„Das ist keine Mathematik, das sind Emotionen“

DJ LUM!X aus Rohrbach tritt am Dienstag mit Pia Maria im Song-Contest-Halbfinale an

DJ LUM!X gibt schon bei der Probe alles.
DJ LUM!X gibt schon bei der Probe alles. © ORF/Roman Zach-Kiesling

Der 19-jährige DJ LUM!X vulgo Luca Michlmayr aus Rohrbach will am Dienstag (21 Uhr, ORF 1) gemeinsam mit der 18-jährigen Pia Maria für Österreich den Sprung ins Finale (14. Mai) des diesjährigen Eurovision Song Contest (ESC) in Turin schaffen.

Michlmayr bringt dafür schon einiges an Erfahrung mit, hat er doch als Künstler im Internet bereits vor längerem die Marke von 500 Mio. Streams geknackt. Schon früh hat er angefangen, selbst Musik zu machen und Songs ins Netz zu stellen. Das schwedische Indielabel Bounce United entdeckte ihn, und so veröffentliche der junge Oberösterreicher 2018 seine Debütsingle „Underground“.

Sein Welthit „Monster“ lukrierte auf Spotify über 200 Mio. Streams und auf YouTube gut 90 Mio. Zugriffe. Den Song Contest will er mit der Party-Nummer „Halo“ knacken.

VOLKSBLATT: Sie bringen Erfahrung mit. Geht man in so eine Veranstaltung trotzdem mit mehr Respekt hinein?

DJ LUM!X: Ich habe Respekt vor jeder Sache, die ich mache. Aber da ist schon viel mehr Emotion dabei, weil man im Hinterkopf hat, dass hundert Millionen Leute zuschauen. Man ist zwei Wochen im Vorhinein da, die unzähligen Interviews … das ist schon ein ganz anderes Kaliber als ein normaler Auftritt.

Können Sie Bühne, Outfit und Performance ein wenig beschreiben?

Man kann sich das auch schon auf YouTube anschauen … Prinzipiell haben wir versucht, es einfach zu halten, den Song wirken zu lassen. Pia und ich stehen in einem großen Ring mit Lichtern, um uns herum Pyrotechnik, Feuer, CO2-Kanonen. Ähnlich wie im Video haben wir beim Outfit versucht, den futuristischen Stil beizubehalten, der aber nicht zu weit weg von unserer Komfortzone ist, damit wir uns auch wohlfühlen können.

Wie erleben Sie die Vorbereitungszeit? Machen Sie mit Kollegen Stadtführungen? Schließlich haben Sie schon in Turin gelebt.

Wir haben uns einen Tag genommen, wo ich den anderen ein paar schöne Orte gezeigt habe, wir waren auf einen guten Kaffee und einen guten Aperitiv. Das ist natürlich fein, wenn du in einer Stadt bist, in der du gewohnt hast, dich wohlfühlst. Da kann man sich dann besser auf das Wesentliche konzentrieren.

Denken Sie, dass Sie als heute in Mailand lebender Halbitaliener einen Vorteil haben?

Ich kann mir schon vorstellen, dass mich die Italiener unterstützen und würde mich natürlich freuen, speziell aus Italien gute Votes zu kriegen.

Welche Rücksichten müssen noch wegen Corona genommen werden?

Wir testen alle 72 Stunden. Die Maskenpflicht ist in Italien ab 1. Mai gefallen, man braucht nur noch in Supermärkten und bei Großveranstaltungen, glaub ich, Maske. Wie streng sie das beim ESC handhaben, weiß ich nicht. Dass die Leute sitzenbleiben müssen und sich nicht bewegen dürfen, glaube ich nicht. Ich denke, da lässt man schon ein bissl Interaktion zu.

Sie treten mit Startnummer 13 im ersten Halbfinale an, ein gutes oder ein schlechtes Omen?

