Wenn sich Paare in einer berühmten Hochzeitskirche in Finnland, die jedes Kind kennt, künftig das Ja-Wort geben, dann erklingt dazu eine Orgel, die aus Oberösterreich stammt. Orgelbauer Kögler aus St. Florian bei Linz schickt das besondere Stück demnächst gen Hohen Norden.
Die Insel Suomenlinna liegt vor Helsinki und und ist seit 1991 UNESCO–Weltkulturerbe. Sie beherbergt eine Befestigungsanlage und stand einmal unter russischer, dann unter schwedischer, schließlich unter finnischer Herrschaft.
„Das Kirchlein drauf, das obendrein auch als Leuchtturm fungiert, ist nicht nur ein beliebter Ort für Trauungen, sondern heute auch ein Ausflugsziel, das zum Programm jedes Helsinki-Besuchers gehört“, weiß Orgelbauer Christian Kögler.
20 Register, 1091 Pfeifen, keine Schrauben und Nägel
Die bestehende Orgel aus den 1970er-Jahren wies große, vor allem auch klangliche Schwächen auf. Vergangenes Jahr hat die zuständige Diözese, die Domkirche Helsinki, eine internationale Ausschreibung für eine neue Orgel gemacht und die St. Florianer haben den 300.000- Euro-Auftrag an Land gezogen. „Wir freuen uns sehr darüber, wieder einmal nach Finnland bauen zu dürfen“, sagt Kögler. Es sei die dritte Orgel, die von St. Florian in das Land, in dem Orgelmusik sehr geschätzt werde, gehe.
Seit einem Jahr wird nun hierzulande an der Orgel gebaut. Auf den Siegerentwurf, der in dem für Finnland typischen schlichten Stil gehalten ist, folgten 60 bis 70 Detailzeichnungen. Danach wurden in dem mit sieben Mitarbeitern größten Orgelbaubetrieb des Landes sämtliche Einzelkomponenten angefertigt, die Orgel ohne Schrauben und Nägel mit einem Baukasten-Stecksystem zusammengefügt. Die Orgel wird 20 Register verteilt auf Hauptwerk, Schwellwerk und Pedalwerk aufweisen und 1091 Pfeifen, von denen die längste 3,50 Meter lang und die kleinste 12 Millimeter kurz ist.
Bei Kögler besinnt man sich seit den 1990er-Jahren wieder auf barocke Technik, die man sanft weiterentwickelt hat: „Im 16. und 17. Jahrhundert war die Orgelbaukunst auf einem Höhepunkt, danach entwickelte man sich weg von der mechanischen Orgel, was leider mit einem Qualitätsverlust einherging.“
Im 20. Jahrhundert habe es schließlich einen regelrechten Orgelbauboom gegeben, der zu einer Massenproduktion geführt habe, viel Wissen und Klangqualität seien verloren gegangen. „Wir in St. Florian arbeiten heute nach der alten Technik und mit natürlichen Materialien“, so Kögler. Es gehe neben der hohen Klangqualität vor allem auch um Langlebigkeit der Instrumente: „Unser Ziel ist, dass man jahrhundertelang Freude an einer Orgel hat.“
Zu Ostern geht es per Sattelzug in den Norden
Rund um Ostern wird die fertige Orgel dann in St Florian auf einen Sattelzug verladen und nach Travemünde gefahren. Von dort geht es mit der Fähre weiter nach Finnland und in Helsinki mit einer Spezialfähre hinaus zum Bestimmungsort. Acht bis neun Wochen lang werden Kögler-Mitarbeiter vor Ort dann noch den Aufbau übernehmen, ehe die neue Orgel in Betrieb genommen werden kann und die ersten „Ja“ sagen zu den Klängen aus Oberösterreich.
Von Melanie Wagenhofer