Visionäre Ideen über die Zukunft der Steyrtal-Museumsbahn

Ein neues Buch über das 135 Jahre alte Schnauferl zeigt neue Wege für einen sanften Tourismus auf

Der Vergleich mag groß gegriffen klingen, aber er beschreibt ein Faktum: Erstmals seit dem Bau der Steyrtalbahn gibt es für den Rest dieser einzigartigen Schmalspurbahn im Steyrtal wieder eine Zukunftsvision. Und das passiert zu einem besonderen Zeitpunkt – wird doch am Samstag, 7. September, gleich ein mehrfaches Jubiläum gefeiert. Zum einen nahm vor 135 Jahren die Steyrtalbahn – die in ihrer längsten Ausdehnung einmal zwischen Garsten und Klaus verkehrte – ihren Betrieb auf, seit 50 Jahren gibt es die Österreichische Gesellschaft für Eisenbahngeschichte (ÖGEG) und es ist auch dieser ÖGEG zu verdanken, dass die Steyrtalbahn nach ihrer Einstellung durch die ÖBB im Jahr 1982 vor 40 Jahren auf dem Abschnitt zwischen Steyr und Grünburg als Museumsbahn ein neues Leben eingehaucht bekam.

Ohne die rührige ÖGEG gäbe es also am Samstag nichts mehr zu feiern, ein Stück österreichische Eisenbahngeschichte wäre unwiederbringlich verloren gegangen. Vermutlich würde man aber einer „ausgedampften“ Steyrtalbahn heute ebensolche Tränen nachweinen wie der Ischler Bahn, die nur mehr nostalgisch besungen werden kann.

Indes ist es in diesem Fall ganz anders. Wer Visionen hat, braucht einen Arzt, sagte einst ein Politiker.  Doch Paul Brandl und Johannes Ebert brauchen keinen Arzt, sondern eine interessierte Leserschaft weit über die Freunde des Dampfzugfahrens hinaus. „Auf historischen Gleisen zum sanften Tourismus – Begeisterung rund um die Steyrtal-Museumsbahn“ heißt das von den beiden verfasste Buch, das rechtzeitig zu den angesprochenen Jubiläen auf den Buchmarkt gekommen ist.

War einst die Bahn im wahrsten Sinne des Wortes eine Wirtschaftslokomotive für die Region – nämlich sowohl im Gütertransport als auch als Transportmittel für Arbeiter und Schüler -, so zeichnen die beiden Autoren heute ein Bild der Museumsbahn, die sie aus dem Nostalgiestatus in eine Zukunftseinrichtung katapultieren könnte.

Brandl und Ebert haben die Eisenbahn sozusagen im Blut. Der frühere Professor an der Fachhochschule OÖ und gebürtige Steyrer, Paul Brandl, ist nach eigener Aussage „neben der Steyrtalbahn aufgewachsen“, was auch für den Leonsteiner Johannes Ebert gilt, der zudem als hauptberuflicher ÖBBler lange Zeit Pressesprecher des Unternehmens war.

Dem Kennenlernen an der FH folgte ein erstes gemeinsames Projekt, nämlich der Märchenzug – und das Thema Märchen hat die beiden seither auch nicht mehr losgelassen. Aufbauend auf den Laptop einer mysteriösen Märchenfigur und darauf vorhandene Dateifragmente, die aus der Zukunft berichten, entwickeln Brandl und Ebert ein Szenario, wie die Steyrtalbahn über ihren Museumsnimbus hinaus sowohl zu einer zentralen touristischen Einrichtung als auch zu einem regionalen Verkehrsmittel werden kann. Ob für Radfahrer, Wanderer, Pilger, Christkindl-Fans oder Ferien-Kinder: Das Buch listet penibel auf, welch breites Chancenfeld sich für die Schmalspurbahn auftun könnte. Könnte deswegen, weil die Autoren ihre Botschaften zwar unmissverständlich adressieren, es aber nun auch ein Gegenüber bräuchte, das die Ideen aufgreift und umsetzt.

Die vom Autoren-Duo apostrophierte „Begeisterung“ für die Steyrtalbahn wird wohl beim Bahnhofsfest am Samstag in Grünburg erlebbar sein, damit der Ideen-Funke für die „Steyrtalbahn reloaded“ aber auch nachhaltig überspringt, wird dort auch das Buch entsprechend präsentiert.

Und was wünschen sich die beiden? „Dass viele Visionen rund um die Steyrtal-Museumsbahn aufgegriffen und umgesetzt werden. So wird sie uns auch in 20 Jahren noch Freude bereiten“.

Paul Brandl/Johannes Ebert: „Auf historischen Gleisen zum sanften Tourismus – Begeisterung rund um die Steyrtalbahn“ ist im RMG-Verlag erschienen. 128 Seiten, 43 Euro.

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