Ich glaube mittlerweile, ein gutes. Ich hab mir früher immer eingeredet, dass die 13 meine Unglückszahl ist, bis irgendwann die Einsicht kam, dass das damit gar nichts zu tun hat. Ich bin mir ganz sicher, dass das passen wird, egal mit welcher Startnummer wir die Bühne rocken.

Sehen Sie sich die Wettquoten an, die Sie kürzlich auf Platz 10 des ersten Halbfinales gereiht haben, oder setzen Sie lieber auf die YouTube-Zahlen, mit denen Sie in der Spitzengruppe im ESC-Starterfeld liegen würden?

Ich schau´ mir Zahlen und Wettquoten nicht an. So ein Buchmacher ist noch nie auf der Bühne gestanden, hat keinen Song geschrieben oder performt. Was will er schon wissen, das ist keine Mathematik, das sind Emotionen. Es kommt genau darauf an, ob du in den drei Minuten auf der Bühne die Emotion bringst und wie das bei den Leuten ankommt.

Zu Österreichs bisheriger ESC-Bilanz zählen zwei Siege und fünf letzte Plätze – womit würden Sie zufrieden sein?

Es gibt starke Konkurrenz heuer. Ich gehe davon aus, dass wir ins Finale kommen und uns dort dann sehr gut platzieren können. Der Sieg ist das Ziel. Dass das nicht leicht ist, wissen wir. Aber sonst wäre es ja auch nicht lustig. Spaß zu haben, ist das Allerwichtigste.

Die Buchmacher sehen die Ukraine (Kalush Orchestra) quasi als Solidaritätsfavoriten vorne, gefolgt von Italien (Mahmood & Blanco), auf Platz 3 Schwedens Cornelia Jakobs. Wer sind Ihre Favoriten?

Ich finde Italien, England und Armenien stark, Pia findet auch Tschechien gut. Ich glaube nicht, dass die Ukraine gewinnen wird, das wäre zu einfach. Ich denke, dass es ganz viele Überraschungen geben wird und man nix vorhersagen kann.

Die 66. Ausgabe des Musikevents wird vom russischen Angriffskrieg auf die Ukraine getrübt. Steht Ihr Song „Halo“ als Partymusik dem entgegen?

Ich glaube, das ist genau das, was wir brauchen. Es ist wie bei den Anschlägen in Paris, wo die Leute dann gesagt haben, wir gehen erst recht auf die Straße. Wenn du traurig bist und traurige Musik hörst, wird es wohl nicht besser. Wir wollten gezielt etwas Energetisches, Stimmungsvolles, gute Laune verbreiten. Schlechte Sachen passieren zur Genüge. Da kann man auch einmal drei Minuten abschalten, genießen, Spaß haben.

Wie hat sich die Zusammenarbeit mit Pia Maria entwickelt, mit der Sie sich erst für den Song Contest zusammengetan haben?

Extrem gut, wir sind gute Freunde geworden. Ich sehe das fast wie ein geschwisterliches Verhältnis. Wir schauen aufeinander, unterstützen einander, reden miteinander — tun alles, was man braucht, um so eine stressige, aufwendige Zeit zu meistern.

An Pia Marias Gesang scheiden sich die Geister. Was sagen Sie Kritikern?

Jeder, der ein bissl Ahnung hat von Musik, weiß, dass man zwar viel machen kann in der Bearbeitung, aber wenn der Betreffende nicht singen kann, kann er auch dadurch nicht singen. Pia Maria kann singen. Bei der letzte Probe war sie auf einem so guten Niveau, dass ich sage: Die Hater werden verstummen.

Wird´s eine Abordnung aus Rohrbach in Turin geben, die Sie vor Ort unterstützt?

Ja, es sind Freunde und meine Familie – Vater, Mutter und Schwester — vor Ort. Das freut mich sehr, weil das ein Zuspruch ist, den man immer gern kriegt. Auch wenn man sie von der Bühne aus nicht sieht, weiß man, die sind da und das gibt einem ein besseres Gefühl. Man ist nicht alleine da, das ist wirklich schön.

Mit DJ LUM!X sprach Melanie Wagenhofer