Das Haus am Linzer Volksgarten ist am Dienstag natürlich gesteckt voll gewesen. Der peruanisch-österreichische Startenor Juan Diego Flórez gab sein Recital aus Lied und Oper mit allen Facetten seines stimmlichen Ausdrucksvermögens.
Ein Alleskönner
Das klug ausgewählte Programm mit seinem organischen Aufbau, „wenn man schon gegen die fünfzig geht“, wie Flórez in einem Interview sagte, ließ alles andere als einen klassischen Abend erwarten und zeigte auf, wie die stimmliche und auch persönliche Entwicklung des Tenors verlaufen ist.
Ohne jedwede Einschränkung seines gestalterischen Potenzials, kaum ohne Grenzüberschreitungen im Fachbereich, nämlich ganz so, wie er immer schon zu bewundern und begeistern vermochte, was sich noch verstärkt hatte. Flórez ist ein Alleskönner, wovon er auch an diesem Abend überzeugen konnte.
Zum Aufwärmen begann er in sanften Tönen noch etwas verhalten mit drei Schubert-Proben. Leiser flehten da in einer davon seine Lieder auch beim innigen Dank „An die Musik“ — im „Belcanto“ in des Wortes ursprünglichem Sinn, um darauf mit Vincenzo Bellinis kammermusikalischen Arietten in seine altbewährte wirkliche Musikwelt einzutauchen.
Perfekt vorbereitet für seinen Lieblingskomponisten Gioacchino Rossini und dessen Melodramma giocoso „Der Prüfstein“ sowie die Arie des Idreno aus der Oper „Semiramide“. Die Fortsetzung des Belcantostils vor dem italienischen Liedmeister Paolo Tosti bildete von der romantischen Opernbühne Gaetano Donizetti mit der Arie des Dom Sébastien aus der gleichnamigen Oper, mit der Flórez Leuchtkraft und Glanzmaterial seiner umwerfend-geschmeidigen Stimme ausbreitete.
Imaginär rollten die nicht immer aufführungsverwöhnten Figuren auf der riesigen Bühne des Hauses vorbei und reichten sich die Hand eines opernfirmen Sängers, dessen charismatische Aura von einer Sternstunde zur anderen führte. Endlich kam Giuseppe Verdi an die Reihe und das Stimmwunder der hohen Cs konnte mit einer Arie aus der seltenen Oper „Jerusalem“ so begeistern, wie ihn seine Fans auch deshalb seit langer Zeit bewundern. Die Stimmung im Saal am Siedepunkt.
Beifallsgüsse in Strömen
Zur Beruhigung verbeugte sich Flórez noch mit Mimis eiskaltem Händchen aus Puccinis „La Boheme“ vor dem gegenwärtigen Spielplan des Hauses. Das Warten auf Encores lohnte sich, denn Flórez betrat mit Gitarre die Bühne, spielte und sang sich in die Herzen und schlüpfte in seine erprobte „Nebenrolle“.
Nicht genug für das Finale, obwohl der Künstler gestand, dass er mit einer gebrochenen Rippe den Abend absolvierte. Puccinis „Nessun dorma“ aus „Turandot“ riss di Besucher noch einmal von den Sitzen. Nicht erst jetzt regnete es Beifallsgüsse in Strömen, die auch der Begleitung und den Soloeinlagen der französischen Pianistin Cécile Restier galten.