervorragend gelungen“, konstatierte am Donnerstag Univ.-Prof. Guido Adler, ehemaliger Leitender Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Uniklinikums Heidelberg, bei einer Pressekonferenz in der oö. Landeshauptstadt. Er gab dabei zu, den Uni-Plänen in Linz ursprünglich kritisch gegenüber gestanden zu sein. Klar sei aber auch, dass die Fakultät mehr Geld für künftige Forschung brauche.

Seine Meinung revidiert habe Adler im Zuge einer internationalen Evaluierung, der sich die Medizinische Fakultät (MedFak) der Johannes Kepler Universität (JKU) anlässlich ihres zehnjährigen Bestehens unterzogen hat. Adler hatte den Vorsitz in dem Team von sechs internationalen Gutachtern aus dem deutschsprachigen Raum inne.

Die JKU hatte 89 Fragen zu beantworten, analysiert wurde von der Kommission der Selbstbericht, zudem kam das Team für sechs Tage nach Linz, um den beteiligten Organisationen – Land, Bund, Uni, Klinik – auf den Zahn zu fühlen.

225 Mio. Euro Anschubfinanzierung vom Land OÖ

Der Aufbau sei nicht zuletzt durch die Anschubfinanzierung seitens des Landes von 225 Mio. Euro und den Förderprogrammen gelungen, die es Ärzten erlaubte, einen Tag pro Woche zu forschen. Ein Lob gab es auch für das Zusammenwachsen der drei beteiligten Kliniken zum Kepler Uniklinikum (KUK).

In einer zweiten Entwicklungsphase müsse jetzt aber die Forschung weiterentwickelt werden, dazu benötige der Standort zusätzliches Geld. „Nur über die Strahlkraft in der Forschung kann es gelingen, erstklassige Berufungen durchzuführen und in der Lehre attraktiv zu bleiben“, so die Kommission.

Zu den Forschungsschwerpunkten „Künstliche Intelligenz in der Medizin“, „Technik in der Medizin“ und „Life Sciences“, sowie den klinischen Schwerpunkten „Neurowissenschaften“, „Kardiovaskuläre und metabolische Erkrankungen“, „Entzündungs- und Tumormedizin“ sowie „Kinder- und Entwicklungsmedizin“ brauche es weitere Forschungsbereiche.

Aufbau einer biomedizinischen Grundlagenforschung notwendig

Explizit genannt wurden der Aufbau einer biomedizinischen Grundlagenforschung sowie innovative Forschungsansätze an den Schnittstellen der bisherigen Schwerpunkte. Die Medizinische Fakultät brauche außerdem zehn weitere Professuren, um klinische Kernfächer auf universitärem Niveau zu entwickeln und die Grundlagenforschung zu stärken.

Der für den Zeitraum 2014 bis 2028 festgelegte Kostenpfad war aus Sicht der Evaluierungskommission ausreichend, um den Studienbetrieb erfolgreich aufzubauen. Derzeit gibt es 320 Studienplätze für Erstsemestrige, insgesamt sind es 1.773 Studierende. 22 Lehrstühle und neun sogenannte Tenure-Track-Professuren sind bislang besetzt.

Laut Elgin Drda, Vizerektorin für Medizin, bekomme die Fakultät in der aktuellen Finanzierungsperiode (2022 bis 2024) rund 57 Millionen Euro, während Graz und Innsbruck mit einer vergleichbaren Studentenzahl 255 bzw. 230 Mio. Euro erhalten.

Konkret heißt das, dass die JKU-MedFak derzeit 5 Prozent des Budgets bekommt, aber 18 Prozent der Medizinstudenten in Österreich ausbildet. Im Hinblick auf die Verhandlungen für die nächste Finanzierungsperiode, die 2028 startet, forderte Drda: „Wir wollen das, was uns zusteht“. 2025 wird daher ein Konzept erarbeitet, mit dem man 2026 in die Finanzierungsverhandlungen treten wird.

„Der Bund ist am Zug“

„Der Beitrag des Landes ist bereits erfüllt, jetzt ist der Bund am Zug, damit sich die Fakultät weiterentwickeln kann“, betonte Gesundheitsreferentin LH-Stv. Christine Haberlander. Natürlich werde das Land gemeinsam mit den Gemeinden die medizinische Versorgung weiterhin gewährleisten. Die gut funktionierende Kooperation zwischen Versorgung, Lehre und Forschung zeige einmal mehr den erfolgreichen Weg des Miteinanders in Oberösterreich.

Die Medizinische Fakultät spiele eine wichtige Rolle in der Ausbildung der Ärzte. Knapp 100 Studenten absolvierten ihr Klinisch-Praktisches Jahr (KPJ) im Kepler Uniklinik, im Ordensklinikum Linz stammen mehr als die Hälfte der KPJ-Studenten von der MedFak und im Krankenhaus Braunau sind es immerhin noch sieben Studierende.

„Sich offen und selbstkritisch einer externen Bewertung zu stellen, birgt immer ein Risiko, zumal die Medizinische Fakultät in ihrer Gründungsphase auch unter Experten durchaus umstritten war“, sagte JKU-Rektor Stefan Koch: „Umso mehr freut mich, dass uns die Kommission das Potenzial attestiert, ein national und international konkurrenzfähiger Standort der Universitätsmedizin zu werden.“

„Die Kapazität des Kepler Uniklinikums ist durchaus mit anderen Unikliniken vergleichbar. Die Zusammenführung von drei Kliniken, mag sie noch so gut vorbereitet sein, wird von den Mitarbeitern gelebt. Ich danke den Mitarbeitern, dass in den zehn Jahren ein KUK-Team entstanden ist“, betonte Franz Harnoncourt, Geschäftsführer des Kepler Uniklinikums. Er sprach im Zusammenhang von der Lehre und Forschung an der MedFak und der medizinischen Versorgung in der Klinik von lebensfähigen siamesischen Zwillingen. Die Fakultät habe die Geburt und Jugend gut überstanden, jetzt gehe es, um die Weiterentwicklung ins Erwachsenenalter.

Von Michaela Ecklbauer

 

Die mobile Version verlassen