Vom Teenager bis zum Senior: Rotes Kreuz hat die passende Jacke

Für die humanitäre Hilfsorganisation wird es zunehmend schwerer, Freiwillige langfristig zu halten

Sechs von zehn Oberösterreichern engagieren sich freiwillig — bei der Feuerwehr, in Sportvereinen, Rettungs-, Hilfs- oder Zivilschutzorganisationen, etc. Das Rote Kreuz kann in Oberösterreich auf einen Pool von 23.900 Freiwilligen aller Altersstufen zurückgreifen. Sie alle arbeiten in den vielfältigen Bereichen der Blaulichtorganisation, allen voran im Rettungsdienst.

„Verglichen mit anderen Bundesländern sind wir in einer guten Position“, ist Rotkreuz-Präsident Walter Aichinger grundsätzlich zufrieden mit der Mitarbeitergewinnung hierzulande. Um Freiwillige zu finden, startet heuer bereits zum 15. Mal die Kampagne „Wir haben die passende Jacke für dich!“. Damit wird das immer breiter werdende Spektrum der Hilfe präsentiert.

Jährlich 500 Freiwillige mehr

Die Kampagne hat in den vergangenen Jahren große Wirkung gezeigt: Bezieht man die Abgänge mit ein, steigt die Zahl der Ehrenamtlichen jedes Jahr um rund 500 Personen. Und das, „obwohl es für die Menschen immer schwieriger wird, zeitlich verfügbar zu sein“, ist sich Aichinger bewusst — also Familie, Job und ehrenamtliche Tätigkeit unter einen Hut zu bringen. Denn auch die (zeitlichen) Anforderungen, bzw. die Ausbildung hat sich — vor allem im Rettungsdienst — im Laufe der Jahre entwickelt.

Die große Herausforderung sei es heutzutage, die Freiwilligen, ohne die es nicht geht, auch zu halten. Denn sie seien das Herzstück der Organisation, leisten jährlich fast drei Millionen freiwillige Stunden. Ohne sie wären viele Leistungen schlichtweg nicht möglich oder massiv teurer, betont der Rotkreuz-Präsident, der dringend ein professionelles Freiwilligenmanagement fordert.

Im Schnitt sind es sieben Jahre, die die Leute in der Rotkreuz-Familie bleiben, verdeutlicht es Landesgeschäftsleiter Erich Haneschläger. Um die Bindung zu erhöhen setzt das Rote Kreuz daher verstärkt auf die Stärkung der Gemeinschaft und des Zusammenhaltes, etwa durch Gemeinschaftsveranstaltungen, Fortbildung oder Infoabende.

Sinnstiftend in der Pension

Mitarbeiter zu halten, heißt auch, sie in andere Arbeitsbereiche „überzuführen“. „30 Prozent unserer Ehrenamtlichen sind über 60 Jahre alt“, so Haneschläger. Und die jungen Senioren haben in der Organisation durchaus einen wertvollen Platz, sei es beim Ausfahren von Essen auf Rädern, in den Sozialmärkten oder auch als Lern- und Lesecoach.

Zu letzteren zählt Anton Moser aus Traun. Der pensionierte Rechtsanwalt ist seit etwa einem Jahr mit dabei. „Ich wollte etwas zurückgeben, weil mir die Gesellschaft auch viel gegeben hat“, sagt er.

Spaß haben, etwas für sich, für andere, für die Gesellschaft tun

Etwas zurückgeben ist nur ein Motiv für die freiwillige Arbeit beim Roten Kreuz. „Die Motive haben sich in den vergangenen fünf bis zehn Jahren kaum geändert, zeigen die Umfragen“, betont Haneschläger. Ganz oben auf der Liste steht, anderen Menschen zu helfen (90 Prozent), dahinter rangiert Spaß am Engagement haben und etwas Nützliches zum Gemeinwohl beitragen (82 Prozent).

Das dritthäufigste Motiv ist die Suche nach Gemeinschaft: also mit Menschen in Kontakt kommen und eigene Fähigkeiten und Kenntnisse einbringen (74 Prozent). Selbst davon einen Nutzen zu haben, gaben zuletzt 64 Prozent der Befragten an.

Manchmal ist der eigene Nutzen sogar ein noch größerer: So wie bei Julia Madlmair, der stv. Ortsstellenleiterin von Vöcklabruck. Die 30-Jährige engagiert sich ihr halbes Leben beim Roten Kreuz. Bei ihren Rettungsdiensten lernte sie auch ihren Mann kennen und heiratete somit „quasi“ in die Rotkreuz-Familie ein. Ihr Grund dabei zu bleiben: „Das Engagement hat einfach Sinn!“

Von Renate Enöckl

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